Vier Personen, die nichts miteinander gemeinsam haben, bis auf ihren Wohnort. Sie alle leben auf derselben Etage eines Hochhauses, das von der KI Athena gesteuert wird. In der Zukunft, in der sie leben, ist künstliche Intelligenz fest im Alltag verankert. Doch wie sieht es in einer hochtechnologischen Gesellschaft mit der Liebe, zwischenmenschlichen Beziehungen und dem Zauber des Weihnachtsfests aus? Titus Müller erschafft eine fantastische Erzählwelt, in der Füllfederhalter zu Relikten aus längst vergangenen Tagen werden und die Suche nach dem Glück beinahe mehr Fragen als Antworten aufwirft. (Verlagsbeschreibung)
DNB / edition chrismon / 2024 / ISBN: 978-3-96038-399-4 / 112 Seiten
Kurzmeinung: KI und der Geist der Weihnacht - ein außergewöhnliches Weihnachtsbuch, das einen Blick auf zukünftige Zeiten wagt...
KI UND DER GEIST DER WEIHNACHT...
Quelle: Pixabay |
In der (vielleicht nicht so) fernen Zukunft, in der diese kleine Weihnachtsgeschichte spielt, ist die KI aus dem Alltag der Menschen nicht mehr wegzudenken. Die Erzählung spielt in einem Hochhaus, in dem die KI Athena sämtliche Vorgänge im Gebäude überwacht - alle technischen Abläufe funktionieren reibungslos, niemand Unbefugtes betritt das Gebäude, das Verhalten der Bewohner wird analysiert, Ratschläge für eine gesunde Lebensführung erteilt und Gesundheitsparameter überwacht. Für alle Bewohner ist der Eingriff in ihre Privatsphäre schon nichts Besonderes mehr - außer für den alten Heinrich, der in seiner Wohnung alle Kameraaugen abgeklebt und die Mikrophone deaktiviert hat. Ein ärgerlicher blinder Fleck, findet Athena, und doch ist es gerade Heinrich, dem in dieser Erzählung eine besondere Rolle zukommt.
Heinrich lebt wie die anderen Bewohner auf seiner Etage ohne Kontakt zu seinen Nachbarn, umgibt sich aber mit althergebrachten Dingen. Büchern zum Beispiel, die von den Menschen der modernen Zeit nur noch müde belächelt werden - Lesen gilt als Zeitverschwendung, wo doch die KI jederzeit kurz und knapp zusammengefasst alle gewünschten Texte präsentieren kann. Und Heinrich stellt jetzt zur Weihnachtszeit auch noch einen Tannenbaum in seinem Wohnzimmer auf - ein Anachronismus, der die KI veranlasst, den Alten als noch wunderlicher einzustufen als sowieso schon. Doch plötzlich erkennt Athena, dass Heinrich in einer plötzlichen Notlage die einzige Chance bietet - für ein kleines Kind.
Mittels einer feindlichen KI dringen nämlich Unbefugte in das Gebäude ein, um dieses Kind zu kidnappen und dessen reichen Vater zu erpressen. Athena will dies um jeden Preis verhindern und schickt das kleine Kind gemeinsam mit zwei weiteren Nachbarn zu Heinrich, dessen Wohnung sich der Bewachung entzieht. Alle staunen, als sie den geschmüchten Tannenbaum entdecken, und Heinrich beginnt von Weihnachten zu erzählen, einem längst vergessenen Brauch, was für die anderen seltsam anmutet. Doch als er schließlich Weihnachtslieder anstimmt, lassen sich die anderen von der Stimmung mitreißen. Die eigentliche Heldin der Geschichte ist jedoch die KI selbst, die über sich hinauswächst und schließlich ein großes Opfer bringt. Alles, um dieses eine Kind zu retten. Doch ob das ausreichen wird?
Technisierung vs. Menschlichkeit, Rationalität vs. Geist der Weihnacht, überwachte Isolation vs. Annäherung, Verantwortung und Zuneigung - Titus Müller präsentiert hier ein außergewöhnliches Weihnachtsbuch, das einen Blick auf zukünftige Zeiten wagt und darauf, was vom Menschen übrig bleibt, wenn die KI das Denken übernimmt. Interessante Gedankengänge - befremdlich, aber nicht hoffnungslos.
Möge der Geist der Weihnacht überdauern...
© Parden
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