Montag, 1. Februar 2021

Müller, Titus: Tanz mit mir, Aurelia

London, 1647: Es ist die Blütezeit des strengen Puritanismus. Dessen Anführer Oliver Cromwell lässt sogar das Weihnachtsfest verbieten, mit der Begründung, es sei mit heidnischen Bräuchen vermischt und daher unbiblisch. Auch der junge John ist ein Puritaner. Sein Vater starb an Trunksucht, und von seinen Zieheltern hat er gelernt, dass ein gottgefälliges Leben aus Entsagung und Disziplin besteht. Er ist fest entschlossen, alles zu tun, um nicht das Schicksal seines Vaters zu teilen. Doch dann begegnet er der wunderschönen, lebenslustigen Aurelia Fox, und seine Welt gerät ins Wanken. Könnte Aurelia recht haben, und Gott ist auch in Schönheit, Freude und Musik zu finden? Und Aurelia versteht durch John, dass die fromme Ehrfurcht der Puritaner eine wichtige Facette Gottes lebendig werden lässt. So beginnen die beiden, das Beste aus beiden Welten zu vereinen. Doch ihrer jungen Liebe droht Gefahr: Aurelias Familie bereitet heimlich einen Weihnachtsgottesdienst vor, obwohl darauf laut Gesetz schwere Gefängnisstrafen drohen. Und dann bekommt Johns strenger Ziehvater Wind davon ...
 
 
  • Herausgeber : Gerth Medien GmbH (14. August 2019)
  • Sprache : Deutsch
  • Gebundene Ausgabe : 176 Seiten
  • ISBN-10 : 3863342399
  • ISBN-13 : 978-3863342395
 
 
 
 
Wer den Blog verfolgt, der wird wissen, dass ich hier bereits andere Bücher von Titus Müller vorgestellt habe. Im Januar 2019 ebenso wie im Januar 2020. Im Grunde bin ich also schon spät dran mit meiner diesjährigen Buchvorstellung... Dabei sind die Inhalte der Bücher sehr unterschiedlich: "Das kleine Buch vom Alltagsglück" ist im Grunde ein typisches Geschenkebuch, ein kleines Mitbringsel mit lesenswerten Gedanken. Und "Der Schneekristallforscher" widmet sich dem Leben von Wilson Bentley, einem Mann, der seinerzeit Schneeflocken sammelte und sie erstmals fotografierte. Das Buch von Titus Müller, das ich in diesem Jahr gelesen habe, ist eine romantische Erzählung, die die Irrwege religiöser Eiferer deutlich aufzeigt. Wie sie mir gefallen hat? Lest selbst:
 
 
 








 GLAUBENSKRIEGE...

 
Anhand einer jungen Liebe, die aus verschiedenen Gründen nicht sein darf, führt uns Titus Müller zurück in die Zeit nach den Bürgerkriegen Englands (Mitte des 17. Jahrhunderts), nachdem Oliver Cromwell als strenggläubiger Puritaner nicht nur dafür gesorgt hatte, dass der König abgesetzt und später hingerichtet wurde, sondern in der neu deklarierten Republik England auch den Katholizismus vehement bekämpfte.

Aurelia Fox gehört einem höheren Stand an, und natürlich ist es undenkbar, dass ihre Liebe zu John, dem Wasserträger, eine Chance haben könnte. Noch dazu gehören die beiden unterschiedlichen Glaubensrichtungen an. Während Aurelia, ebenso gottesfürchtig wie John, die Schönheiten im Leben wahrnimmt und ihnen Raum gibt, beschränkt sich John als Puritaner auf den nackten Glauben. Jegliche Ablenkung durch bunte Kirchenfenster etwa oder Verschönerungen jeder Art ist bei den Puritanern verpönt, und selbst das Weihnachtsfest ist bei Strafe verboten. 

Titus Müller lässt die Welt des 17. Jahrhunderts lebendig werden, und auch wenn der Liebesgeschichte um Aurelia und John etwas Märchenhaftes anhaftet,  fand ich den historischen Ausflug in diese unruhige Zeit Englands überaus interessant. Dabei wechselt der Autor immer wieder zwischen der Perspektive Johns (Ich-Erzähler) und Aurelias (personale Erzählperspektive). Dadurch kommt der Leser der Denkweise und dem Lebenshintergrund beider Figuren nahe, was für die Entwicklung der Erzählung von Vorteil ist.

Nicht umsonst wohl hat Titus Müller die Erzählung in der Weihnachtszeit angesiedelt. Angesichts der vehementen Folgen der Glaubenskriege mit Unterdrückung, horrenden Strafen bei Zuwiderhandlung und stillem oder offenem Protest auf der anderen Seite, mildert die versöhnliche Weihnachtszeit die klaffenden Abgründe der beiden Glaubensparteien (Puritaner vs. Katholiken) letztlich etwas ab. Der Schluss ist vielleicht etwas zu märchenhaft und wenig vorstellbar, bietet aber Hoffnung im Sinne von mehr Toleranz und Aufeinander-Zugehen in der Zukunft.

Eine schöne Entdeckung...


© Parden

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Titus Müller studierte in Berlin Literatur, Mittelalterliche Geschichte, Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Mit 21 Jahren gründete er die Literaturzeitschrift "Federwelt". Seine Ratgeber und historischen Romane begeistern viele Leser. Titus Müller ist Mitglied des PEN-Club und wurde u.a. mit dem "C. S. Lewis-Preis" und dem "Sir Walter Scott-Preis" ausgezeichnet.

Seine Bücher werden regelmäßig zu Bestsellern. "Der Schneekristallforscher" z.B. hat sich über 10.000 mal verkauft.
 
 

2 Kommentare:

  1. Um die englische Kirche nach den Tudors zu verstehen, Missmanagements wohl zu diesen zurück gehen. Da der Nachfolger Elisabeths I. - Jacob - nun König von Schottland und England war, selbst katholisch, bekam dieser Glauben wieder etwas mehr Gewicht auch in England, denn Kirche nach Heinrich VIII. Und dessen Tochter Elisabeth unabhängig von Rom gemacht hatten. Fast folgerichtig geht dann der Puritaner Cromwell gegen Jacobs Sohn, Karl I. vor, den er auch enthaupten lässt. Dies wird übrigens bei Dumas Musketieren erzählt in 20 Jahre nachher (glaube ich).
    Uwe

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    1. Sorry, aber deinen Kommentar verstehe ich nur z.T., einiges ist verwirrend. Autokorrektur?

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