Mittwoch, 28. Juni 2023

Schiewe, Ulf: Der Attentäter

Vor ziemlich genau zwei Jahren veröffentlichte Anne Parden hier ihre Rezension zu Ulf Schiewes DER ATTENTÄTER. Heute nun, am 109 Jahrestag des Attentats auf den österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este und seine Gemahlin Herzogin Sophie von Hohenberg, dem beide zum Opfer fielen wie jeder weiß, laufen die letzten Minuten des Hörbuches, 

Der Roman erzählt aus drei Ebenen die Geschehnisse des Attentats. Da ist einmal die Reise des Thronfolgers zum Manöver und weiter, gemeinsam mit seiner Gemahlin nach Serajevo. Die zweite Ebene zeigt uns die Vorbereitung des Attentats, an dem der 19jährige Gavrilo Princip beteiligt war. Und dann ist da noch die Gegenseite, der Geheimdienstoffizier Marcovic, der den Attentätern auf die Spur kommt. Der Major ist eine fiktive Person und Ulf Schiewe erzählt im Nachwort, dass es wohl niemanden gab, der das Attentat vorausahnte, obwohl bosnisch-serbische Nationalisten nach solchen Chancen suchten und das Habsburger Reich vom serbischen Ministerpräsidenten sogar gewarnt wurde. 

Das ist ein Roman, der wieder mit Recht die Beschreibung historisch verdient. Es ist schade, dass ich Ulf Schiewe nicht mehr mit Fragen löchern kann, denn der Autor ist zu Jahresbeginn leider verstorben. Die Recherchearbeit muss gewaltig gewesen sein und der Autor erzählt davon ausführlich im Nachwort, den Roman und die handelnden Personen historisch einordnend. Das Nachwort ist genauso interessant. 

Und dann bin ich doch verblüfft, dass dieses durchaus detailreich geplante Attentat, erst schief geht und dann durch Zufall und Dummheit der für die Sicherheit verantwortlichen Personen doch noch gelingt.  

Die "dummen" Jungen, die der eingeredete Nationalismus zu Attentätern verführte, werden einem trotz Armut, Tuberkulose und den Lebensverhältnissen nicht sympathisch, ihr Handeln aber verständlicher. Sympathisch dagegen der Major, welcher letztlich, wenn auch knapp, gegen die Borniertheit seiner Vorgesetzten verliert. Der Thronfolger machte zwar auch nicht viel her, launisch und abgehoben, aber hier überzeugte die Erzählung über die Familie, es war wohl eine (nicht standesgemäße) Liebesheirat, und der Leser denkt an die zurück gebliebenen Kinder des Paares.




Sonst erwähne ich ja oft, dass ein Roman zum unbedingten "weitergoogeln" führt, der hier verursachte dies, bis auf ein paar grundsätzlich biografische Aspekte, eher nicht. Daran hat das bereits erwähnte Nachwort einen entscheidenden Anteil. 

* * *


© Der Bücherjunge

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Durch das Kommentieren eines Beitrags auf dieser Seite, werden automatisch über Blogger (Google) personenbezogene Daten, wie E-Mail und IP-Adresse, erhoben. Weitere Informationen findest Du in unserer Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google. Mit dem Abschicken eines Kommentars stimmst Du der Datenschutzerklärung zu.

Um die Übertragung der Daten so gering wie möglich zu halten, ist es möglich, auch anonym zu kommentieren.