Anlauf, Joachim: Weihnachts…

…anektötchen - Spannende Geschichten aus Dresden

Es muss den Autoren des schmalen Bandes nicht entmutigen, dass kürzlich durch den Deal von Staatsanwaltschaft und Verteidigung eine ziemliche Menge der geraubten Schätze aus dem Grünen Gewölbe wieder aufgetaucht ist. Ein bißchen fehlt noch und vielleicht finden sich diese Juwelen sogar dort, wo Kriminalkommissaranwärter Chris und Polizeihauptmeisterin Jana die drei Ganoven feststellen, die da in einem Loch buddeln in unmittelbarer Nähe des Badezubers im Stallhof…

Es ist Advent und der Marktamtsleiter des Striezelmarktes, der Revierleiter von Dresden Mitte und ein Professor der Hochschule der Sächsischen Polizei feilen an einem innovativen und effektiven Straftatenverhütungskonzept für den weltberühmten Striezelmarkt und angrenzende Weihnachtsmärkte auf dem Neumarkt und im Stallhof. Das soll was mit „Prädiktion“ zu tun haben, womit der Spaß anfängt, dies wäre kriminologisch nämlich was ganz Neues…

Der Professor gewinnt für das Projekt besagten Chris und diese Jana, welche sich, statt zu studieren, nun einige Wochen im besagten Gefilde rumtreiben können. Da ist zunächst viel Glühwein im Spiel mit dem einschlägigem Erfolg einer „Strafversetzung“ auf die andere Seite der Willsdruffer Straße.

Die Badezuberbilder sind ein Screenshot und unbezahlte Werbung für ein weihnachtliches Badeerlebnis.
Die anderen Bilder stammen aus eigener Produktion.

Während der Chris nun dem Schmied auf dem Mittelalterlichen Weihnachtsmarkt zur Hand gehen muss, verdingt sich Jana als Bademagd…

Wir schreiben Anno Domini 2022 n.C. Und so sind moderne Raubmittel im Spiel, die mit 9mm ParaBellum bekämpft werden müssen. (Übrigen verschießt die Sächsische Polizei „grüne“, also schadstoffarme Munition namens „Green Range“ (?), was im Kulturraum Elbe sicher zu begrüßen ist - Insider).

Die im nächsten Absatz genannten historischen Persönlichkeiten sind Namensgeber bekannter Elbfahrgastschiffe, die ebenfalls eine Rolle spielen.

Die Protagonisten treffen an der Waldschlösschen-
Brücke auf beide Schiffe und veranlassen seltsame 
Flussschiffmanöver.*

Nicht vergessen wollen wir, dass ein Polizeiseelsorger eine Andacht im Hammerweg hält, was in der Justizvollzugsanstalt Dresden eher selten vorkommt, die vom Hauptgeschehen etwas ablenkt. Da Jana und Chriss polizeilich noch Lernende, Verzeihung, Studierende sind, wobei ich den nicht gegenderten Begriff Studenten vorziehe, geht erst mal dies und das schief, was Joachim Anlauf dazu brachte, den Grafen Vitzthum von einer Brandstiftung in der Nähe des Dresdner Schlosses erzählen zu lassen und davon, wie Anna Constantia von Hoym zu Friedrich August, dem I. Sächsischen Kurfürsten dieses Namens, fand. Nach beiden sind die besagten Elbfahrgastschiffe benannt.

* * *

Joachim Anlauf las aus diesem Büchlein am 08. Dezember 2022, so kam ich zu einem Exemplar des weihnachtlich illustrierten und aufwendig gedrucktem Buches aus dem CW Niemeyer Buchverlag. Der Titel des Büchleins lässt auf Mord und Totschlag schließen, die Geschichten sind aber ziemlich unblutig. Der ehemalige Pressesprecher der Polizei Sachsens nimmt diese etwas auf die Schippe. Geneigt, Krimis in Bezug auf die Polizei schon von Berufswegen zu ernst zu nehmen, habe ich dies hier sofort erkannt und rege mich hier nicht darüber auf, dass gehobene Polizeistudies für Experimente eingesetzt werden. Man muss schon genauer schauen: Prädiktion könnte durchaus eine kriminalistische Strategie sein. Die Geschichten waren amüsant, nur der Polizeiseelsorger blieb nach seinem Auftritt in der JVA leider verschollen, wie auch der Professor.  

Der 1967 in Bielefeld geborene Diplom-Volkswirt und Medienmanager lebt seit 2008 in Leipzig, wo er für seinen ersten Roman Völkerschlacht beim Leipziger Krimipreis 2012 den Publikumspreis erhielt. 

• Joachim Anlauf - Syndikat e.V.
• DNB / CW Niemeyer - Verlag / Syndikat e.V. / Hameln 2022 / ISBN: 978-3-8271-9357-5 / 96 Seiten

* Der Blogger und einige Freundinnen und Freunde eines bekannten Dresdner Kampfsportvereins begegneten 2022 unter der Waldschlößchenbrücke dem Schiff „August der Starke“ und wurden ans linksseitige Elbufer gespült.

Übrigens gibt es mehrere solcher Anektötchen im Verlag.

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