Samstag, 24. Dezember 2022

Goldfarb, Tobias: Das Weihnachtsgespenst

Bob ist ein kleines Weihnachtsgespenst in Ausbildung. Um endlich ein richtiges Gespenst zu werden, soll er einem geizigen Menschen einen gehörigen Schrecken einjagen, sodass er gutherzig und großzügig wird. Sophie ist schüchtern und hat keine Freunde. Deswegen überreden ihre Eltern sie zum Theaterspielen. Und so übernimmt sie – widerwillig – die Hauptrolle im Stück „Eine Weihnachtsgeschichte“, frei nach Charles Dickens. Sie soll einen gierigen Menschen spielen, der Weihnachten hasst.  Bald schon stecken Bob und Sophie in einem weihnachtlichen Abenteuer, das sie zusammenschweißt wie Zucker und Zimt. (Klappentext)

 

 

 

 

 

 

Im Lesegarten versammeln sich nach wie vor leselustige Menschen, größtenteils ehemalige Buchgesichter. Eine feste Truppe trifft sich dabei regelmäßig, um gemeinsam einen vorher festgelegten Titel zu lesen und abschnittsweise darüber zu diskutieren. Es ist wirklich schön, den "alten Hasen" dort fast jeden Montag wiederzubegegnen und sich mit ihnen auszutauschen. Normalerweise lesen wir Krimis oder Thriller, weil das die Schnittmenge unserer Leseinteressen ist. Vor Weihnachten, wenn sowieso keiner so richtig Zeit und Ruhe zum Lesen hat, weichen wir jedoch von unserem normalen Beuteschema ab und lesen ein weihnachtliches Kinderbuch, gerne eines in 24 Kapiteln, so dass man jeden Tag ein klein wenig lesen und notfalls problemlos verpasste Kapitel nachholen kann. Meistens gefallen mir diese buchigen Adventskalender für Kinder. Ob das diesmal auch so war? Lest selbst:


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 TIM BLING UND SEINE KRISTMÄS PUPPEN...

 

Quelle: Pixabay

 

Erster Satz: "Der Geist aller Geister, der gelehrte Professor Phantomio, seufzte und pustete etwas Staub von dem dicken Buch, das aufgeschlagen vor ihm lag." 


Ein Kinderbuch (Leseempfehlung 6-9 Jahre), das die Dickensche Weihnachtsgeschichte aufnimmt und in die heutige Welt transportiert. Aufgeteilt in 24 Kapitel ist es damit geeignet als literarischer Adventskalender, was die genannte Zielgruppe in der aufregenden Zeit vor Weihnachten sicherlich unterhält. 

Das Mädchen Sophie und das erst 200 Jahre alte kleine Gespenst Bob sind die Hauptcharaktere der Erzählung und freunden sich rasch an. Für Bob geht es um nichts weniger, als endlich die Prüfung vor Professor Phantomio zu bestehen, um fortan als freundliches Weihnachtsgespenst spuken zu können. Und Sophie möchte endlich Freunde finden und nicht mehr so schüchtern sein. So lässt sie sich dazu überreden, in dem diesjährigen Theaterstück der Schule die Hauptrolle zu übernehmen: Scrooge, den geizigen, mürrischen und hartherzigen alten Mann, der dem Zauber der Weihnacht nichts abgewinnen kann. 

Auf dem Weihnachtsmarkt entdecken Sophie und Bob den Verkäufer Tim Bling, der exaltiert seine sprechenden Puppen anpreist: Kristmäs Krissie für die Mädchen und Krismäs Kris für die Jungen. Sie sollen den Kindern in allen Lebenslagen zur Seite stehen und ihnen ein:e gute:r Freund:in sein. Sophies Eltern sind sich rasch einig: das ist genau das Richtige für ihre introvertierte Tochter. Oder vielleicht doch nicht?


"Sophie, warum höre ich die ganze Zeit Stille Nacht, obwohl es hier weder still ist noch Nacht? Warum singen die nicht Lauter Tag?" 


Sowohl Sophies Theaterstück als auch Bobs Prüfungsaufgabe sind stark an die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens angelehnt. Leider empfand ich die arg verkürtzte Version als sehr oberflächlich und stellenweise als nahezu lieblos, weshalb mir dieser Bezug nicht sehr gefiel. Die Kapitel umfassen oft nur wenige Seiten, was ich selbst für ein Kinderbuch als arg kurz empfand. Und die Puppen - Kristmäs Krissie und Kristmäs Kriss - waren für mich einfach nur gruselig! Ich fühlte mich zuweilen doch stark an Chucky, die Mörderpuppe, erinnert - nur das die Krismäs Puppen nicht morden, sondern den Eltern der mit ihnen beschenkten Kinder gnadenlos fortlaufend das Geld aus der Tasche ziehen. Sie lassen sich nicht mehr abschalten und erfüllen alle Wünsche des jeweiligen Kindes - zulasten der Kreditkarte der Eltern...

Trotz der genannten Kritikpunkte ist dieses Buch insgesamt aber ein recht netter Kinder-Adventskalender mit einer letztlich schönen Botschaft, einem niedlichen Geist und mit wirklich zauberhaften Illustrationen von Verena Körting, die sich durch das gesamte Buch ziehen. 


© Parden 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  • Herausgeber ‏ : ‎ arsEdition; 3. Edition (4. Oktober 2021)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 160 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3845842660
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3845842660
  • Lesealter ‏ : ‎ Kundenempfehlung: 6–9 Jahr(e)

 

 

 

 

Tobias Goldfarb hat Internationalen Journalismus in London studiert und als Journalist und Hörspielautor unter anderem für die BBC, CBS News, den WDR und das Deutschlandradio gearbeitet. Als Autor und Regisseur von Theaterstücken hat er für zahlreiche Bühnen verfasst und inszeniert, darunter das Düsseldorfer Schauspielhaus, das Hessische Staatstheater Wiesbaden und die Bad Hersfelder Festspiele. Unter seinen Büchern für Kinder und Jugendliche sind »Spekulatius, der Weihnachtsdrache« (2018), »Niemandsstadt« (2020) und »Fonk – Geheimagent aus dem All« (2021). Auf der Jagd nach neuen Geschichten wandert er gerne durch die schottischen Highlands, die Brandenburger Lowlands und andere Gegenden mit möglichst weiten und spektakulären Himmeln. Tobias Goldfarb lebt mit seiner Familie in Berlin. (Quelle: ArsEdition)

 

 

Die gebürtige Kölnerin Verena Körting studierte Visuelle Kommunikation an der Fachhochschule Düsseldorf, arbeitete für einige Jahre als Grafikdesignerin und begann 2010, Kinderbücher zu illustrieren. Nach mehreren Stationen in Hamburg, Trier und Berlin, lebt und arbeitet sie heute wieder in ihrer Heimatstadt. Bekannt ist Verena Körting besonders für ihre stimmungsvollen Landschaftsillustrationen, die atemberaubend in ihrem neuen Werk „Das ist Deutschland – Eine Reise in Bildern“ zur Geltung kommen. (Quelle: ArsEdition)

 

1 Kommentar:

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