Donnerstag, 22. Dezember 2022

80? - Jetzt schon?

Lieber Reinhard Mey, 

https://www.reinhard-mey.de/blog/danke-ihr-lieben-2/


ich gehöre zu denen, die dich „kennen“, aber eigentlich kennen dich alle. Heute nun sind über all Kommentare über Kommentare zu lesen, die reduzieren sich teilweise aus „Startbahn 03“ oder diesen Brief, den du in Bezug auf den Ukraine-Krieg unterschrieben hast. Nein, darauf lasse ich mich jetzt nicht ein, nicht, weil ich hier anderer Meinung bin, sondern weil ich meine Reinhard-Mey-Geschichte erzählen will.


Es gab eine Zeit, da war die Gitarre feste Begleiterin und die Freizeit ging für eine Singegruppe drauf. (Jaja, stimmt, war durchaus politisch, was wir da machten, Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre in Dresden.) Die meisten der Freunde waren älter, als S. und ich dazu fanden, mit 15 Jahren und die Griffe für C-,D- und G-Dur und die parallelen Moll-Tonarten in der linken Hand. Für Lieder, welche man nachspielen konnte, geschrammelt und dann mit ersten Zupfmustern. The House of the Rising Sun zum Beispiel. 

In einer alten Textmappe findet sich mit Schreibmaschine geschrieben folgender Text:

Ich bin aus jenem Holze geschnitzt
In das man ein Herz und zwei Namen ritzt
Nicht nobel genug für Schachfiguren
Und viel zu knorrig für Kuckucksuhren
Zu störrisch, als das man Holz auf mir hackt
Grade recht für ein Männchen, das Nüsse knackt
Grade recht für ein Männchen, das Nüsse knackt…




Wer das geschrieben hatte? Irgend ein Liedermacher. Reinhard Mey soll der heißen. Kenn ich nicht. Aber die Lieder gingen gut. Gleich noch eins dazu: Ich wollte wie Orpheus singen, hieß das. So fing das an. Einige wenige Jagre später bekam ich mal eine Musik-Kassette mit einem Konzertmitschnitt. Da war das Lied vom Zeugnistag drauf und viele mehr… Seit dem blieb ich dran und dann kam das Jahr 1990 und das sogenannte Begrüßungsgeld war als Spargroschen zu wenig und so ging es für zwei Sachen drauf:



Nun waren die Lieder dieses Konzertmitschnitts fällig. Und das Maikäferlied und so einige andere. Das Musikschulprogramm änderte sich und so kam ich an einen Gitarrelehrer. Der lies mich dies und das spielen, merkte, dass ich mit Noten was anfangen konnte und verlangte nach einiger Zeit ich sollte mal anders betonen. Und dann staunte ich: Mensch! So einfach ist Finger-Picking? Nun, so einfach ist es nicht,  aber es geht.

Schallplatte um Schallplatte wurden auf Kassetten überspielt, dann kamen die CD´s und heute sucht man sich die Songs halt bei YouTube oder Spotify. 

Mit der Zeit entstand das Gefühl, mehr und genauer hinhören zu müssen, denn die Texte veränderten sich. Eines der eindrücklichsten Lieder war die Eisenbahnballade. Und dann natürlich das gemeinsame Konzert mit Hannes Wader und Konstantin Wecker. Letzteren lernte ich erst dadurch kennen. Euer Credo zeigt sich im Wader-Lied Es ist an der Zeit, oft auch gemeinsam interpretiert.



Konsequent nahmst du das Lied Nein, meine Söhne geb ich nicht mit anderen erneut auf, deine unbedingte Einstellung zum Krieg, insbesondere heute, zu unterstreichen, kamst doch „als die ersten Bomben fielen“ auf die Welt.

Überhaupt, auch dein Freund Hannes Wader erreichte in diesem Jahr die 80!. Die folgenden Links umreißen Euer Schaffen.





Ich bleibe dir und deinen Liedern treu, es sind nun für mich auch schon rund 45 Jahre, seit ich erstmals versuchte, die ersten Lieder „nachzuklimpern“. 

Auf ein neues Jahrzehnt, undenkbar, dass du nicht mehr singst, wenn du schon nicht mehr fliegst.

@ Der Bücherjunge aus Dresden





1 Kommentar:

  1. Das "Nachklimpern" der Songs des Liedermachers vereint in diesem Fall mal wieder Ost und West. Auch wenn ich nicht so eine intensive Geschichte haben mag mit Reinhard Mey - ich mochte ihn und seine Lieder immer!

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