Im Jahr 1960 kam ein dreieinhalbstündiger us-amerikanischer Monumentalfilm in die Kinos, der in etwas die Geschichte eines Flüchtlingsschiffes namens EXODUS aufgriff. Grundlage dafür bildete der gleichnamige Roman von Leon Uris.
Dessen Geschichte behandelt die Ankunft von jüdischen Flüchtlingen aus Europa, die dem Kontinent nach den schrecklichen Jahren des Nationalsozialismus in Deutschland und des Holocaust, von ihnen Shoa genannt.
Vor einigen Monaten schaute ich einige Episoden einer israelische Serie namens FAUDA (ab 2015), eine Sammelsurium missglückter Geheimdienstaktionen, um HAMAS – Terroristen zu jagen und zu fangen. Eine Handlung, die nicht lange auszuhalten war. Wenn EXODUS eine große Geschichte im Stil der 60er Jahre erzählte, sah ich in FAUDA reine Propaganda. Wie wohltuend empfand ich da den Zufallsfund einer vierteiligen britischen Miniserie auf irgendeinem TV-Sender, die mit GELOBTES LAND (2011) überschrieben ist.
Schon mehrfach verwendete ich die DVDs, um ein Stück Geschichte in Familie und unter Freunden zu erzählen, die den Meisten im Detail eher unbekannt war.
Die Handlung
In ständigem Wechsel von Gegenwart und Rückblende erzählt Regisseur Peter Kosminsky die Geschichte der 16jährigen Erin und ihres Großvaters Len Matthews.
Erin findet in der Wohnung ihres schwerkranken Großvaters dessen Tagebuch. Zur selben Zeit wird sie von ihrer Freundin Eliza gefragt, ob sie mit nach Israel kommen würde, als Stütze, während sie der Einberufung in die IDF (Israel Defence Force) folgen muss. Während des Fluges beginnt Erin im Tagebuch zu lesen.
Schnell lernt er jüdische Nationalisten, auch Terroristen der Irgun kennen, er verliebt sich in eine junge deutsche Jüdin.
Mit jeder Seite Tagebuch dringt Erin tiefer in die Gründungsgeschichte Israels ein und beginnt Fragen zu stellen. Der Bruder Elizas, Paul, gehört einer Gruppe von israelischen Reservisten und Palästinensern an, die eine gegenseitige Annäherung versuchen.
Der Großvater ist dabei, als Terroristen einen Teil des King-David-Hotels in die Luft zu sprengen. Eliza stellt Erin ihren Großvater vor, der als junger Mann selbst zur IRGUN gehörte. Damals kämpften israelische Untergrundgruppen in der Haganah gegen die Briten, die sie als Besatzer ansahen. Der Film benennt weitere historische Ereignisse, so um Dov Gruner, der wegen Sprengstoffanschlägen hingerichtet wurde, war zum Mord an zwei britischen Sergeants führte.
Die arabische Seite kommt ins Spiel, als Len den Teeverkäufer Abu-Hassan Mohammed gegen die Beleidigungen von Soldaten seines Zuges verteidigt. Dafür wird er in die Familie Abu-Hassans eingeladen und hilft dessen Sohn für die Aufnahmeprüfungen in Mathe.
Erin lernt einen arabischen Freund von Paul kennen, durch ihn findet sie das Haus Abu Hassans wieder und sieht die Auseinandersetzungen zwischen israelischen Siedlern und arabischen Einwohnern.
Am 14. Mai 1948 endete das Mandat der Briten und unmittelbar vorher rief David Ben Gurion die Gründung des Staates Israel auf der Grundlager der UN-Resolution 181, den Teilungsplan für Palästina aus. Unmittelbar darauf wurde der Staat ringsum von arabischen Verbänden angegriffen. Die Familie Abu-Hassans flieht aus Palästina. Als der Junge zurück bleibt und für sein zu Hause kämpfen will, verlässt Matthews seine Einheit und findet den Jungen, der in seinen Armen stirbt. Zurück bleibt in Lens Hand der Schlüssel des Hauses der arabischen Familie. Als er zurück kommt, wird er verhaftet.
Erin findet den Schlüssel im Tagebuch und wie dieser seine Bestimmung findet, sieht man im letzten Teil des Films.
* * *
Der Film
Es sind junge Menschen, die in zwei Zeitebenen Konflikte erleben, für die sinngemäß ihre Großeltern bereits verantwortlich sind. Man kann den Nahost-Konflikt nicht allein als eine Auseinandersetzung zwischen Arabern und Juden sehen, oder unter Palästinensern und Israelis. In der früheren Zeitebene spielt Großbritannien eine entscheidende Rolle, denn das UK versprach den einzelnen gegnerischen Gruppen immer wieder neue Unterstützung. Allerdings ist die Balfour-Deklaration von 1917, die den Juden eine eigene Heimstatt versprach, die bedeutendste. Führte sie doch zu einer massiven Einwanderung und fortwährenden Konflikten. Terrorgruppen entbanden sowohl bei den arabischen wie auch den jüdischen Palästinensern, sie kämpften gegeneinander und gegen die Briten. Diese Zeit fängt der Film ein und verbindet über die Enkelin des britischen Soldaten die Vergangenheit mit der Zeit der zweiten Intifada. Eine Zeit, in der, so im Film, die israelische Armee in Gaza die Häuser der Familien sprengt, deren Söhne oder Töchter zum Beispiel in Israel zu Selbstmordattentätern wurden. Erin Matthews erlebt selber einen, bei dem Max schwer verletzt wird.
Die Mini-Serie wurde sehr gelobt und stark kritisiert. Ein Vorwurf lautet, vielleicht ein wenig zu recht, dass vor allem die Verbrechen jüdischer Terrorgruppen gezeigt werden. Das mag sein, denn das was die Gegner des erwähnten Teilungsplanes gegen die jüdischen Bewohner taten, zum Beispiel unter dern Befehl des ehemaligen Muftis Mohammed Amin al-Husseini, der den Palästinakrieg 1948 förderte und Lehrer und Förderer von Yassir Arafat wurde. Auch die HAMAS-Charta wurde von dessen antisemitischer Ideologie beeinflusst.
Die JÜDISCHE ALLGEMEINE bezeichnete 2012 The Promise als „handwerklich exzellent komponierte Miniserie“ die „ein extrem einseitiges Bild des Nahostkonflikts zeichnet.“ M. Wuliger schreibt in dem Artikel das der Zuschauer mit Len und Erin (Der Artikel nennt hier fälschlicherweise Clara) die „Juden“ und nicht die „Israelis“ erlebt. Das mag für Erin rein faktisch stimmen, für Len gilt das nicht, Israel ensteht in dem Moment, da er unehrenhaft in Militärhaft kommt.
Die Filmbotschaft sei die Negation der Existenzberechtigung Israels, weil Erin im Tagebuch auch folgende Worte des Großvaters liest: »Vor drei Jahren hätte ich noch gesagt: Gebt den Juden, was sie wollen, nach allem, was sie durchgemacht haben. Doch heute denke ich: Ihr Staat ist auf Gewalt und Grausamkeit gegen ihre Nachbarn aufgebaut. Ich wüsste nicht, wie er so gedeihen soll.“
Dabei ist zu beachten, dass der Sergeant eine Art Bürgerkrieg erlebte und dass der Staat, mit UN-Resolution gegründet, sofort massiv angegriffen wurde. Der Sergeant hat nichts anderes gelernt. Und seine Enkelin muss eigene Erlebnisse damit in einen Zusammenhang bringen.
Nach mehrmalige Sehen des Vierteilers widerspreche ich erneut: „Einseitige Propaganda“ ist der Film nicht. Die Auffassung, dass er eine einseitige Darstellung jüdisch-israelischer Ansichten sei, kann ich zwar verstehen, jedoch übersieht der Autor dabei, dass die arabische Seite, die Palästinenser, an einer zwei Staaten-Lösung hätten von Beginn mitarbeiten können.
Gerade in heutiger Zeit verfolgt nicht nur die HAMAS das Ziel den Staat Israel auszulöschen, unterstützt vor allem vom schiitischen Iran. Sowohl die Innen- als auch die Außenpolitik Israels empfinde ich als kritikwürdig, dies betrifft sicherlich ebenso die Kriegsführung. Aber 1948 und 2023 wird der Staat, welcher sich (teils übermäßig) robust verteidigt, angegriffen. Die, die diesen Landstrich urbanisiert, landwirtschaftlich kultiviert haben, einen demokratischen Staat errichteten, erfolgreich in Industrie und Wissenschaft arbeiten, werden ihn weiterhin verteidigen.
* * *
Der Film ermöglicht einen Blick in die Geschichte, die uns oft verschlossen erscheint; es dauerte unzählige Seiten und mehrere Jahre, in denen ich mich an das Thema herantastete. Daher empfehle ich die Miniserie weiterhin.
Auf diesem Blog finden sich eine Reihe Beiträge zum Thema im Post Über Palästina... und mehr.
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