Ein sagenumwobenes Ungeheuer, ein Königreich in großer Gefahr und zwei Kinder, die außergewöhnlichen Mut beweisen müssen. In diesem ganz besonderen Märchen geht es um den Sieg von Hoffnung und Freundschaft gegen alle Widrigkeiten, erdacht von einer der besten Geschichtenerzählerinnen der Welt, J.K. Rowling.
Schlaraffien war einst das glücklichste Königreich der Welt. Es gab Gold zuhauf, einen König mit einem unglaublich schneidigen Schnurrbart und dazu Metzger, Bäcker und Käser, die mit den erlesenen Produkten ihrer Handwerkskunst Menschen vor Begeisterung zum Tanzen brachten, wenn sie davon aßen.
Alles war perfekt – wenn man einmal vom nebligen Marschland im Norden absieht, wo einer Legende nach der schreckliche Ickabog haust. Natürlich weiß jeder, dass der Ickabog nur ein Mythos ist, mit dem man kleinen Kindern Angst macht. Das Lustige an solchen Geschichten ist aber, dass sie manchmal ein eigenes Leben entwickeln.
Kann ein Mythos zur Absetzung eines beliebten Königs führen? Kann er ein Land an den Rand des Verderbens bringen? Und kann er zwei Kinder völlig unerwartet in ein gefährliches Abenteuer stürzen?
Wer mutig ist, kann weiterblättern, in die Geschichte eintreten und es selbst herausfinden …
(Klappentext: Carlsen Verlag)
- Herausgeber : Carlsen; 4. Edition (10. November 2020)
- Sprache : Deutsch
- Übersetzung : Friedrich Pflüger
- Gebundene Ausgabe : 352 Seiten
- ISBN-10 : 3551559201
- ISBN-13 : 978-3551559203
- Lesealter : 8 Jahre und älter
- Originaltitel : The Ickabog
EIN DÜSTERES MÄRCHEN MIT BOTSCHAFTSCHARAKTER…
Der Ickabog (Zeichnung im Buch, Seite 270) |
So hoch wie zwei Pferde. Augen wie glühende Feuerbälle. Lange, messerscharfe Klauen. Der Ickabog kommt...
Dass J.K. Rowling auch einen Hang zu Märchen hat, stellte sie bereits mit ihrem Band 'Die Märchen von Beedle dem Barden' unter Beweis - einer Sammlung von Zauberermärchen, die in der Welt eines Harry Potter eine große Rolle spielen. Hier nun präsentiert sie ein über 300 Seiten langes Märchen, das sie bereits ihren eigenen Kindern vorgelesen hat, als diese noch klein waren.
2020 war für alle wohl ein außergewöhnliches Jahr - Covid 19 und die Lockdowns sind eine ganz eigene Geschichte. Warum ich das hier erwähne? Nun, J.K. Rowling hat auf ihre ganz eigene Art darauf reagiert. Sie stellte das Märchen vom Ickabog zunächst passagenweise ins Internet, um den Kindern Unterhaltung zu bieten, auch und gerade in dieser für alle schwierigen Zeit. Daran schloss sich ein Malwettbewerb an, bei dem die Kinder ihre Bilder zum Märchen einreichen konnten. Die besten Bilder illustrieren nun das im übrigen wunderhübsch gestaltetet Buch.
Bevor ich auf den Inhalt des Buches eingehe, möchte ich zunächst die Autorin selbst zu Wort kommen lassen:
Es geht darin um Motive, die mich schon immer interessiert haben. Was verraten uns die Ungeheuer, die wir heraufbeschwören, über uns selbst? Wie kann es geschehen, dass das Böse von einer Person oder einem Land Besitz ergreift, und wie lässt es sich bezwingen? Und warum entscheiden sich Menschen, Lügen trotz spärlicher oder gänzlich fehlernder Beweise Glauben zu schenken? (S.7)
Nun, der Ickabog ist kurz gesagt ein Monster. Niemand weiß genau, wie es aussieht, denn offenbar endet eine Begegnung mit dem Ickabog tödlich. Lt. J.K. Rowling leitet sich das Wort 'Ickabog' ab von 'Ichabod', was so viel wie 'ruhmlos' oder 'vergangener Ruhm' bedeutet.
Angesiedelt ist das Märchen in Schlaraffien, einem Land, in dem es den Menschen erwartungsgemäß gut geht. Die Bürger leben zufrieden in den kleinen Städten des Landes, von denen jede einzelne ihre kulinarischen Spezialitäten hervorbringt. Regiert wird Schlaraffien von König Fred, dessen größtes Vergnügen es ist, sich neu und edel einkleiden zu lassen, feudal zu speisen und mit seinen Freunden Spuckelwert und Schlabberlot auf die Jagd zu gehen.
Lediglich im weiter entlegenen Marschland leben die Menschen in Armut, aber dorthin verirrt sich lieber kein anderer Schlaraffier, denn in den Mooren im Marschland haust eben auch der Ickabog. Seine Legende wird von Generation zu Generation weitergetragen, doch außer einem kleinen Schauder ruft die Nennung dieses Namens kaum eine Reaktion hervor. Das ändert sich, als der König eines Tages beschließt, den Ickabog aufzuspüren, um den verlorenen Hund eines Schäfers zu rächen.
J.K. Rowling erzählt hier eine Geschichte vom Bösen in der Welt, von einem König, der nur mit sich und seinen Vergnügungen beschäftigt ist, von Einflüsterern, die ihr eigenes (Macht-)Süppchen kochen, vom harschen Umgang mit Kritikern, von Kindern, die nicht alles als gegeben hinnehmen, von der (geschürten) Angst vor dem Grauen, von der Kraft der Freundschaft, vom Mut zur Veränderung…
Das Märchen entwickelt seinen Charme nur allmählich. Anfangs wirkte es auf mich doch recht spröde, die Figuren wenig greifbar. Es hat tatsächlich etwa 100 Seiten gedauert, bis ich das Gefühl hatte, in der Geschichte angekommen zu sein. Dann aber war ich sehr neugierg darauf, wohin J.K. Rowling uns steuern würde. Und sie hattte in der Tat einige Überraschungen in petto.
Dabei spart die Autorin durchaus nicht mit Grausamkeiten, wobei das Stilmittel des Märchens gleichzeitig für eine distanzierte Betrachtung sorgt. Über 300 Seiten finde ich für die Zielgruppe Kinder (Altersempfehlung: ab 8 Jahre) dann aber doch etwas ambitioniert. Schön dagegen empfand ich die Botschaften, die hier durchaus transportiert werden: so z.B. den Mut, sich gegen etwas zu stellen, das man als falsch empfindet; zu jemandem halten, auch wenn sich der Rest der Welt gegen ihn stellt; die Macht der Fantasie...
Alles in allem ein nett zu lesendes und wunderschön gestaltetes Buch, bei dem J.K. Rowling wieder einmal unter Beweis stellt, wie facettenreich sie schreiben kann. Ein düsteres Märchen mit Botschaftscharakter...
© Parden
J.K. Rowling ist die Autorin der sieben Harry-Potter-Romane, die zwischen 1997 und 2007 erschienen sind. Die Abenteuer von Harry, Ron und Hermine auf der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei wurden seitdem über 500 Millionen Mal verkauft, in über 80 Sprachen übersetzt und haben auch im Kino Fans auf der ganzen Welt begeistert. Für wohltätige Zwecke hat J.K. Rowling drei Begleitbände zur Serie verfasst. Einer davon, Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind, diente als Inspiration für eine neue Filmreihe, deren Drehbücher ebenfalls aus Rowlings Feder stammen. J.K. Rowling führte Harrys Geschichte in dem Theaterstück Harry Potter und das verwunschene Kind fort, das sie gemeinsam mit Drehbuchautor Jack Thorne und Regisseur John Tiffany schrieb. Das umjubelte Stück ist mittlerweile in Theatern in Europa, Nordamerika und Australien zu sehen.
J.K. Rowling hat für ihre Werke viele Preise und Ehrungen erhalten. Über ihre Stiftung Volant ist sie in vielfältiger Weise wohltätig engagiert und mit ihrer Organisation Lumos setzt sie sich für eine Welt ohne Waisenhäuser und für die Wiederzusammenführung von Familien ein.
Nach eigenem Bekunden wollte J.K. Rowling immer Schriftstellerin werden und ist am glücklichsten, wenn sie in einem Zimmer sitzen und sich Dinge ausdenken kann. Sie lebt mit ihrer Familie in Schottland.
Der Ickabog, J.K. Rowlings erstes Kinderbuch seit Harry Potter, wurde zunächst online veröffentlicht, um Familien während des Lockdowns 2020 Abwechslung zu bieten und sie zu eigener Kreativität anzuregen. Es ist farbig illustriert mit den Werken der jungen Gewinner des Ickabog-Malwettbewerbs.
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