Donnerstag, 7. Januar 2021

Meyer, Conrad Ferdinand: Das Amulett (Hörbuch)

Conrad Ferdinand Meyers erste Prosanovelle schildert die Ereignisse der Bartholomäusnacht 1572 aus Sicht des Calvinisten Hans Schadau und stellt in dessen Selbstgerechtigkeit den religiösen Dogmatismus grundsätzlich in Frage.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  • VerlagHörGut! Verlag, 26 Mai 2011
  • Sprache : Deutsch
  • Sprecher : Ulrich Hilke
  • Ungekürzte Ausgabe : 2 Stunden und 13 Minuten
  • ASIN B0052U0Q7U
 
 
 
Die lieben Challenges sorgen dafür, dass ich immer wieder zu (Hör-)Büchern greife, auf die ich ansonsten wohl kaum aufmerksam geworden wäre. Außer dass diese Erzählung wohl 'älteren Datums' ist, wusste ich vor dem Hören nichts von dessen Inhalt. Manchmal gibt es da tolle Überraschungen - manchmal aber auch eher Enttäuschungen. Wozu dieses Hörbuch für mich zählt, könnt ihr hier nachlesen...



 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 DIE BARTHOLOMÄUSNACHT 1572...

 
 
Bartholomäusnacht (Quelle: Wikipedia)

 
Die Erzählung 'Das Amulett' entstand aus der Beschäftigung C. F. Meyers mit der französischen Geschichte. Vor dem Hintergrund der Hugenottenverfolgung in Paris und der Bartholmäusnacht 1572 erleben wir die Freundschaft des jungen Calvinisten Hans Schadau mit dem Katholiken Wilhelm Boccard. Schadau reist nach Paris um seinem Vater nachzueifern, der unter dem berühmten Admiral Coligny gedient hatte, den Schadau glühend verehrt.

In einem Gasthof auf der Reise trifft Schadau Boccard sowie den Parlamentrat Chatillon und dessen vermeintliche Nichte Gasparde. Obwohl die beiden in religiöser Hinsicht ganz unterschiedliche Ansichten haben, befreunden sie sich und Boccard rettet seinem Freund dann zweimal das Leben. Aber es ist nicht nur die Geschichte einer Freundschaft die Meyer in 'Das Amulett' erzählt. Wir erfahren viel über geschichtliche Hintergründe, über teils bis heute andauernde Zwiste zwischen verschiedenen Religionen und erleben ihre Auflösung in Freundschaft und Liebe.

Manch ein (Hör-)Buch verleitet zum eigenen Recherchieren parallel zum Gelesenen/Gehörten. So auch hier. Von der Bartholomäusnacht hatte ich bis dato noch nie etwas gehört, aber wie so oft, wenn ich durch Bücher historische Einblicke erhalte, stelle ich fest, dass sich Geschichte immer wieder wiederholt. Pogrome, Verfolgungen, Glaubenskriege, Rassismus, Fanatismus - und jeder meint sich im absoluten Recht. Immer aufs Neue erschreckend.

Die Novelle ist eines der ersten Werke C. F. Meyers, von dem ich bislang auch noch nie etwas gehört habe, obschon er lt. Wikipedia neben Gottfried Keller und Jeremias Gotthelf zu den bedeutendsten deutschsprachigen Schweizer Dichtern des 19. Jahrhunderts zählte.

Geschildert wird die Erzählung aus der Ich-Perspektive des jungen Hugenotten Hans Schadau, und in knappem, meist sachlichem Schreibstil vorgetragen. Obwohl der Text nun nahezu 150 Jahre alt ist (die Novelle stammt aus dem Jahr 1873), ist er nach kurzer Eingewöhnung doch leicht verständlich.

Ulrich Hilke liest die ungekürzte Fassung (2 Stunden und 13 Minuten) in angenehmem Tempo, und seine markante Stimme passt hervorragend zu dem altertümlichen Text.

Lesen/Hören bildet, das stelle ich immer wieder fest. Auch wenn ich auf manche Werke nur im Rahmen gewisser Challenges stoße, bin ich doch immer wieder angenehm überrascht von den 'Funden'. So auch hier...

Empfehlenswert!


© Parden

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Conrad Ferdinand Meyer wurde am 11. Oktober 1825 in Zürich geboren und starb am 28. November 1898 in Kilchberg bei Zürich. Er war ein Schweizer Dichter des Realismus, der vor allem historische Novellen, Romane und lyrische Gedichte schrieb. Er gehört mit Gottfried Keller und Jeremias Gotthelf zu den bedeutendsten Schweizer Dichtern des 19. Jahrhunderts.

Meyer wurde als Sohn eines Regierungsrates geboren. Mit 15 Jahren verlor er seinen Vater. Zu seiner psychisch belasteten Mutter, die 1856 Selbstmord beging, hatte er ein äußerst schwieriges Verhältnis.

Einige Jahre seiner Jugend verlebte er in Lausanne, wo er so gut Französisch lernte, dass er französische Literatur übersetzte und sich überlegte, französischer Schriftsteller zu werden oder eine akademische Laufbahn als Romanist einzuschlagen. Noch bevor er zwanzig war, kam er das erste Mal wegen schwerer Depressionen in eine Nervenheilanstalt.

Nach dem Tode der Mutter gelangte er durch eine Erbschaft in gesicherte Verhältnisse. Er unternahm mit seiner Schwester Betsy, die ihm sehr nahe stand, eine Italienreise, die ihn sehr beeindruckte. 1864 erschien anonym sein erster Gedichtband. Der Krieg zwischen Deutschland und Frankreich 1870/71 stürzte Meyer, der in beiden Kulturen lebte, in einen tiefen Zwiespalt. Nach dem deutschen Siege entschied er sich für die deutsche Literatur.

Literarischen Erfolg hatte er ab 1872, als er den Gedichtzyklus Huttens letzte Tage veröffentlichte. In der Folgezeit erschienen fast im Jahresrhythmus historische Novellen und Romane. Die Aufnahme von Der Heilige durch den renommierten Herausgeber Julius Rodenberg als Vorabdruck in die Deutsche Rundschau befestigte Meyers Ruf als Erzähler.

1875 heiratete er Luise Ziegler, die Tochter des Zürcher Stadtpräsidenten. 1879 wurde die Tochter Camilla geboren, die 1936 wie ihre Grossmutter Selbstmord beging. Im Privatleben gab es jedoch Probleme. Meyers Frau verstand sich nicht mit seiner Schwester, die ihm den Haushalt geführt und als Sekretärin für ihn gearbeitet hatte.

1887 befielen Meyer schwere Depressionen. Sein letztes Werk Angela Borgia konnte er nur noch mit Mühe fertigstellen. 1892 wurde er erneut in eine psychiatrische Heilanstalt eingewiesen , geriet immer mehr in einen Dämmerzustand und wurde 1893, ohne dass sich eine nennenswerte Besserung einstellte, entlassen. Seine letzten Jahre verbrachte er, von seiner Frau liebevoll gepflegt, in seinem Haus in Kilchberg, wo er am 28. November 1898 im Alter von 73 Jahren verstarb.

 
 

2 Kommentare:

  1. Du hast noch nie was von der Bartholomäus-Nacht gehört? Aber was solls, ich habs mir auch nur angelesen.

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  2. Im Übrigen wird die Bartholomäusnacht, auch bei Ken Follett, im dritten, nun vierten Band der Kingsbridge-Reihe erwähnt...

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