Kriminalromane bieten doch immer wieder Überraschungen. Ganz
besonders auch dieser der Patricia Holland-Moritz. Ich werde sicherlich nicht
verraten wieso, aber die Art, wie diese Autorin mit letztlich nur einem Satz am
Ende die Leserin, den Leser dazu zwingt, an die "zwingende" Fortsetzung zu denken, das hat
durchaus Format.
Worum geht´s?
Der Kulturstaatssekretär von Berlin ist tot. Man findet ihn
an einem Plastikstrick baumelnd mit nassen Socken über einer Pfütze und einem
Stuhl in seiner noblen Behausung. Es ermittelt Hauptkommissar Tschirner. Der
hat eine Praktikantin in seiner Abteilung des LKA (Berlin lässt Morde durch das
LKA ermitteln), die ist schon komisch und schlau. Außerdem erinnert sie an eine
gewisse Lisbeth, welche ein Stieg Larsson zu seinen Lebzeiten erfand. Ein
Computergenie… *
Tschirner hat neben Ehefrau und zwei Töchtern auch eine
Freundin. Die ist reich und der Reichtum ist ihr Trauma und dieses Trauma
bekämpft sie inkognito in Frankreich. Rebecca Schomberg wohnt oft in einem Hotel, dort
hat sie einen schwulen Freund und der ist auch noch plötzlich verschwunden.
Ansonsten lernen wir viel über „Tina“ und „Ice“ – kurz über
Chrystal Meth, nebst einer Bedienungsanleitung, wie man die Folgen des
Dauerkonsums klein halten kann. Dazu aber muss man das Buch bis zum Ende lesen.
Überhaupt ist das Thema der Modedroge im Roman allgegenwärtig und eine
Botschaft der Autorin ist die sehr eindringliche Warnung vor der Verbreitung
und Verwendung dieser Substanz.
Der Reichtum der Rebecca, ihre Mission nach Frankreich, die
sie nicht glücklich werden lassen wird, und der Mord am Kulturstaatssekretär
der Hauptstadt mit CM im Blut könnten den Stoff für zwei Romane bilden. Das Verweben beider
Handlungen, die zwar eine Verknüpfung aufweisen aber sonst nichts miteinander
zutun haben, verdichten den Roman auf eine Art und Weise, die die Spannung sehr
stark hebt. Patricia Holland-Moritz hat es geschafft, die Lösung des Falles,
eigentlich letztlich ja der Fälle, bis zum Schluss hinauszuschieben.
Die Lesung auf der Dresdner Buchmesse Schriftgut** machte
schon mal Lust auf das Buch, wobei diese Verwicklungen und einzelnen Stränge
nicht erkennbar waren.
Einzig seltsam war, dass das LKA bzw. die Mordkommission Praktikanten einen derartigen Einblick in aktuelle Ermittlungen gibt und diese daran beteiligt. Mein lieber Herr Tschirner, anderswo wäre das ein fettes Dienstvergehen. ;)
Einzig seltsam war, dass das LKA bzw. die Mordkommission Praktikanten einen derartigen Einblick in aktuelle Ermittlungen gibt und diese daran beteiligt. Mein lieber Herr Tschirner, anderswo wäre das ein fettes Dienstvergehen. ;)
* * *
Patricia Holland Moritz, das ist schon eine Laufbahn, die
sicherlich Platz für Geschichten enthält. Buchhändlerin, Speditionskauffrau,
Amerikanistik studiert, Tourneeveranstalterin und BLOGGERIN. Da hat sie ganz
passable Ansichten, zum Beispiel diese
hier.
Ansonsten liebt sie John Irving, Woddy Allen, John Conolly, Patricia
Highsmith und, da haben wir dann was gemeinsam (so als Blogger), Ephraim Kishon
(stöbern hier).
Auch ich fragte sie zu ihrer Verwandtschaft mit Renate Holland Moritz, aber die
geneigte Leserin, der geneigte Leser soll in diesem Fall dann doch hier nachlesen.
Ach so, sie bloggt als „Geist des Kasimir“.
Was wird erst ein weiterer Teil ergeben, denn wie es aussieht, ist die Lösung des Falles in Frankreich ziemlich unglücklich verlaufen, ich nehme an, dass Rebecca der Hilfe ihres polizeilichen Freundes dringend bedürfen wird.
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Wenn man die Rezension beginnt, bevor man das Buch zu Ende
gelesen hat, dann kommt es vor, dass man sich korrigieren muss. Oben genannte
Praktikantin ist nur scheinbar der gewissen Lisbeth ähnlich.
**
Buchmessen sind vor allem auch deshalb eine feine Sache, weil man mit diesem oder jenem Autoren, dieser oder jener Autorin "analog" ins Gespräch kommt. Das hat Patricia Holland Moritz auch in mein Exemplar geschrieben: "analoges Treffen". Eben nicht nur per Mail oder Blog.
► DNB / Gmeiner - Verlag / Meßkirch 2015 / ISBN: 978-3-8392-1768-9 / 309 S.
© KaratekaDD
Klingt nach einem interessanten Fund!
AntwortenLöschenIch kann mich gut an unser analoges Treffen in Dresden (schriftgut Messe) erinnern und danke Dir sehr für die schöne Rezension. Das freut das Autorenherz :-)
AntwortenLöschenDas freut dann den Blogger auch, wenn er die Resonanz liest.
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