Eine sehr weitreichende Lügengeschichte ist auch die von den Protokollen der Weisen von Zion, geboren aus dem Hass auf ein mehrfach vertriebenes Volk, welches in der Diaspora überlebte und auch heute noch der Behauptung ausgesetzt wird, teil einer großen Weltverschwörung zu sein.
"Streng gehütete Geheimnisse des französischen Militärs sind an das Deutsche Reich verraten worden, und die Geheimdienste glauben sofort zu wissen: Das kann nur der jüdische Hauptmann Dryfuss gewesen sein. Zur gleichen Zeit ziehen die Protokolle der Weisen von Zion immer weitere Kreise, jenes gefälschte 'Dokument' für die 'jüdische Weltverschwörung', das fatale Folgen haben wird." (Schutzumschlag)
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Auf diesem Friedhof, dessen ältester Grabstein aus dem 15. Jahrhundert stammt, ist auch der berühmte Rabbi Löw begraben, den den Prager Golem erschaffen haben soll, eine Figur, die es ebenfalls zu literarischem Ruhm brachte. Bezeichnend ist auch, dass die SS neben dem Friedhof ein "Museum einer untergegangenen Rasse" errichtete, ein Museum, welches heute als Jüdisches Museum immer noch besteht. Das ist natürlich ein Ort, der für Verschwörungsromane hervorragend herhalten kann. (Wenn ihr mal wieder in Prag seid...)
Bilder aus wikipedia: Alter Jüdischer Friedhof in Prag |
Und so dringt auch Ecos Geschichte tief in die Vergangenheit und erzählt auch von unserer Gegenwart, trotz des Umstandes, dass die Geschichte im 19. Jahrhundert angelegt ist. Eco umreißt die Geschichte des Jahrhunderts mitreißend von der französischen Revolution und die italienische Geschichte, von Garibaldi über die Pariser Commune bis zu jenem Dreyfuss, dessen Urteil ein vor allem antijüdisches, rassistisches ist und im Roman auf einem von Simonini gefälschen Dokuments beruht.
Ein besonderes Merkmal ist, dass Simonini einmal selber erzählt und sich darin mit einem weiteren Erzähler abwechselt, dies übernehmen Gerd Heidenreich und Jens Wawrczeck im Hörbuch beim Hörverlag. So ändert sich der Blickwinkel und gibt der Handlung eine Art Authentizität "zweier" Chronisten
Schon einmal hat sich Umberto Eco, der am 16. Februar 2016 im Alter von 84 Jahren verstarb, den diversen Verschwörungen gewidmet: im Roman Das Foucaultsche Pendel. Ein Buch, welches der Blogger zu seiner Schande gestehen muss, bisher nicht wirklich von ihm gelesen wurde. Kaum stand der "Friedhof" im Regal, passierte dann erst einmal ähnliches. Schwer rein zu kommen in den doch eigentlich so geliebten Stil des Professors Umberto. Vor einigen Wochen schaffte es dann das Hörbuch auf einigen regelmäßigen Autofahrten, dass die Geschichte bewältigt wurde. Seitdem wird das Buch in Etappen gelesen und auch das "Pendel" wird irgendwann einmal dran glauben müssen.
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Aha. Da haben wir den Grund für unsere Verwirrung. Und in dem Wissen, dass es sowieso verwirrend ist und wir als Leser dem nicht entfliehen können, wagen wir uns an nun auch an den gedruckten "Friedhof" als auch an das "Pendel", geduldig lesend, bis am Schluss sich das Eco´sche Rätsel offenbart.
► DNB / Carl Hanser Verlag / München 2011 / ISBN: 978-3-446-23736-0 / 519 Seiten
► Umberto Eco: Autorenseite
© KaratelaDD
Hut ab! An das Buch werde ich mich in nächster Zeit wohl eher nicht herantrauen... :)
AntwortenLöschenWir nehmen uns dann irgendwann das Pendel vor
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