Sonntag, 23. Juni 2013

David Garrett: Vom Wunderkind zum Geigenrebell - für mich einfach ein tolles Konzert...




Er gilt als einer der virtuosesten Violinisten weltweit: David Garrett. Der 1980 in Aachen geborene Deutsch-Amerikaner hat sich nicht nur im klassischen Musikgenre einen Namen gemacht.
Seine mit Rock- und Popelementen gemischten Crossover-Produktionen begeistern auch jene, die sich nicht für rein klassische Musik interessieren. "Beckham der Violinisten" oder "der coolste Geiger der Welt" sind nur einige Attribute für den jungen, gut aussehenden Musiker, der derzeit wieder durch Deutschland tourt.






Zur Person:


David Garrett galt lange Zeit als typisches "Wunderkind". Mit vier Jahren machte der Sohn eines deutschen Juristen und einer amerikanischen Primaballerina seine ersten Versuche auf der Geige. Der Vater, selbst ein passionierter Violinist, wurde sein erster strenger Lehrer. Als Zehnjähriger galt David in Klassik-Kreisen als Wunderkind und stand bereits mit den Hamburger Philharmonikern auf der Bühne, wenig später mit Yehudi Menuhin. Bis heute ist er der jüngste Künstler, den die Deutsche Grammophon je exklusiv unter Vertrag genommen hat. Der Dirigent Zubin Mehta prophezeite dem zwölfjährigen David eine internationale Karriere und nannte ihn den größten Violinisten seiner Generation.
Doch Ende der 90er Jahre brach Garrett aus der "behüteten Wunderkind-Karriere" aus. Von einer Sinnkrise gepackt fühlte er sich fremdbestimmt, gedrängt in ein Leben außerhalb seiner Generation. "Mir wurde immer alles aufoktroyiert: Was ich spielen sollte, wo ich auftreten sollte, was ich in Interviews sagen und nicht sagen sollte." Gegen den Willen der Eltern und seiner Plattenfirma zog er nach dem Abitur nach New York, um eigene Wege zu gehen. Das Studium an der renommierten Juilliard School of Music bei den wohl besten Geigenlehrern der Zunft finanzierte er sich selbst.  Hier erkannte er endgültig, dass er sich ein Leben ohne Geige und Musik nicht vorstellen kann. Die eigene Jugend entdecken hieß für ihn, sich auch musikalisch auszuleben.  Er orientierte sich musikalisch um und öffnete sich auch der Rockmusik: Zu Mozart, Bach und Tschaikowski gesellten sich jetzt Bands wie Nirvana oder Metallica. Seitdem ist Garrett mit seinen Cross-Over-Konzerten berühmt geworden, ohne je sein Herz für die klassische Musik zu verleugnen.


Weiterführende Informationen und Videobeispiele zu Auftritten gibt es hier: ZeitOnline Portrait

Das Konzert:




Und gestern war es nun soweit: mein erstes Live-Konzert mit David Garrett! In Münster auf dem Schlossplatz, 13.500 vollbesetzte Stühle, wechselhaftes Wetter - doch nur strahlende Gesichter. Gegen den gelegentlichen Regen halfen durchsichtige Regencapes, die vom findigen Veranstalter zu Hunderten ausgegeben wurden, denn Schirme dürfen auch bei einer OpenAir-Veranstaltung nicht aufgespannt werden.
Doch die unsichere Wetterlage war sofort vergessen, als die Show begann. David Garrett war mit Orchester und Band angereist - konsequenter lässt sich sein Crossover-Gedanke schließlich kaum leben. Bereits beim ersten Stück war klar: die Musik wird mit allen Sinnen erlebt, man kann sie auch fühlen. Die Bässe durchdrangen die Zuhörer derart, dass zu vermuten war, Menschen mit Herzschrittmacher sollten jetzt besser gehen - es könnte zu Irritationen führen. Alle anderen jedoch waren begeistert und sozusagen wachgerüttelt, bereit für das Kommende.



Und es wurden tolle fast drei Stunden. Viele Stilrichtungen, aus unzähligen Ländern der Welt gelangten an unsere Ohren. Die Klassik war dabei ebenso vertreten mit Tschaikowski, Beethoven, Mozart und Chopin wie auch Rock und Pop mit ACDC, Metallica und Queen. Ein Genuss nicht nur für die Ohren, sondern auch für die Augen. Denn das Ganze war eine überaus gelungene Mischung aus Musik, Tanz und optischen Untermalungen mit Hilfe von LED-Leinwand, Scheinwerfer, Lautsprecher, Nebelmaschinen und sonstigen Feinheiten der Technik. So zauberte sich David Garrett durch den Abend, versprühte ein Feuerwerk für alle Sinne - und unterhielt uns im wahrsten Sinne des Wortes.
Dazu gehörten zwischendrin auch kleine Anekdoten wie etwa die, dass er während der Tournee auf dem Weg zum nächsten Konzertort wie immer im Zug noch etwas üben wollte und seine Mangerin ihm dafür ein Abteil gemietet hatte. Dummerweise lag das Abteil jedoch direkt hinter der Kabine des Zugführers - und beim nächsten Halt kam dieser heraus und meinte trocken, wenn David weiterhin so einen Krach veranstalten würde, würde er sich weigern, weiter zu fahren. Seine Musik könne er bei Bedarf vielleicht besser auf dem Bahnsteig des nächsten Bahnhofs darbieten...




Insgesamt war es in jedem Fall ein unvergessliches Erlebnis, das entsprechend der Vielseitigkeit von David Garrett auch ein ganzes Spektrum an Empfindungen hervorrief. Basses Erstaunen über die Fingerfertigkeit und enorme Virtuosität des Künstlers, bei aller Lockerheit auf der Bühne in der Musik selbst ein hohes Maß an Konzentration und Hingabe zeigend, gehörte ebenso dazu wie ein fast körperlicher Zwang sich zur Musik zu bewegen, dem Zauber des Spektakels zu erliegen und es mit allen Sinnen zu genießen wie auch Gänsehautmomente zu erleben.
Am Schluss begann es noch einmal heftig zu regnen, Wind kam auf, Wolkenfetzen jagten über den dunklen Nachthimmel. Dazu erklang Beethovens "Ode an die Freude" - und mit geschlossenen Augen war das ein absolut überwältigender Abschluss. Ein oder zwei Tränen rannen mir dabei über die Wangen, derart intensiv war das Erleben.



Ein wundervoller Abend, und ich hoffe sehr, dass ich noch einmal in den Genuss eines Konzertes mit diesem Künstler kommen werde. 


Mehr Fotos zu diesem Abend gibt es hier: Fotostrecke David Garrett 2013 vor dem Schloss in Münster


Aussichten:

Am 31. Oktober 2013 wird im Kino ein vielversprechender Film anlaufen: "Der Teufelsgeiger" - ein Film über den legendären Geigenvirtuosen Paganini, gespielt von, klar, David Garrett...
Auf diesen Film bin ich jedenfalls schon sehr gespannt... Der Teufelsgeiger




Außerdem habe ich noch folgendes gefunden:
Im Mai 2014 startet die nächste Klassiktour mit einem mindestens ebenso atemberaubenden Programm. Als zentrales Werk wird David Garrett Antonio Vivaldis "Vier Jahreszeiten" spielen, sowie Werke von Niccolò Paganini, die er zum Teil selbst arrangiert hat. Begleitet wird er diesmal vom renommierten Verbier Festival Orchestra.  Tourdaten 2014



© Parden

2 Kommentare:

  1. Oh, Parden hat einen Kulturblog angelegt. Auch nicht schlecht, sonst hätte ich ihr die Gedankenspiele angeboten.
    So schnell einen solch informativen Post zum gestrigen Konzert. Ich hatte schon Angst, du könntest nicht hin. Aber schon um diesen Blog zu füllen, war die Reise ja notwendig. Oder nicht?

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    1. Wo ein Wille ist, ist ein Weg, Uwe. Einfach war es nicht, aber es hat sich in jedem Fall gelohnt...

      Ich denke, der KulturBlog wird sich im Laufe der Zeit schon noch füllen, da bin ich ganz zuversichtlich. :)

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