Als der blinde Musikkritiker van Vlooten eines Tages eine junge Geigerin
trifft, ist er sofort von ihr fasziniert. Auch sie verliebt sich, sie
heiraten. Aber van Vlooten wird von Eifersucht zerfressen. Als er sicher
glaubt, sie habe ein Verhältnis, fasst er einen mörderischen Plan.
Kreutzersonate ist ein Roman über Musik und Liebe, voll innerer Spannung
und Leidenschaft, wie nur de Moor ihn schreiben kann.
- Herausgeber : Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG; 9. Edition (29. Juli 2002)
- Sprache : Deutsch
- Übersetzung :
- Gebundene Ausgabe : 144 Seiten
- ISBN-10 : 3446202218
- ISBN-13 : 978-3446202214
- Originaltitel : Kreutzersonate
Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr genau, wie und warum dieses Buch zu mir fand, und es hat dann auch gedauert, bis ich es las. Das ist nun aber bereits vier Jahre her, und wieder einmal bin ich verwundert, dass ich die Rezension bislang nicht im Blog veröffentlicht habe. Das soll nun aber - aus aktuellem Anlass - nachgeholt werden. Denn kürzlich las ich "Die Kreutzersonate" von Lew Tolstoi, und tatsächlich ist die Ähnlichkeit der Romantitel keine zufällige. Näheres dazu könnt Ihr hier erfahren:
EINE URALTE GESCHICHTE...
Eine uralte Geschichte erzählt Margriet de Moor mit ihrer
"Kreutzersonate". Nämlich die Geschichte einer Liebe. Und die Geschichte
einer Eifersucht.
Seit einer verhängnisvoll verlaufenden Beziehung in jungen Jahren hat der blinde Musikkritiker Marius van Vlooten nie mehr wirklich geliebt. Viele Jahre später reist er zu einem Meisterkurs in Bordeaux in der zufälligen Gesellschaft eines jungen Musikologen, der ihm ein lebendiges Porträt der Geigerin Suzanna Flier zeichnet und die beiden miteinander bekannt macht. Als van Vlooten sie den Part der ersten Geige in Janáceks Streichquartett "Kreutzersonate" spielen hört, wird er, ohne es zu wollen, zu einer Gestalt aus einer Tragödie, die auf ihr eigenes, unausweichliches Ende zustrebt...
Margriet de Moor, die selbst Klavier und Gesang studierte, versteht es auf subtile und feinfühlige Art, die Themen Musik und Liebe miteinander zu verweben. Aus der Perspektive des reisenden Musikologen als Ich-Erzähler erscheint die Erzählung gleichzeitig distanziert und doch zutiefst menschlich, verständnisvoll und nachvollziehbar. Die Spannung der Erzählung ist sehr fein gesponnen aber wirkungsvoll und die überraschenden Wendungen, die die Beziehungen nehmen, sind sehr lesenswert. Ein sinnlicher Text voller klingender Noten.
Wer etwas für klassische Musik übrig hat, wird das Buch noch mehr genießen. Denn Literatur und Musik haben sich im Laufe der Jahrhunderte gleichermaßen immer wieder inspiriert, wie unten noch zu lesen sein wird. Es gibt hier also ein immer wiederkehrendes Thema und damit eine uralte Geschichte - hier einmal mehr in ein neues Kleid gewandet, auf den Leib der heutigen Zeit maßgeschneidert von Margriet de Moor...
Für mich ein wahrhaft schönes Lesevergnügen der leisen Töne.
Als ich jedoch mit diesem Buch begann, wusste ich ehrlich gesagt überhaupt noch nicht, auf was ich mich da einließ. Ja, hinten auf dem Buchrücken stand etwas vom Dialog der Autorin mit den großen Meistern, doch sagte mir das erst einmal gar nichts. Auf den ersten Seiten dann konnte ich mich zunächst nicht wirklich auf den Text konzentrieren. Bei dem Titel "Kreutzersonate" klingelte ganz leise etwas bei mir. Gab es das nicht auch tatsächlich als Musikstück? Bach? Nein, Beethoven muss das doch gewesen sein...
Weil mir die Frage keine Ruhe ließ, forschte ich im World Wide Web und wurde fündig. Tatsächlich: Beethoven hatte seine Violinsonate Nr. 9 so benannt, weil er sie einem Violinisten namens Kreutzer gewidmet hatte. Der hat sie zwar selbst nie gespielt, doch seither ist sein Name untrennbar mit dieser Sonate verbunden. Na, dachte ich, dann konnte ich mir diese Sonate doch gut anhören, während ich in dem Buch las. Und es versetzte mich in eine richtig schöne Stimmung - in einer Hand das Buch, in der anderen ein Glas Wein und im Hintergrund das virtuose Geigenspiel mit Klavier.
Seit einer verhängnisvoll verlaufenden Beziehung in jungen Jahren hat der blinde Musikkritiker Marius van Vlooten nie mehr wirklich geliebt. Viele Jahre später reist er zu einem Meisterkurs in Bordeaux in der zufälligen Gesellschaft eines jungen Musikologen, der ihm ein lebendiges Porträt der Geigerin Suzanna Flier zeichnet und die beiden miteinander bekannt macht. Als van Vlooten sie den Part der ersten Geige in Janáceks Streichquartett "Kreutzersonate" spielen hört, wird er, ohne es zu wollen, zu einer Gestalt aus einer Tragödie, die auf ihr eigenes, unausweichliches Ende zustrebt...
Margriet de Moor, die selbst Klavier und Gesang studierte, versteht es auf subtile und feinfühlige Art, die Themen Musik und Liebe miteinander zu verweben. Aus der Perspektive des reisenden Musikologen als Ich-Erzähler erscheint die Erzählung gleichzeitig distanziert und doch zutiefst menschlich, verständnisvoll und nachvollziehbar. Die Spannung der Erzählung ist sehr fein gesponnen aber wirkungsvoll und die überraschenden Wendungen, die die Beziehungen nehmen, sind sehr lesenswert. Ein sinnlicher Text voller klingender Noten.
Wer etwas für klassische Musik übrig hat, wird das Buch noch mehr genießen. Denn Literatur und Musik haben sich im Laufe der Jahrhunderte gleichermaßen immer wieder inspiriert, wie unten noch zu lesen sein wird. Es gibt hier also ein immer wiederkehrendes Thema und damit eine uralte Geschichte - hier einmal mehr in ein neues Kleid gewandet, auf den Leib der heutigen Zeit maßgeschneidert von Margriet de Moor...
Für mich ein wahrhaft schönes Lesevergnügen der leisen Töne.
Als ich jedoch mit diesem Buch begann, wusste ich ehrlich gesagt überhaupt noch nicht, auf was ich mich da einließ. Ja, hinten auf dem Buchrücken stand etwas vom Dialog der Autorin mit den großen Meistern, doch sagte mir das erst einmal gar nichts. Auf den ersten Seiten dann konnte ich mich zunächst nicht wirklich auf den Text konzentrieren. Bei dem Titel "Kreutzersonate" klingelte ganz leise etwas bei mir. Gab es das nicht auch tatsächlich als Musikstück? Bach? Nein, Beethoven muss das doch gewesen sein...
Weil mir die Frage keine Ruhe ließ, forschte ich im World Wide Web und wurde fündig. Tatsächlich: Beethoven hatte seine Violinsonate Nr. 9 so benannt, weil er sie einem Violinisten namens Kreutzer gewidmet hatte. Der hat sie zwar selbst nie gespielt, doch seither ist sein Name untrennbar mit dieser Sonate verbunden. Na, dachte ich, dann konnte ich mir diese Sonate doch gut anhören, während ich in dem Buch las. Und es versetzte mich in eine richtig schöne Stimmung - in einer Hand das Buch, in der anderen ein Glas Wein und im Hintergrund das virtuose Geigenspiel mit Klavier.
Doch als ich knapp die Hälfte des Buches so gelesen hatte, stutzte
ich. Nicht Beethoven tauchte hier im Text als der Urheber der vertonten
Kreutzersonate auf, sondern ein ungarischer Komponist namens Janácek.
Meine Verwirrung wuchs - wieviele Kreutzersonaten gibt es denn bloß?
Also erneut im Internet geforscht und Verblüffendes zu Tage gefördert. Beethoven war tatsächlich der Erste, der die Kreutzersonate komponierte (1802) und ihr den Namen gab. Doch dann ließ sich kein geringerer als Tolstoi von diesem Werk inspirieren und schrieb nun seinerseits die Novelle "Kreutzersonate" (1889). Der ungarische Komponist Janácek wiederum beschäftigte sich mit Tolstois Werk und schrieb im Alter von 69 Jahren ein Streichquartett mit ebendem Titel "Kreutzersonate" (1923). Einer möglichen Interpretation zufolge könnnten die vier Sätze des Stückes von Janácek verschiedenen Abschnitten der Erzählung Tolstois entsprechen. Und Margriet de Moor hat sich nun letztlich von Janáceks Werk inspirieren lassen und schrieb ihre Erzählung "Kreutzersonate" in eben dieser Tradition (2002).
Mit diesem Hintergrundwissen hörte ich mir auch noch Janáceks Kreutzersonate als Begleitung zu meiner Lektüre an, auch um manche Passagen des Buches noch besser verstehen zu können. Somit hat mir das kleine Büchlein ungeahnt eine Kulturreise durch die Jahrhunderte und quer durch Musik und Literatur beschert. Ich muss sagen, dass ich es wirklich genossen habe...
© Parden
Also erneut im Internet geforscht und Verblüffendes zu Tage gefördert. Beethoven war tatsächlich der Erste, der die Kreutzersonate komponierte (1802) und ihr den Namen gab. Doch dann ließ sich kein geringerer als Tolstoi von diesem Werk inspirieren und schrieb nun seinerseits die Novelle "Kreutzersonate" (1889). Der ungarische Komponist Janácek wiederum beschäftigte sich mit Tolstois Werk und schrieb im Alter von 69 Jahren ein Streichquartett mit ebendem Titel "Kreutzersonate" (1923). Einer möglichen Interpretation zufolge könnnten die vier Sätze des Stückes von Janácek verschiedenen Abschnitten der Erzählung Tolstois entsprechen. Und Margriet de Moor hat sich nun letztlich von Janáceks Werk inspirieren lassen und schrieb ihre Erzählung "Kreutzersonate" in eben dieser Tradition (2002).
Mit diesem Hintergrundwissen hörte ich mir auch noch Janáceks Kreutzersonate als Begleitung zu meiner Lektüre an, auch um manche Passagen des Buches noch besser verstehen zu können. Somit hat mir das kleine Büchlein ungeahnt eine Kulturreise durch die Jahrhunderte und quer durch Musik und Literatur beschert. Ich muss sagen, dass ich es wirklich genossen habe...
© Parden
Margriet de Moor gehört zu den bedeutendsten niederländischen Autoren
der Gegenwart. Sie studierte Klavier und Gesang, bevor sie sich dem
Schreiben zuwandte. Bereits ihr erster Roman Erst grau dann weiß dann blau
(Hanser, 1993) wurde ein sensationeller Erfolg. Heute sind ihre Romane
und Erzählungen in alle Weltsprachen übersetzt. Ihr Werk erscheint im
Hanser Verlag, zuletzt Die Verabredung (Roman, 2000), Der Jongleur (Ein Divertimento, 2008), Der Maler und das Mädchen (Roman, 2011), Mélodie d'amour (Roman, 2014), Schlaflose Nacht (2016) und Von Vögeln und Menschen (Roman, 2018). Margriet de Moor lebt in Amsterdam.
He du. Das ist eine tolle Rezension. Als ich „Kreutzersonate“ las, dachte ich genau dasselbe, nämlich Beethoven. Tolstoi würde mich nun tatsächlich interessieren. Ich glaube es gab auch mal einen Film…
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