Freitag, 7. Februar 2020

Tolkien, J.R.R.: Mittelerde Teil 1 - Der Herr der Ringe

Im Dezember 2001. Südtirol. Obereggen. Der Weg von der Skipiste führt unter die Dusche. Derweil schreit einer in sein Handy, dass er noch diese oder jene Palette eines Buches zu vermitteln hätte, welches in keiner Buchhandlung fehlen dürfe und das man DER HERR DER RINGE nennt.

„Was ist das“, frage ich. „Kennst du nicht? Das ist das Buch das dem Film, der jetzt im Kino läuft, zugrunde liegt.“ „Aha – Fantasy. Nichts für mich.“

So war das vor fast zwanzig Jahren. In der Woche vor Weihnachten 2001 kam der erste Film in Deutschland in die Kinos. Kaum aus Obereggen zurück, schaute ich mir den Film an. Unmittelbar danach führte mich mein Weg zu Bertelsmann. Damals gab es die Kette noch.


(c) Bücherjunge
Im letzten Jahr dann erhielt von meinem Miturlauber, dem Buchhändler, die wunderschöne Ausgabe des Klett-Cotta Verlages. Diese liegt hier vor mir, womit ich das lange angekündigte Tolkien-Projekt beginne.



(Hier begann meine Bekanntschaft mit John Ronald Reuel Tolkien)




pixabay


Muss ich die Geschichte vorstellen?

"Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden,
ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden
Im Land Mordor, wo die Schatten drohn."




Three Rings for the Elvenkings under the sky,
Seven for the Dwarf Lords in their halls of stone,
Nine for Mortal Men, doomed to die,
One for the Dark Lord on his dark throne,
In the land of Mordor, where the shadows lie.
One Ring to rule them all, One Ring to find them.
One Ring to bring them all and in darkness bind them
In the land of Mordor, where the shadows lie.


Der Ring für den dunklen Lord, der ist verloren gegangen. Isildur besiegte Sauron in der Schlacht, die Menschen und Elben gegen Mordor verband und nahm den Ring an sich. Der der hohe König von Amor und Gondor verlor ihn später. Ein Hobbit fand ihn, Déagol, der den Ring an Sméagol, später Gollum genannt, verliert. Gollum wiederum verliert ihn an Bilbo Beutlin, den Abenteurer und Drachenbezwinger aus Shire, oder für uns besser, dem Auenland. Die dunkle Macht von Mordor regt sich wieder. Frodo, ein Neffe des Bilbo, erhält den Ring an dessen einhundertelfzigsten Geburtstag, womit sein Leidensweg beginnt - immer mit dabei Samweis Gamdschie, sein Gärtner. In Bruchtal bilden sich die Felloships of the Ring – Die Gefährten. Ihr Auftrag: Der Ring kann nur am Ort, wo er geschmiedet wurde vernichtet werden. Wer schafft es auf den Schicksalsberg?


* * *

@ Bücherjunge
Welchen Text man schreibt, gleich verrät man etwas, das im Buch erst irgendwo zur Sprache kommt. In einem der drei Bücher. Diese heißen DIE GEFÄHRTEN, DIE ZWEI TÜRME und DIE RÜCKKEHR DES KÖNIGS.

Eigentlich ist das Rote Buch ja die Reisebeschreibung von Bilbo und Frodo. J.R.R. Tolkien  (* 3. Januar 1892 in Bloemfontein, Oranje-Freistaat; † 2. September 1973 in Bournemouth, England) hat das ja „bloß übersetzt.“ Woran man das merkt? Das merkt man an den umfangreichen Anhängen, die dem Wälzer beigefügt sind. Es gibt ja allerhand zu erklären, denn die Geschichte von Mittelerde umfasst tausende Jahre, mehrere Zeitalter. 

Darum gibt es viele weitere Bücher. Das SILMARILLION  zum Beispiel und das Buch DER HOBBIT. Ersteres erzählt die Vorgeschichte von Mittelerde, die Antike sozusagen. Letzteres die Reise des Bilbo Beutlin mit den Zwergen gegen den Drachen Smaug. Auch könnte man mit den Filmen des Peter Jackson anfangen, wie ich. Es dürfte aber weiterhin sinnvoll sein, sich das eintausendzweihundertzweiundneunzigseitige Buch auf den Schoß zu legen und sich keinen Zwang anzutun:  Los gehts. Mich hat es von der ersten Seite an gefesselt.


* * *

Sucht man in der Tiefe des Intranets, findet man zum Beispiel Diskussionen über die verschiedenen Übersetzungen im Laufe der Jahre. Meine erste Ausgabe, das Rote Buch auf dem Bild, beinhaltet die Übersetzung von Wolfgang Krege, die neue Ausgabe von Klett-Cotta die von Margaret Carroux. Krege hat in der Ausgabe des Jahres 2000 erklärt, der alte Text wäre schön, eine getreue Nacherzählung, neutral und gedämpft.
Er dagegen versuche, „die Geschichte so vorzutragen, wie Tolkien es tun würde, wenn er heute, 1999, schriebe...“ [*]

Ich habe ein paar Seiten vergleichend gelesen, Unterschiede waren kaum zu merken, aber dies muss vielleicht Experten überlassen werden. Am deutlichsten war zu bemerken, dass Sam in der Carroux – Übersetzung oft „Herr Frodo“ sagt, in Kreges dagegen „Chef“. Bei Wikipedia lesen wir, dass Krege dies in einer Ausgabe von 2012 wieder änderte, genauso wie den Titel von Band Drei, der zeitweise „Die Wiederkehr des Königs“ lautete.

Die Übersetzungen der Lieder und Gedichte stammen in beiden Ausgaben von der österreichisch - schwedischen Dichterin Ebba-Margareta von Freymann, die die Übersetzung 1966 besorgte.

Vor einigen Jahren erwarb ich eine CD mit vertonten Liedern. Windstill hat zehn Gedichte vertont und diese mit Tänzen und Serenaden als Musikmärchen Frodos Abenteuer bereits 1979 auf Vinyl veröffentlicht. Es macht Spaß, sich auf diese Weise den Gedichten zu nähern.

"Der Herd ist rot von Feuersglut,
Das Bett steht unterm Dach und gut;
Doch müde ist noch nicht der Fuß,
dort um die Ecke, welch ein Gruß,
Steht überraschend Baum und Stein,
von uns entdeckt, von uns allein..."


* * *

Klett-Cotta hat 50 Illustrationen von Alan Lee verwendet und wirklich schöne Bücher geschaffen. Dies betrifft besonders die hier zu besprechende Prachtausgabe wie auch die anderen Bücher zum Thema Mittelerde, die der Verlag drucken lies, der sich das Logo Hobbit Presse zulegte und die Tolkien-Times herausbringt. Die Aquarelle lassen einen beim Lesen innehalten. Der kleine Bildausschnitt oben in der Mitte stammt aus dem Roten Buch, dessen Aufmachung ebenfalls ansprechend ist. Die Reihe der Hobbit Presse allerdings ist etwas besonderes.



John Ronald Reuel Tolkien hat Zeit seines Lebens am Herrn der Ringe gearbeitet. Der im letzten Jahr veröffentlichte Film TOLKIEN zeigt mit entsprechenden Bildern deutlich, dass die Erlebnisse des Offiziers im ersten Weltkrieg eine große Rolle spielten bei der Erfindung der Geschichte. Die andere Seite ist das Interesse des jungen Briten an alten Sprachen, was im Film ebenfalls interessant dargestellt wird.



Was wir aber heute über Mittelerde, die Hobbits, die Elben, Orks, über das Auenland, Rohan, Gondor, Mordor wissen, verdanken wir Christopher Tolkien, dem vierten Kind des Philologen. Denn Christopher Tolkien hat die gesamte Begleitliteratur herausgebracht Da kommt ein laufender Meter zusammen, nein mehr.

Besonders zu erwähnen sind dabei die Titel DIE KINDER HURINS, BEREN UND LUTHIEN sowie DER FALL GONDOLINS, welche gleichzeitig ebensolche großartige Ausgaben sind





Man könnte meinen, diese Fülle würde einen erschlagen. Auf die einzelnen Bücher werde ich im Laufe der nächsten Monate (hoffentlich nicht gleich Jahre) eingehen.

So kommt es ,dass Fantasy, und die Fangemeinde streitet sich gelegentlich, ob diese komplexe Geschichte als solche bezeichnet werden kann, plötzlich zu einem Genre wird, welches mich anspricht. Eine ganze Mythologie, die ihren Ursprung letztlich in vielerlei Sagenkreisen findet.

Die buchigen Produkte von Klett- Cotta, dem Verlag der schon seit der Cottaschen Buchhandlung die Rechte hält, ergeben eine feine Tolkien-Bibliothek. Der Verlag ist auf Fantasy spezialisiert und bringt das durch die TOLKIEN TIMES zum Ausdruck, die die Leser über Neuerscheinungen und Neuigkeiten informiert.

Am 15. Januar ist er verstorben, Christopher Tolkien, und der Verlag trauert um einen seiner vielleicht wichtigsten Autoren. Nun erfahren wir Neues und Unbekanntes zum literarischen Universum des Vaters nur noch aus zweiter und dritter Hand.

* * * 

Nein, an dieser Stelle werde ich nicht über die Filme schreiben, sonst geht es plötzlich darum, dass Amazon sich die Rechte an einer Serie gesichert haben soll, in der es um Numenór gehen soll.

Hier steht ein Buch im Vordergrund, welches zur Weltliteratur geworden ist und vielen als das Fantasy-Beispiel schlecht hin gilt. Dabei ist es egal, ob die Verfilmungen die neue Verbreitung erst so richtig gepuscht haben, ich wäre das ultimative Beispiel. Immerhin wurde das Buch bereits 1969/70 in deutscher Sprache herausgebracht, das Original erschien 1954/55.

Die Tolkienforschung ist umfangreich. Auch dieses Buch ist in gewisser Art und Weise aktualisiert. Es folgt der neuesten englischen Ausgabe, wobei es sich an Tolkiens eigenen Hinweisen für die Übersetzung. Diese wurden erst nach Margaret Carroux Übersetzung veröffentlicht. Auch besitzt die Ausgabe ein umfangreiches Register über die Lieder, Gedichte, Personen, Tiere, die Unwesen und Orte. Gut für weitere Recherchen. Die Ausgabe erschien aus Anlass der 125. Geburtstages des Verfassers.

Wenn ein Buch den Leser so fesselt, dass nicht nur weiter liest, das SILMARILLION war wirklich nicht einfach zu lesen, dann ist die Geschichte stark. Mir liegt so etwas und daher soll unser Blog zum Thema Tolkien noch einiges mehr aufweisen in der Zukunft.


Tolkien beim Dresdner Bücherjungen





Bücher sind auch schön, sie sind eine Augenweide und die hier wähnten sind aus der Bibliothek nicht wegzudenken. Man könnte die Ausgaben auch sammeln, denn der Verlag hat aus Anlass der deutschen Erstveröffentlichung vor 50 Jahren schon wieder eine dreibändige Ausgabe in den Buchhandel gegeben. Mir werden meine zwei Ausgaben allerdings reichen.






Vielen Dank, lieber Jürgen, für das wunderschöne Exemplar des Klett-Cotta Verlages.


DNB / Klett-Cotta / Stuttgart - 4.2019 / ISBN: 978-3-608-96035-8 / 1292 S.
► RM Buch und Medien Vertriebs GmbH (Bertelsmann - Lizenzausgabe)*


© Bücherjunge





2 Kommentare:

  1. Ein ehrgeiziges Projekt, das ich hier gespannt verfolgen werde!

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  2. Vielen Dank für diese Übersicht und den Hintergrund. Ich suche Angaben zur ersten Veröffentlichung der Gedichte/ Lieder in der Übersetzung von Ebba-Margareta Freymann. Hier steht das Jahr 1966. Gibt es vielleicht noch genauere Angaben zum Wo und Wie (eigenes Buch, Anthologie etc.)?

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