Dienstag, 6. November 2018

Wittenfeld, Uwe: Ruhrspione

Quelle Tatort 
Kann sich noch jemand an dieses Bild erinnern? Es ermitteln im TATORT * "UNTER BRÜDERN" Hauptmann Fuchs (Peter Borgelt), Oberleutnant Grawe (Andreas Schmidt-Schaller), Kriminalhauptkommissar Horst Schimanski (Götz George) und Kriminalhauptkommissar Christian Thanner (Eberhardt Feik). Nach erfolgreichen OST-West-Ermittlungen um Kunstraub und Staatssicherheit sind alle vier besoffen und die Ostdeutschen "zeichnen" ihre neuen Kollegen mit Orden aus ihrem Fundus aus. 

In Wirklichkeit waren im Jahre 1990 auch Fuchs inzwischen KHK und Grawe KOK, aber das tut nichts zur Sache, eher ist zu vermerken, das Borgelt, George und Feik nicht mehr unter den TV-Kriminalisten weilen - leider segneten sie bereits das Zeitliche.
Doch das Thema scheint unerschöpflich...



Ich meine das Thema Kunstraub. Beziehungsweise Kunstraub und Staatssicherheit. Im seinem dritten Ruhr-Krimi nimmt sich Uwe Wittenfeld aus Bochum der Sache an. In RUHRZASTER und MAUERZWILLINGE begann Hugo Koslowsky gemeinsam mit Olga Paschke und Erwin Boretzky zu ermitteln. Erwin ist Rechtsanwalt und Olga Privatdedektivin. Hinzu kommt noch Hugos Freundin Jenny, die auch Olgas beste Freundin ist. Das Ganze spielt sich immer zwischen Dresden/ Leipzig / Potsdam und dem Ruhrgebiet ab. 

Diesmal werden Olga und Erwin beauftragt, den Tod eines Ehepaares mit eigener Kunstgalerie in der Düsseldorfer KÖ zu untersuchen. War dies vielleicht ein Mord? Jedenfalls stellt sich raus, dass die Ehefrau vor einem reichlichen Vierteljahrhundert ein paar Kisten Bilder abgezweigt hat. Soll heißen, sie entzog diese in den Wendewirren einer Institution namens "Kommerzielle Koordinierung", die einem gewissen Alexander Schalck-Golodkowski ** unterstand.

Himmel, dachte ich, wieder einmal Stasi. Nun, Wittenfeld hat mit den genannten Figuren ein paar schrullige und liebenswerte geschaffen, die ein Ost-West-Problem gar nicht erst auftreten lassen, obwohl die Lebensläufe dies zuließen. Der Autor mag die Städte, in denen sich Hugo & Friends rumtreiben, besonders Dresden scheint es ihm angetan zu haben, wenn  auch Elbflorenz hier keine große Rolle spielt. Das liegt vielleicht auch daran, dass besagte Jenny gerade in Feuerland als Geologin arbeitet. Irgendwann wird Koslowsky ihr beichten müssen, dass da noch eine Privatdetektivin aus Leipzig auftauchte, das ist die Maggi Morgensonne (was hat den Autor hier nur geritten). Die hat eine äußerst gewitzte Tochter namens Susi, die ihre eigene Entführung mittels Dietrich schon mal selbst beendet. Jedenfalls ist diese Maggi sehr verführerisch...

Mehr will ich gar nicht verraten. Es gibt noch ein paar Tote mehr und ob da nun Bilder sind, wem die gehören, und was aus solchen wird so zwischen mehreren Verkehrsunfällen, Bombenexplosionen und einem Mord in einer Straßenbahn, das mag die Leserin oder der Leser nun selbst heraus finden. 

Ich gebe zu, "Stasi" geht wohl immer, mir aber ab und zu auf den Geist, einzig die erwähnten Figuren, eine flotte Story und der Autor, der trotzdem einen verbindenden Ost-West-Krimi schrieb, ließen mich zugreifen, ich konnte auch schlecht ablehnen, denn die Neugier war stärker. Zum Glück. Gern wieder, wenn es um diese Truppe hier geht. 

Übrigens hat der Autor am Ende des Buches es eine ganze Reihe Recherchemöglichkeiten vermerkt, die Stasi im Ruhrpott ist keine Spinnerei...

* * *


Wittenfeld ist ein sympatischer Zeitgenosse, den ich erst letztens im September auf der kleinen Buchmesse Dresden (er)lesen wieder traf. Wir stehen schon seit einiger Zeit in Verbindung, die RUHRSPIONE sind auch Rezensionsexemplar, wofür ich mich gleich hier herzlich bedanke.

Wir unterhielten uns inmitten der Verlagsangebote über OST-West, AFD, PEGIDA, Sachsen und und und...

Er hatte auch registriert, dass ich den Landschaftspark Duisburg Nord besucht hatte, die in diesem Buch erwähnte ZECHE ZOLLVEREIN ist auch ein lohnendes Ziel, welches auf meiner Agenda gelandet ist.

Der Studienrat, der Elektrotechnik und Sozialpädagogik studierte, ist in dem Jahr geboren, "als Fidel Castro den Diktator Batista besiegte." Wer schreibt denn so was auf den Buchrücken? Der Ruhrkrimi-Verlag aus Mühlheim an der Ruhr. Mal sehen, was als nächstes kommt,. laut Uwe Wittenfeld ermitteln Olga Paschke & Co bereits weiter.


© Bücherjunge


** Zu diesem siehe auch diese Rezension


2 Kommentare:

  1. Ich kann mich noch an den Tatort erinnern, und fand ihn gut, auch wie sie sich anfangs skeptisch beäugten...
    Manche tuen es leider noch heute ;-)

    Gruß Regina

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  2. Ja, ich kann mich auch an diesen Tatort erinnern. Natürlich auch an die Zeit, in der er spielt. Diese gegenseitige Annäherung, diese Skepsis und die schönen Momente...
    In dieser Zeit habe ich viel gelernt, leider ist für einige auch die Zeit stehen geblieben...
    Liebe Grüße
    Marina

    AntwortenLöschen

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