Mit seinen skurrlilen Gestalten, dem außergewöhnlichen Ausflug in die Botanik und Zusammenhängen, die sich lange nicht erschlossen, blieb das Lesen spannend. In der Leserunde entspann sich eine lebhafte Diskussion, wobei die meisten Teilnehmer diesen Roman als etwas Besonderes empfanden. Weshalb? Vielleicht wird das deutlich im Rahmen meiner Rezension:
(Klappentext Klett-Cotta Verlag)
- Gebundene Ausgabe: 346 Seiten
- Verlag: Tropen; Auflage: 2. Druckaufl. 2018 (4. November 2018)
- Sprache: Deutsch
- Übersetzung: Dorothee Merkel
- ISBN-10: 9783608503739
- ISBN-13: 978-3608503739
- ASIN: 3608503730
- Originaltitel: The Long Forgotten
LEBENSGEHEIMNISSE...
Quelle: Pixabay |
Was haben ein Professor für Ozeanografie, der Besitzer einer Ein-Mann-Putzfirma und ein junger Mann mit einer Tätigkeit in einer Annahmezentrale für Notrufe miteinander zu tun? Nichts. Richtig. So will es zumindest scheinen, und entsprechend verwirrt irrt der Leser durch die ersten Seiten dieses Romans, auf denen genau diese drei Personen eingeführt werden.
Professor Cole, der durch einen Stromausfall in seinem kleinen U-Boot mitten im Ozean zu ersticken droht,
Peter Manyweathers, der seinen Hang zur Reinlichkeit zum Beruf gemacht
hat und Dove Gale, der sein Journalismus-Studium an den Nagel gehängt
hat und seither Notrufe für Rettungsdienste annimmt. Dabei begegnen wir
Peter Manyweathers gar nicht direkt, sondern in den merkwürdigen
Erinnerungen Doves, die gar nicht die seinen sind, sondern sich ihm mit
unerträglichen Kopfschmerzen aufdrängen. Es sind die Erinnerungen eben
jenes Peters von vor dreißig Jahren, als der zufällig in das größte
Abenteuer seines Lebens schlitterte. Er folgte der Spur der Blumen -
und der Liebe.
Hört
sich schräg an? Ist es auch, und doch nimmt einen die Geschichte
schnell gefangen, erwacht die Neugier, will man wissen, wie zum Teufel
das hier alles zusammenhängt und worauf das ganze letztlich hinausläuft.
'Das kann nicht sein', mag sich der ein oder andere Leser im Verlauf
der Erzählung denken, und ja, nicht alles erscheint wahrscheinlich. Aber
unter der Prämisse, dass David Whitehouse hier ein modernes Märchen
verfasst hat, kann man doch eintauchen in diese besondere Geschichte,
die warmherzig, poetisch, wortgewaltig und voller Bilder daherkommt.
"Genau
in diesem Moment brach der Mond aus einem violett glühenden
Wolkenwirbel hervor und ließ das Feld bis in seine hintersten Ecken in
einem hellen Licht erstrahlen. Und nun sahen sie es - einen Teppich aus
zarten weißen Blüten, der sich vor ihnen ausbreitete, als wäre er die
ganze Zeit schon dort gewesen, wie Schnee, der über Nacht fällt, während
man tief und fest schläft. Die Kadupul. Die Königin der Nacht. Die
Schönheit im Licht der Sterne..." (S. 171)
Eine
große Besonderheit in diesem Roman sind die Blumen, denen Peter
Manyweathers hinterherreist, seltene Blumen, die kaum einmal blühen, die
versteckt und nahezu unentdeckt leben, und die nur sich selbst gehören.
Blumen wie die Gibraltar-Lichtnelke, die schafsfressende Pflanze oder
die Todesblume beispielsweise, schwer zu finden, aber doch von einer
ganz einzigartigen Faszination für Peter, der herausfinden will, welche
Metaphern aus dem gefundenen Liebesbrief sich dahinter verbergen, um so
selbst womöglich hinter das Wesen der Liebe zu kommen.
Diese
Faszination Peters für die Blumen überträgt sich fast unmerklich auch
auf den Leser, so dass es mich zumindest drängte, bei jeder neuen
Pflanze, jedem neuen Fundort erst einmal nachzuforschen, zu googeln, um
ein tatsächliches Bild vor Augen zu haben. So war es fast, als reiste
ich mit, quer durch die Welt, ohne dabei die Widrigkeiten selbst in Kauf
nehmen zu müssen , die Peter meistern musste.
Aber auch die anderen Handlungsstränge waren spannend zu lesen, und
ganz allmählich verwoben sie sich miteinander, liefen aufeinander zu und
offenbarten schließlich in vollkommener Klarheit ihren Zusammenhang.
Märchenhaft, sicherlich. Aber auch berührend und einfach schön.
Für
mich ein besonderer Roman, für den ich eine Empfehlung ausspreche - für
alle, die sich einfach mal überraschen und bezaubern lassen möchten,
die es genießen, sich durch eine Geschichte tragen zu lassen und die
vielleicht auch an das Märchenhafte im Leben glauben können oder wollen.
© Parden
Der Klett-Cotta Verlag schreibt über den Autor:
David Whitehouse wurde 1981 in Nuneaton, England geboren. Sein Debut »Bed« wurde 2010 mit dem »To Hell with Prizes Award« ausgezeichnet. Er lebt in London.
► übernommen vom Klett-Cotta Verlag
Sicher ein tolles Buch...
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