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unserem Blog gar nicht erwähnt ist.
Nun, im Zuge des erneuten Genusses der schwedischen Verfilmung wird es mal Zeit.
Hier folgt nun die leicht redigierte Rezension aus dem Jahr 2010.
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VERBLENDUNG, VERDAMMNIS & VERGEBUNG sind drei Romane, die zu denen gehören, von denen man nicht lassen kann. Ist es möglich, den Ersten und den Zweiten einzeln zu lesen, muss der Dritte sofort dran glauben, da er nahtlos den zweiten fortsetzt.
Die Personen sind plastisch und kommen einem im Verlauf immer näher. Da wäre der Journalist Mikael Blomquist, der den verständlichen Spitznamen "Kalle" aus ebenso verständlichen Gründen nicht leiden kann - Stieg Larssons ältere Kollegin Astrid lässt grüßen. Weiterhin gehören zum Figurenensemble Mikaels Kollegin Erika Berger, Chefredakteurin der Monatszeitschrift "Milennium" und vor allem Lisbeth Salander, eine junge Spitzenrechercheurin, deren Mittel und Methoden zum Erlangen von Informationen rechtlich bedenklich sind, aber erst im Verlauf der drei Romane richtig deutlich werden. Woher die Sechundzwanzigjährige ohne richtig abgeschlossene Schulbildung das kann, wird erst im zweiten Teil deutlich.
Mikael ist Wirtschaftsjournalist mit ethischen Ansprüchen. Er verkörpert das, was man investigativen Journalismus nennt. Erika ist die Organisatorin der Zeitschrift, ohne sie wäre das Blatt schon lange Pleite, denn Mikael zieht sich beim "investigieren" oft einfach zurück und ward nicht mehr gesehen. Bei der Recherche zum Verschwinden eines Mädchens, dessen Onkel Chef eines Wirtschaftsimperiums ist, bekommt Mikael Unterstützung durch besagte Lisbeth, welche angeblich psychisch völlig gestört ist und nach Ansicht "führender" Psychiater dauerhaft weggeschlossen gehört. Ihr äußere Signatur: Klein, fast keine Oberweite, schweigsam, schwarze Klamotten, Tattoos, Piercings, schwarze Haare. Das mit der Oberweite ändert sich irgendwann, die Piercings kann sie später nicht immer gebrauchen. Was sie braucht, ist ein schneller Computer und das Internet.
Zu Mikael ist noch zu sagen, dass er, obwohl eigentlich kein Adonis von Gestalt, ein guter Liebhaber ist. Mit der Erika hat er sowieso ein Verhältnis, die Lisbeth, welche seine Tochter sein könnte, fast, kommt ihm auch ziemlich nahe und sonst ist keine Frau richtig vor ihm sicher. Eigentlich ist aber auch er nicht sicher vor ihnen.
Ist VERBLENDUNG noch eine Art von "normalem" Krimi, wenn auch am Ende ein abscheuliches Serienverbrechen aufgedeckt wird, geht es in VERDAMMNIS dann unter anderem um Spionage und geheimpolizeiliche Aktivitäten. Die Geschichte wird immer rasanter und gefährlicher. Vor allem für Lisbeth. Aber auch für andere, Mikael eingeschlossen. Mit der Zeit wird eigentlich die Lisbeth zur Hauptfigur, der alle an die Gurgel wollen. Polizei, Sicherheitspolizei, ihr Erzeuger, ein Psychiater, ihr zweiter Betreuer - sie ist nämlich offiziell unmündig - ihr Vater, eine Motorradgang Al la Hells Angels… Hat Lisbeth Mikael geholfen, die Harriet Vanger ausfindig zu machen, ist es dann Mikael, der ihr helfen muss aus all dem Schlamassel rauszukommen. Das ist vor allem der Inhalt von VERGEBUNG.
Quelle: Norsteds |
Fünfzehn Millionen Mal wurde das Buch weltweit verkauft. 3.500.000 mal allein in Schweden. Es sollten sechs Bücher werden, aber leider ist Larsson verstorben. Posthum erhielt er den Skandinavischen Krimipreis für das beste Buch des Jahres 2006 (Verblendung). Von den Bänden vier bis sechs sollen Exposés vorliegen. Allerdings ist seine Witwe der Auffassung, dass es nicht im Sinne Larssons wäre, die Geschichte fortzuschreiben. Übrigens galt Larsson als einer der weltweit führenden Experten antidemokratische, rechtsextreme und neonazistische Bewegungen. Als Schriftsteller war er freiberuflich tätig. Persönlich finde ich, dass VERGEBUNG einen akzeptablen Abschluss darstellt.
Zu bemerken ist noch, dass die Verfilmung der Bücher durchaus zu empfehlen sind. Klar, es können nicht alle Facetten dargestellt werden. Filmisch ist es völlig verständlich, wenn oben genannte Harriet im zweiten Film nicht mehr auftaucht, im Buch spielt sie weiterhin eine punktuell wichtige Rolle. Wikipedia erklärt das ganz einleuchtend. Aber tolle Filme sind es. Hollywood plant jetzt schon ein Remake. Sie sollten es lassen, meine ich.
Wer Thriller liebt, muss diese unbedingt lesen.
Quelle: Random House |
Geboren wurde er als Karl Stig-Erland Larrson am 15.08.1954 in Skellftehamm.
(September 2010 – Buchgesichter)
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Noch etwas zu Stieg Larsson. Das YouTube Video, eine ZDF Story*, zeigt die Facetten des linken Autors und verbindet das Leben des Schweden mit der Millennium - Trilogie.
ZDF Doku (2011)
Hollywood hat tatsächlich ein Remake heraus gebracht, der erste Roman, Verblendung wurde mit Daniel Craig und Rooney Mara. Die Version kommt an die schwedische Version aus meiner Sicht nicht ran, auch wenn sie Mara eine Oscar-Nominierung bescherte. Allerdings gibt es ein paar Szenen, die im Gegensatz zum ersten Film, näher am an der Buchvorlage sind.
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Auf die Brutalität in seinen Büchern angesprochen, hat der Autor gemeint, die Realität wäre noch viel schlimmer. Sie fällt in den schwedischen Filmen noch mehr auf. Auch die Vergewaltigungsszene in Verblendung und Lisbeths Rache scheinen auf einem Erlebnis des Autors in seiner Jugend zu beruhen, in der er eine Vergewaltigung nicht verhinderte. *
Der plötzliche riesige Erfolg des Autors, führte zu diversen Streitereien. Es wurde behauptet, er hätte einen Ghostwriter gehabt, seine "Witwe" (nicht verheiratet) erbte nichts, nur Vater und Bruder. diese verkauften die Filmrechte auch an Hollywood. (siehe Wikipedia)
Dass die Bücher inzwischen fortgesetzt wurden, fällt vor allem in Schweden nicht sehr auf Zustimmung. David Lagercrantz hat die Story inzwischen bereits mehrfach fortgeschrieben.
Vielleicht sollte ich doch mal einen Versuch wagen?
© Bücherjunge
Ein toller Beitrag, finde ich! Ich sollte mir die Bücher / Hörbücher / Filme auch mal wieder vornehmen...
AntwortenLöschenFreut mich. Im übrigen könnten wir, da nun der Blog im fünften Jahr steht, jeden Monat mal einen Rückblick starten.
LöschenVerrückt: Aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen beschloss ich, die Bluerays mal wieder einzulegen. Und schwups, erscheint dieser Beitrag plötzlich auf der Zugriffsleiste. Lit(t)erarisches Karma?
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