Mittwoch, 23. Mai 2018

Brakensiek, Stephan: Die Akte Marx

1818 - 2018: Der zweihundertste Geburtstag von Karl Marx führt zu einer Flut von Artikeln, Beiträgen, Konferenzen und Büchern. Weil Regionalkrimis in Mode gekommen sind, liegt es nahe, dass Trier, die Geburtsstadt von Mohr, wie er von seinen Kindern genannt wurde, herhalten muss. Karl-Marx-Stadt, seit Jahren bereits wieder Chemnitz, gibt das nicht her. Also stürzen wir uns mit Stephan Brakensiek ins Marxjahr.

Natürlich gibt es da in diesem Jahr eine Marx-Ausstellung. Doch was hat der Mord an zwei holländischen Touristen damit zu tun? Gibt es einen Zusammenhang, wenn ein Trierer Eisenbahner in einem Strafbataillon an der Ostfront fällt und vorher eine Kiste "Geheime(r) Reichssachen" verschwindet? Jedenfalls haben die Holländer einen Packen Manuskriptseiten bei sich und sind auch sonst etwas dubios.

"Ein Fund, der die Grundfesten des Marxismus erschüttern könnte: Historische Fakten treffen auf fesselnde Fiktion."




Wer je eine Marx-Biografie gelesen hat, oder vielleicht auch Mohr und die Raben von London (Ilse Korn), der kennt Lenchen Demuth als den guten Geist der ständig geldknappen Familie. Bei Wikipedia steht, dass Helene Demuth nach dem Tode von Marx in den Haushalt von Friedrich Engels wechselte und beim Ordnen des Nachlasses von Karl Marx half. Hierbei fanden die beiden auch die Manuskripte zum zweiten Band von Das Kapital. Dies ist nun der Stein des Anstoßes, hier setzt die Fiktion an, wenn es um die Ausgabe des 2. Bandes des Hauptwerkes des Philosophen geht. Die späteren Ausgaben des 1. Bandes wurden wohl schon oft redigiert, wie ist es dann mit den Folgewerken, die erst von Engels herausgegeben wurden? Hat das ein "Ghostwriter" mitgewirkt? Das wäre "eine Bombe", die den großen Sohn der Stadt vom Sockel heben könnte...

Nun, ob dies so wäre, lässt sich an den beiden verwendeten Textstücken im Roman nicht zwingend erkennen, der Gedanke ist, dass die Manuskripte eine für die Marx-Forscher bisher unbekannte Handschrift aufweisen...
Verschwörungstheorien für Linke oder für deren Gegner, wie die über einen unehelichen Sohn von Marx mit einer gewissen Helene... (Oder war es Engels?)




Quelle *
Oder es ist eben einfach ein spannender Roman für Leute, die dann einfach mal einen alten Band blauer Bände aus dem Regal reißen und in Texten schmökern, die sie von dreißig Jahren das letzte Mal in der Hand hielten... Solche wie mich...  und weil man Marx nicht unbedingt auf ein "kommunistisches Gespenst" und auf die "Geschichte als Geschichte von Klassenkämpfen" oder auf die "vereinigten Proletarier aller Länder" reduzieren sollte. Nicht nur nicht im Marx-Jahr 2018. 

Ein paar kleine Ungereimtheiten gibt es auch noch, wieso explodiert das Auto einer sich weit jenseits der Pensionsgrenze befindlichen Führungsoffizierin eines nicht mehr existenten (oder doch?) Geheimdienstes? Vielleicht hätte man diesen Geheimdienst weglassen können und eine wirklich interessante fiktive Lenchen-Geschichte erfinden können. Auch wenn sie nicht aus Trier stammte.

Wer weiter suchen will, braucht nun aber eine Archiverlaubnis der Trierer Kriminalpolizei.


* * *

PS: Da hat doch die Volksrepublik China der Stadt Trier eine Karl-Marx-Statue geschenkt. Über fünf Meter hoch. Ein riesiges Ding. Es sollte noch größer werden. Das wird natürlich im Roman erwähnt und es ist keine Fiktion. Man hat sie auch aufgestellt. Das war einigen Leuten nicht recht. Wie es dazu kam, kann man hier nachlesen. Oder ausführlicher auch hier. Die Kommentare dazu sind auch wieder köstlich.


Quelle **


► DNB / emons: / 1.2018 / ISBN: 978-3-7408-0268-4 / 256 Seiten
Stephan Brakensiek bei emons:



© Bücherjunge



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