Mittwoch, 8. März 2017

Dick, Philip K.: Das Orakel vom Berge

Der Mann im hohen Schloss / The Man in the high Castle / Das Orakel vom Berge...

„Unzählige“ Titel einer Geschichte, die mir nicht als Buch in die Hände fiel, sondern als Fernsehserie. Eine AMAZON PRIME Fernsehserie und das scheint ein Format zu sein, welches sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Ein anderer „Sender“ ist NETFLIX, aber von dem soll gerade nicht die Rede sein, der kommt dann dran, wenn ich mal was über Elisabeth II. zu schreiben hätte...

Das Cover des Taschenbuches spricht ja Bände: Die japanische Kriegsflagge über dem Westen der USA, der Adler des Tausendjährigen Reiches über dem Osten und mittleren Westen. In der Mitte ein schmaler grauer Streifen, das ist die Pufferzone einiger weniger amerikanischer neutraler Staaten.


Wir schreiben das Jahr 1962. Die beiden Supermächte, Japan und Deutschland, sind sich nicht sonderlich grün. Auch regt sich Widerstand und die junge Judolehrerin Juliana sucht in den Rockies nach einem mysteriösen Autor, der den Widerstand entfachen könnte. „Nur er scheint zu wissen, wie man dem Albtraum der falschen Geschichte entkommt“ [1]

Alles ist irgendwie anders gelaufen:
Roosevelt ermordet, im Jahr 1947 siegen die Achsenmächte. Deutschland hat das Mittelmeer trocken gelegt. (Atlantropa [2]). Reichskanzler Bormann ist Tod und mehrere Gruppen kämpfen um die Macht.

Ein Hauptmann der Abwehr namens Wegener will die Japaner vor einem Atomangriff der Nazis warnen. Ein Frank Frink fälscht ehemalige amerikanische Alltagsgegenstände und will diese über den amerikanischen Kunsthändler Childan an Japaner verkaufen. In San Francisco residiert ein Mr. Tagomi in der japanischen Handelsmission. Und Juliana Frink, Exfrau von Frank verliebt sich (fast) in Joe, einen italienischen Trucker.



Außerdem spielt ein Buch eine Rolle: Die Plage der Heuschrecke. In diesem hat ein Autor namens Abendsen wiederum einen anderen Ausgang des Krieges geschildert, als wir ihn kennen. [3]

Warum ist im Titel von einem Orakel die Rede? Weil ein chinesisches Buch von einigen Figuren aus Orakel benutzt wird, das I GING. Von dem Dick behauptete, es hätte ihm beim Schreiben geholfen. [4]

Aha. Hauptthema soll die Unwirklichkeit auf die Wirklichkeit sein. Das hört sich irgendwie philosophisch an und das wird es gegen Ende des Buches auch.

Es soll der beste Roman des Philip Kindred Dick (1928 - 1982) [5] sein, er stammt aus dem Jahre 1962. Dick war sehr produktiv, geschrieben soll er unter Aufputschmitteln bis zu 60 Seiten am Tag haben. So steht das bei Wikipedia. Bei Fischer steht unter Dick, dass er die Sience Fiction nicht erfunden, aber zu einer Kunst gemacht hat. [6]

* * *


Kurz, der Roman hat mich gar nicht vom Hocker gerissen. Aber nun hatte ich die 20 Folgen der Serie [7] gesehen und die nun wiederum fand ich von Folge zu Folge interessanter. Das Heuschreckenbuch wird nämlich durch Dokumentarfilme ersetzt, die wir nun wiederum kennen. Zum Beispiel die Szene, in der auf Iwo Yima US-Marines die Flagge aufrichten. Oder wie das Hakenkreuz vom Reichstag stürzt. Oder der Bomber Enola Gay, der die Atombombe nach Hiroshima brachte.

Die Nazis wie die Japaner suchen nach den Filmen und dem Macher und so nach und nach kommt man darauf: Es scheint Parallelwelten zu geben und man kann diese auch betreten. Vermutlich. Zumindest ist Juliana plötzlich die Schwiegertochter des Japaners Tagomi. Die Geschichte von Childan und Frinks ist annähernd so wiedergegeben wie im Buch und der Hauptmann Wegener soll den japanischen Thronfolger umbringen.



Das ist schon ein Stoff. Schon der Vorspann ist beklemmend, wenn japanische Kampfflugzeuge unter der Golden Gate durchfliegen und Fallschirme ihren Schatten auf die Präsidentenköpfe werfen. Faszinierend der Obergruppenführer Smith in N.Y. Skrupelloser Polizeichef mit einem unheilbar kranken Sohn, für den er dessen Arzt ermordet, damit der den Jungen nicht als lebensunwert meldet. Ungefähr in der Hälfte der Serie sieht man Smith ( in US-Uniform)  und seine Frau, sie sehen entsetzt einen Lichtblitz und die Wolke über Washington. Smith´ Spion ist besagter Joe, der sich als Sohn eines Ministers im Reich entpuppt und der auf der Suche nach den Filmen auf Juliana trifft, die ebenfalls für eine Widerstandsgruppe danach sucht.

Wesentlich spannender als das Buch, vielleicht aber habe ich es bloß nicht so richtig begriffen.



Trailer / YouTube


Wir jedenfalls haben schon mehrfach  solche Alternativweltgeschichten gelesen. Zum Beispiel hier, oder hier, oder auch da. Eine bekannte Alternativweltgeschichte ist VATERLAND von Robert Harris, auch erfolgreich verfilmt. Die steht im Regal.

Wer Zeit hat, soll sich die Serie antun, allerdings kostet Amazon Prime halt Geld.


  • DNB / Fischer / FF/M 2014 / ISBN: 978-3-596-29841-9 / 271 S.

© Bücherjunge


Abb 1: 
  • Autor: Kwanaksan 95 CC-BY-SA 4.0 / File:Japanese Pacific States Flag.png / Erstellt: 13. Juli 2016
  • GemeinfreiDieses Bild enthält nationalsozialistische oder andere faschistische Abzeichen, die in einigen Staaten verboten sein könnteFile: The Man in the High Castle (Ridley Scott's series).svg / Erstellt: 14. Juli 2015
  • PS: In Wiki Comons wird auf die Verbotseigenschaft des Hakenkreuzes in Deutschland ausdrücklich hingewiesen. Daher ist es auf dieser Seite durchgestrichen.
  • Die Szenenfotos sind TV-Fotografien
Quellen:

1 Dick, P.K: The Man..., Fischer, FFM 2014, Buchrücken
2 https://de.wikipedia.org/wiki/Atlantropa
3 https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Orakel_vom_Berge
4 https://de.wikipedia.org/wiki/I_Ging
https://de.wikipedia.org/wiki/Philip_K._Dick
http://www.fischerverlage.de/autor/philip_k_dick/22044
https://de.wikipedia.org/wiki/The_Man_in_the_High_Castle_(Fernsehserie)


5 Kommentare:

  1. Huhu!

    Dann bin ich ja mal gespannt, ob mich das Buch mehr überzeugen wird! Da ich so gut wie kein Fernsehen schaue, werde ich die Serie wohl auch nie schauen, da bleibt mir nur das Buch! ;-)

    LG,
    Mikka

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  2. Hallo,
    erst kürzlich habe ich mich durch die Serie "gequält" und das Buch habe ich auch schon gelesen. Die Serie hat mich in keiner Weise vom Hocker gerissen. (Ja, ich habe beide Staffeln gesehen, aber eher weil ich wissen wollte, was alle daran finden.) Es ist tatsächlich eine Serie und auf dieses Medium abgestimmt. Bis auf die Grundidee haben Buch und Serie nicht mehr viel gemein. Ich fand sowohl Buch als auch Serie wahnsinnig beklemmend und drückend würde das Buch aber auf jeden Fall vorziehen.

    Viele Grüße,
    Rena

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    1. Beklemmend, bedrückend. Da ist was dran. Die Serie war interessanter, weil wesentlich mehr Handlung drin war und mehr SF als im Roman. Eigentlich bin ich gar kein SF-Fan.

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  3. Ich glaube, hier verzichte ich auf Buch und Serie. ;)

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