Samstag, 9. Januar 2016

Peters, Katharina: Vergeltung



Die Sonderermittlerin Hannah Jakob, ausgebildete Kriminalpsychologin, ist bundesweit im Einsatz. Ihr Spezialgebiet: vermisste Frauen und Kinder. Dabei hat sie einen ungewöhnlichen Partner: ihr Hund Kotti. Ihr neuester Fall fordert ihren Einsatz in ihrer Heimatstadt Berlin. Ein Anwalt ist spurlos verschwunden. Eigentlich nichts für Hannah, doch Robert Bleichert ist eine überaus zwielichtige Figur. Er war nicht nur Berater im Rotlichtmilieu, sondern übernahm auch die Vertretung von Eltern, gegen die wegen des Verdachts der Kindesmisshandlung ermittelt wurde.
Dann wird eine tote junge Frau gefunden – und der Fall nimmt ungeahnte Ausmaße an.



(Klappentext Aufbau Verlag)



  • Taschenbuch: 512 Seiten
  • Verlag: Aufbau Taschenbuch; Auflage: 1 (21. August 2015)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3746631459
  • ISBN-13: 978-3746631455
  • Reihe: Hannah Jakob (Bd. 3)











 Ich danke dem Aufbau Verlag ganz herzlich, dieses Buch als Rezensionsexemplar lesen zu können!



 


 






VIELVERSPRECHENDER START, DANN ZUNEHMENDE LANGEWEILE...



Mark Springer, ein junger Kollege vom LKA Berlin, bittet die ausgebildete Kriminalpsychologin Hannah Jakob um Unterstützung. Eigentlich kümmert sich die Sonderermittlerin vom BKA vor allem um vermisste Frauen und Kinder, doh dieser Fall interessiert sie. Robert Bleichert, ein Anwalt, ist verschwunden. Er war nicht nur Berater im Rotlichtmilieu, sondern übernahm auch Mandate in Fällen von Kindesmisshandlung. Als ein junges Mädchen tot aufgefunden wird, nimmt der Fall konkretere Formen an. Die Obduktion ergibt zwar keine sicheren Beweise für eine Straftat, doch Hannah Jakob glaubt nicht an einen Unglücksfall. Ganz offensichtlich wollte jemand Corinna zum Schweigen bringen.


Ihre Wohnung war klein und billig, in der Regel war nicht aufgeräumt; der Kühlschrank war zwanzig Jahre alt, die Spüle stammte vom Sperrmüll, ein Großteil der Möbel hatte sie für wenig Geld beim Trödel erstanden, die abgewetzten Dielen knarrten, und die Fenster waren undicht. Aber es war ihre Wohnung. Kein wirklich sicherer Ort - den gab es auf der ganzen Welt nicht -, aber zumindest bot er die Illusion davon.


Der Thrillerauftakt ist in jedem Fall gelungen, führt in flüssigem Schreibstil in das Geschehen ein und stellt die beteiligten Personen sowie die Örtlichkeiten bildhaft vor. Hannah Jakob ist eine toughe Ermittlerin beim BKA mit einem phänomenalen Gedächtnis für Gesprächssequenzen. Sie lebt seit einiger Zeit getrennt von ihrem Mann und versucht wieder zu sich selbst zu finden. Immer mit dabei: ihr Hund Kotti. Mark Springer, jünger als Hannah, ermittelt beim LKA Berlin im Fall eines vermissten Anwalts. Impulsiv, wenig von Regeln haltend und kaum beliebt bei seinen Kollegen, versucht er im Alleingang, die wenigen Spuren in dem Vermisstenfall zu verfolgen. In diesem Rahmen bittet er Hannah um ihre Mithilfe, und auch wenn sie sich hier eigentlich gar nicht zuständig fühlt, weckt der Fall ihre Neugierde - zumal schnell klar wird, dass der Anwalt regelmäßigen Umgang mit Größen des Rotlichtmilieus pflegte. Die Zusammenarbeit zwischen Hannah und Mark gestaltet sich anfangs allerdings nicht einfach, doch raufen sie sich später durchaus zusammen.


"Nimm den Schöller mit." --- "Ich kann ganz gut alleine auf mich..." --- "Ja, kannst du. Aber nimm den Schöller trotzdem mit." --- "Der trägt Uniform! Ich will da nicht mit Wanne und Martinshorn vorfahren, sondern mich lediglich unauffällig umsehen." --- "Ich hab's verstanden, Mark. Soll er die Uniform ausziehen. Wäre 'ne Möglichkeit, oder? Der Mann hat ein gutes Auge bewiesen und schnell reagiert, und abgesehen davon, dass wir Alleingänge verhindert sollten, könnten wir jede Unterstützung gebrauchen. Zähl doch mal durch, wie viele Fälle wir inzwischen bearbeiten." --- "Okay, okay, du hast gewonnen."


Interessante Charaktere, sich andeutende Verwicklungen, geheimnisvolle Personen und eine Tote - ein vielversprechender Auftakt, der auf eine spannende Ermittlung hoffen ließ. Doch rasch zeigte sich eine beeindruckende Anzahl an Handlungssträngen, da sich der Fall in verschiedene Richtungen aufzusplitten begann, und bis kurz vor dem Ende tauchten immer weitere Personen auf, die alle irgendwie mit den Fällen zu tun hatten.

Mysteriös ist dabei ein Mann, der die Ermittlerin Hannah Jakob heimlich beobachtet und dabei einige Male gezielt und unerkannt in den Fall eingreift. Ihm sind einige entscheidende Hinweise zu verdanken, doch über die Motivlage des geheimnisvollen Mannes schweigt sich die Autorin lange aus. Alles in allem eine reichlich verwirrende Mischung...


Inzwischen hatten sie tief gegraben, aber die eigentliche Dynamik der Ermittlungen war stets durch weitere kriminelle Ereignisse bestimmt gewesen und weniger durch einen fortschreitenden Prozess der Erkenntnisgewinnung.


Obwohl die Ermittler nahezu Tag und Nacht aktiv sind, sind die Fortschritte über einen sehr langen Zeitraum recht gering, doch geben Hannah Jakob und ihr Team nicht auf. Gerade weil das Schicksal von Kindern hier auch eine wesentliche Rolle zu spielen scheint, ist Hannahs Ehrgeiz geweckt. Zahlreiche Fundstücke, die den Ermittlern immer neue Puzzlestücke in den undurchsichtigen Fällen liefern, verhelfen dabei keineswegs rasch zum entscheidenden Durchbruch. Der Leser wird Zeuge, wie Hannah und ihre Kollegen in der trüben Suppe fischen, allmählich schon etwas entmutigt, und eine gefühlte Ewigkeit nicht durchschauen, wohin die losen Enden der Fälle letztlich führen. Das Gefühl von Langatmigkeit, Zähigkeit - und Langeweile stellte sich zunehmend ein.


In beiden Ermittlungsrichtungen hatte eine geraume Zeit quasi Stillstand geherrscht oder gewonnene Erkenntnisse waren lediglich von sekundärer Bedeutung gewesen und spielten keine tragende Rolle bei der Aufklärung der Hintergründe. Manche Details vervollständigten lediglich ihre ohnehin bestehenden Vermutungen, ließen sich aber nicht verifizieren.


Neben der zähen und immer verworreneren Ermittlungsarbeit verloren die Charaktere zunehmend an Profil statt ausgefeiltere Züge anzunehmen. Dies fand ich schade. Außerdem fand ich einige Aspekte der Ermittlungsarbeit wenig glaubwürdig. Beispielsweise ernsthaft zu verlangen, dass an einem Samstag SOFORT ermittlungstechnische Ergebnisse vorliegen, nachdem zunächst noch Spuren gesichert werden müssen, kann jeder erfahrene Thrillerleser nur mit einem Kopfschütteln quittieren. Auch die problemlose Bereitstellung von Polizeibeamten zur spontanen und langandauernde Überwachung von Personen erscheint angesichts des Personalabbaus auch bei der Polizei nicht unbedingt wahrscheinlich. Doch dies nur nebenher.


Ihre Müdigkeit und das bleierne Gefühl, in einer undurchdringlichen Wolke festzustecken, die zum überwiegenden Teil aus zwar überaus interessanten, aber letztlich schwammigen Hinweisen bestand, die nicht zwingend überzeugten und höchstens Indizcharakter aufwiesen, hatte sich nach den neuesten Informationen aufgelöst. Glasklare Beweise waren zwar etwas anderes, aber wir nähern uns, dachte sie, wenn auch mit sehr kleinen Schritten.


Das Zitat gibt gut wieder, wie die Ermittlungen verlaufen sind - ermüdend für die Polizei wie für den Leser. Leider hat sich auch meine Hoffnung nicht erfüllt, dass im letzten Abschnitt des Thrillers noch einmal deutlich an Spannung zugelegt wird. Der Leser weiß letztendlich mehr als die Polizei, die eigentliche Arbeit hat ein Unbekannter erledigt, der die Spuren so zu lenken weiß, wie es ihm sein Gewissen vorgibt. Das Ende ist auf eine nicht zufriedenstellende Art offen, mehrere Fragen werden nicht aufgelöst, und ich fühle mich letztlich ein wenig, als hätte man mich im Regen stehen gelassen. Schade...

Ein Thriller, der nach vielversprechendem Beginn einen fulminanten Spannungsabbau erfuhr und mit einem nicht zufriedenstellenden Finale endet. Da wäre mehr drin gewesen...


© Parden












Der Aufbau Verlag schreibt über die Autorin:

Katharina Peters, 1960 geboren und in Wolfsburg aufgewachsen, schloss ein Studium in Germanistik und Kunstgeschichte ab. Sie ist eine passionierte Marathonläuferin, trainiert Aikido und lebt als freie Autorin in Berlin. Bei atb erschienen die Rügen-Krimis: „Hafenmord“, „Dünenmord“, „Klippenmord“ und „Bernsteinmord“. Mit der Protagonistin Hannah Jakob liegen bisher vor: „Herztod“ und “Wachkoma“ und „Vergeltung“.

übernommen vom Aufbau Verlag


2 Kommentare:

  1. Oops, neuerdings ptäsemtiert noch jemand deine neuen Bücher. auch wenn dieses hier wohl nicht so toll einschlug.

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