Ich war drei, als meine Schwester entdeckte, was das Besondere an mir ist. Aufgrund einer genetischen Störung bin ich außerstande, Schmerz zu empfinden.
Meine Schwester Shana ist eine verurteilte Mörderin, die tötet, seit sie vierzehn ist. Unser Vater ist Harry Day, der legendäre Serienmörder, der ganz Amerika in Atem hielt. Er ist nun schon seit vierzig Jahren tot, aber dieser «Rosen-Killer» weiß Dinge über ihn, die er eigentlich nicht wissen dürfte. Meine Schwester sagt, sie ist die Einzige, die ihn stoppen kann.
Auf dem Bett eine tote Frau. Auf dem Nachttisch Champagner und eine langstielige rote Rose. Als Detective D.D. Warren den Tatort inspizieren will, geht plötzlich das Licht aus. Dielenböden knarren, fremder Atem an ihrem Ohr ... Später heißt es, aus ihrer Pistole seien drei Schüsse abgefeuert worden. D.D. selbst ist schwer verletzt.
Sechs Wochen später schlägt der «Rosen-Killer» wieder zu. Ohne eine Spur zu hinterlassen. D.D. Warren versucht verzweifelt, sich an Details jener Nacht zu erinnern, doch es gelingt ihr nicht. Dafür erinnert sich der Mörder umso besser...
- Taschenbuch: 480 Seiten
- Verlag: rororo (24. April 2015)
- Sprache: Deutsch
- Übersetzung: Michael Windgassen
- ISBN-10: 3499269244
- ISBN-13: 978-3499269240
Ich danke dem Rowohlt Verlag ganz herzlich für die Möglichkeit, dieses Buch als Rezensionsexemplar lesen zu dürfen!
WAS TUT WEH?
Der Rosenkiller... |
Der neue Fall von Sergeant Detective D.D. Warren ist mehr als mysteriös. Eine tote Frau auf dem Bett, der nach ihrem Tod zahlreiche Hautstreifen abgezogen wurden. Dazu eine Champagnerflasche und eine Rose auf dem Nachttisch. Fast wie ein Opfer des legendären Serienmörders Harry Day - doch der ist bereits seit 40 Jahren tot. Als D.D. Warren noch einmal an den Tatort zurückkehrt, um sich in Ruhe ein Bild vom Geschehen zu machen, spürt sie plötzlich, dass sie nicht alleine ist. Sie feuert drei Schüsse aus ihrer Waffe ab, doch daran kann sie sich später nicht mehr erinnern.
Schwer verletzt kann sie sich auch Wochen später kaum noch bewegen ohne vor Schmerzen die Wände hochzugehen. Sechs Wochen später schlägt der 'Rosenkiller' erneut zu, und wieder hinterlässt er keine einzige Spur. D.D. Warren versucht verzweifelt, sich an die Nacht zu erinnern, in der der Mörder sie die Treppe herunterstieß, doch es will ihr einfach nicht gelingen.
Wegen der unerträglichen Schmerzen wendet sich D.D. an die erfahrene Schmerztherapeutin Adeline Glen. Schon bald stellt sich heraus, dass diese Ärztin nicht nur den Namen des legendären Serienkillers kennt, sondern zu ihm auch in einer persönichen Beziehung stand - sie war seine Tochter. Eine seiner Töchter. Die andere, Adelines Schwester, befindet sich seit ihrem 14. Lebensjahr im Gefängnis, als mehrfache Mörderin verurteilt zu lebenslanger Haft. Adelines Schwester hat die Gewaltbereitschaft und die Lust am Morden offensichtlich vom Vater geerbt. Doch auch Adeline selbst hat eine genetische Bürde zu tragen, nämlich die überaus seltene Eigenschaft, keinerlei Schmerzen zu spüren, was das Leben überaus gefährlich macht und stets mit Einschränkungen behaftet ist.
Der Verdacht erhärtet sich, dass Adelines Schwester Shana mehr über den 'Rosenkiller' weiß als sie zugibt, vielleicht sogar selbst in die Taten involviert ist. Aber wie soll das gehen, wo sie doch im Gefängnis sitzt? Die krankgeschriebene und von Schmerzen geplagte D.D. Warren und die Ärztin Adeline Glen versuchen dem Geheimnis auf die Spur zu kommen...
"Was empfindest du", fragte ich nun, "wenn du dich an Daddy erinnerst?" - "Liebe." - "Was hörst du?" - "Schreie." - "Was riechst du?" - "Blut." - "Was fühlst du?" - "Schmerz". - "Und das soll Liebe sein?" - "Ja."
Einen spannenden Thriller hat Lisa Gardner da geschrieben, bereits der siebte der Reihe, aber persönlich mein erster. Das Thema 'Schmerz' zieht sich auf viele Arten konsequent durch das Geschehen und betrifft viele der Hauptpersonen. Schmerzunempfindlichkeit ebenso wie chronische Schmerzen und Schmerztherapie sowie die Veranlagung, sich selbst Schmerzen zuzufügen, seelische Schmerzen und der Umgang damit noch obendrauf. Ein Füllhorn also, das aber interessant dargestellt wird und den Leser nicht überfrachtet. Im Fokus abwechselnd stehen die Ermittlungen rund um D.D. Warren und das Geschehen um die Ärztin Adeline Glen, die für mich die interessanteste Person der Handlung war. Verdeutlicht wird der Perspektivwechsel auch durch einen ständigen Wechsel des Erzählmodus' von der personalen Perspektive (D.D. Warren) zur Ichperspektive (Adeline) und zurück. D.D. Warren bleibt ein wenig blass, aber vermutlich gab es in den vorherigen Bänden der Reihe Gelegenheit genug, sie besser kennenzulernen, was ich sicher auch noch nachholen werde.
Mir persönlich hat es gefallen, wie sehr auf das Innenleben - Gedanken, Emotionen - der Beteiligten eingegangen wird. Zwar blieb dabei phasenweise die Spannung etwas auf der Strecke, ich fand es dennoch überaus interessant. Der Verdacht, wer hinter dem ganzen stecken könnte, war zwar schon recht früh da, doch zur wirklichen Gewissheit verdichtete er sich erst kurz vor Schluss. Beeindruckend fand ich, wie sich die Sichtweise auch des Lesers bezüglich bestimmter Personen im Laufe der Handlung verändert, z.T. radikal. Das muss man Lisa Garnder lassen: erzählen kann sie! Und der zeitweise eingestreute bissige Humor hat mir ebenfalls gut gefallen.
Unwillkürlich zwinkerte D.D. mit den Augen. "Ihre sechs Jahre alte Schwester hat Sie geschnitten?" - "Sie wusste es nicht besser und wiederholte, was ihr eingebläut worden war: Blut ist Liebe. Meine Schwester gab mir auf ihre Weise zu verstehen, dass sie mich liebte." - "Bei Ihren Familientreffen möchte ich nicht dabei sein."
Eine interessante Thematik, ein abwechslungsreicher Plot, der Fokus auf Gedanken und Emotionen der Beteiligten, nicht immer auf der Spannung - aber das habe ich nicht als störend empfunden. Die Psyche bietet oft Spannung genug...
Gerne werde ich die Reihe um Sergeant Detective D.D. Warren weiter verfolgen!
© Parden
Lisa Gardner, Jg. 1971, ist trotz ihrer jungen Jahre als Schriftstellerin eine Veteranin. Freilich ist wenig bekannt, dass sie ihre Karriere nicht 1998 und im Thrillergenre startete, sondern bereits sechs Jahre früher – als Alicia Scott, die tagsüber einem »richtigen« Bürojob nachging und sich nach Feierabend insgesamt 13 Liebesschnulzen aus dem Hirn wrang.
Nach eigener Auskunft hatte sie schließlich genug von dieser Fron (was leicht nachvollziehbar ist) und versuchte sich mit einem Thriller. »The Perfect Husband« markiert gleichzeitig das Debüt von Pierce Quincy, der damals nicht als Serienheld geplant war und für den ersten Roman der Quincy/Conner-Reihe (»The Third Victim«) vorsichtig »serientauglich« gemacht werden musste, d. h. um der zwischenmenschlichen Verwicklungen willen eine Ehegattin und Familie erhielt.
Der Erfolg übertraf Gardners Erwartungen. Sie schwenkte endgültig auf die neue Linie ein und schreibt seitdem ausschließlich rasante Thriller, die zwar nur bekannte und bewährte Plots und Figuren aufgreifen, dies aber gekonnt und unterhaltsam.
► Quelle Text
Ein überaus interessanter Beitrag. Bisher kannte ich "nur" einen "Schmerzlosen": Lisas Halbbruder...
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