Eines ist alt und stammt doch aus dem neuen Jahrtausend.
Das Andere ist neu, wurde aber noch im alten Jahrtausend hergestellt.
Bibliophile Schätze aus meinem Fundus.
Ein etwas anderer BücherPost.
Es ist ein paar Jahre her, da wurde ich auf auf "altneue" Bücher aufmerksam. Auf sogenannte Faksimile. Bibliophile Kostbarkeiten neu aufgelegt.
DIE GROSSEN |
COT |
"Die Beschreibung und Contrafactur der vornembster Stät der Welt." Es ist das bekannteste und umfassenste Städtebuch aus der Zeit des späten 16. Jahrhunderts. [1] Das in rotes Leder mit Golddruck gebundene Buch ist ein Auswahlband mit den schönsten Ansichten aus der Topgraphie von ► Georg BRAUN und ►Frans HOGENBERG, basierend auf der sechsbändigen Gesamtausgabe des Werkes aus dem Verlag Müller und Schindler, Stuttgart. [2]
Jedes mal überlegt man erneut, ob die Ausgabe sich bei solchen Büchern lohnt. Der Anbieter kommt dann mit der Idee der Wertanlage. Das impliziert allerdings, dass der Käufer eventuell gewillt ist, die erhandelten Werke irgendwann wieder zu veräußern. Aber hat ein bibliophiler Mensch wie ich daran irgendein Interesse? Ich finde, die Bücher machen sich sehr schön in der Vitrine hinter Glas. [3] Hierzu kann man auch was über die vielbesungene Bibliophilie nachlesen. Zum Beispiel ► hier. Und dann gleich noch ► da.
"Die "Städte rund um dem Erdkreis" (COT) sind eines der großen historischen Werke der Buchkunst und eine Huldigung an die europäischen Städte als solche. Sie lassen die Sammlerherzen heute noch genauso höher schlagen wie damals; als Beweis dafür diene ► Robert Burtons berühmter Kommentar:
"... Allein die Hoffnung auf ein gut Geleit vertreibt die Schwermut...
Welch größeres Vergnügen kann es geben...
als Städte in den Büchern zu erleben,
die Braun und Hogenbergius herausgegeben?"
(Anatomie der Melancholie; 1621)
So steht es allerdings in ALTE STÄDTE - Karten und Ansichten, die von dem Engländer John GOSS kommentiert und mit einer Einleitung versehen wurden.
Dieses Buch ist der Grund für diesen Post und hängt eng mit meiner Blogpartnerin Anne Parden zusammen. Denn diese schenkte mir das Buch im Rahmen eines Adventskalenders. Wer nun denkt, dass muss ein riesiges Ding gewesen sein, der Kalender, den lasse ich nun aber weiter im Unklaren, denn das Thema gehört nicht hier her.
Ein ► Faksimile ist eine originalgetreue Kopie bzw. Reproduktion einer Vorlage, häufig eines historisch wertvollen Dokuments. Im Wikipedia-Artikel heißt es weiter, dass solche auch hergestellt werden, wenn das Original zu wertvoll ist um zum Beispiel ausgestellt zu werden. Angestrebt wird dabei, das Faksimile dem Original so ähnlich wie möglich zu machen. Dabei werden auch alte Handwerkstechniken angewandt und auf modernste Scan- und Fototechnik trotzdem nicht verzichtet. Was Buchdruckkunst vor Jahrhunderten möglich machte, sehen wir an solchen Faksimile. Oftmals werden solchen Büchern Kommentarbände mit Erläuterungen beigegeben. [5]
COT: Dresden & Leipzig |
Die alte Schrift und das viele Latein machten es schwierig, in dem Faksimilebuch nicht nur zu blättern, sondern auch zu lesen. Aber am Ende sind dann doch umfängliche Erläuterungen gleich mit gedruckt wurden. Gleich zu Beginn sind dabei folgende Dinge sehr interessant:
Schaut man sich die Städteansichten an, dann merkt man, mit einem heutigen Stadtplan hat das ja nun gar nichts gemein. Im Nachwort des Faksimile wird dazu gesagt, dass die Grundeinstellung des späten Mittelalters eben nicht nach der individuellen Fom einer Stadt fragte, sondern mehr nach dem geistigen Erlebnis der Stadt. Man wollte das Wesen einer Stadt in künstlerischer Form festhalten. Auf allen Abbildungen sind daher auch Menschen, also Bürger dargestellt. Im Jahr 1474 ist bereits der FASCICULUS TEMPORUM von ► Werner Rolevinck in Köln erschienen, das erste Druckwerk mit Stadtansichten. Da war wohl vom Abbild her Ninive kaum von Konstantinopel zu unterscheiden. Die individuelle Ausgestaltung des Abbildes eines gleichen Druckstockes: Darauf kam es wohl an. [6]
Alte Städte: Köln |
Der Betrachter, welcher heute wohl eher geneigt ist, möglichst den Stadtplan anzusehen, findet trotzdem das Typische von Städten die er vielleicht sogar persönlich kennt, heraus. Köln ist so ein Beispiel. Auch wenn der Kölner Dom damals eine "Investruine" war, welche trotzdem für sakrale Veranstaltungen genutzt wurde und der folgende Blick nicht möglich war, man erkennt das heutige Köln im alten Bild wieder.
© KaratekaDD am 30.01.2013 vom Dach des Kölner Domes |
Die Auflage der "Alten Städte" hat den Vorteil, dass neben der Abbildung ganz viele Informationen zur abgebildeten Stadt zu finden sind. Das ist im Falle von Moskau zum Beispiel auch unbedingt notwendig, denn die Stadt des Herrschers aller Reußen ist kaum zu erkennen, auch für mich, der ich Moskau im Jahr 1981 besucht habe.
Alte Städte: Moskau |
Dagegen kann man mit ein bißchen Fantasie Jerusalem durchaus erkennen. Im Vordergrund sieht man schon mal Menschen mit Turbanen, was auf das Morgenland schließen lässt. Auch der Felsendom ist gut zu erkennen. Eingebettet in eine hügelige Landschaft, umgeben von einer dicken Mauer und in der Mitte die Grabeskirche: Das hat durchaus Wiedererkennungswert. Für den damaligen Betrachter, welcher im 17. Jahrhundert vielleicht nie das Ziel hatte, Jerusalem jemals zu besuchen, reichte die Abbildung voll aus.
COT: Jerusalem |
Erläuterungen Jerusalem |
Aber es ist ja nicht so, dass die Abbildungen ohne jegliche Erläuterungen per Kuperstich in die Bücher übertragen wurden. Auf verschiedenste Art und Weise haben die Künstler Informationen für den Betrachter eingebracht:
Während also einige Abbbildungen stark von der Wirklichkeit abweichen, jedenfalls für das Auge des heutigen Betrachters, sind einige wieder sehr detailgetreu. Zwei Beispiele will ich zum Schluss noch anführen. Das Eine ist Rom.
Alte Städte: Rom |
COT: Rom (Detailbild) |
Die Engelsburg am Tiber ist leicht zu erkennen. Wer schon einmal in Rom war, weiß, wie man von dieser Burg Hadrians zum Petersplatz kommt, leider aber ist der Petersdom, dessen Bau bereits 1506 begann, ansich nicht zu erkennen. Andere Bauten wie das Pantheon oder das ► Kolosseum schon. Ich füge hier mal ein Foto aus dem letzten Jahr ein: Der Petersdom von der anderen Tiberseite ungefähr auf Höhe der Brücke gegenüber dem Castello St. Angelo aufgenommen. Bestimmte Abbildungen stimmen eben doch weitgehend mit der Wirklichkeit überein. (Weitere Rom-Ansichten gibt es ► hier)
© KaratekaDD im April 2013 |
Das letzte Beispiel ist Paris. Da war ich selber noch nicht. Die Abbildung aber hat schon mehr von einem Stadtplan:
COT: Paris |
Ich stelle gerade fest, ein allerletztes Beispiel kann ich mir nicht verkneifen. Weiter oben sieht man eine Doppelseite aus dem Faksimile, die sächsischen Städte DRESDEN & LEIPZIG als Städte in der umliegenden Landschaft. Es müsste bei Dresden ungefähr die Höhe der heutigen Waldschlößchenbrücke auf dem linken Elbufer gewesen sein, auf der der Maler stand. Das werden wir gleich einmal anhand eines Fotos überprüfen:
COT: Dresden (Bilddetail) |
© KaratekaDD: Dresden von der Waldschlößchenbrücke fotografiert |
Nun, ganz können wir das mit den momentan vorhandenen Fotos nicht nachvollziehen, aber es zeigt doch eine gewisse Übereinstimmung, auch wenn der Winkel nicht stimmt. Wenn wir etwas bewiesen haben, dann dass die Künstler, Maler, Kupferstecher und Buchdrucker ein sehr schönes Bild von den zumeist europäischen Städten "gezeichnet" haben, welches uns heute ebenso fasziniert wie die Menschen damals.
Das Buch ALTE STÄDTE ist also sehr hilfreich. Viele Abbildungen aus diesem Buch sind auch in meiner Faksimile-Ausgabe vorhanden. Auf diese Art und Weise kann man schön in beiden Büchern blättern. Das Faksimlie ist ja auch ein Stück größer. Über das Buch ALTE STÄDTE habe ich mich mich sehr gefreut. Schon nach dem Auspacken habe ich sofort den großen Stubentisch leer geräumt und beide Werke nebeneinander gelegt. Sofort wusste ich, dass daraus einmal dieser Post entsteht. Anne hat daran als Ideengeber hauptsächlich mitgewirkt. So ein Blog ist schon ein herrliches "Spielzeug".
Nicht vergessen sollte ich zu erwähnen, wo dieser herrliche Faksimileband nun eigentlich herkommt. Die ► inmediaONE] GmbH ist ein Unternehmen der Bertelsmann SE & Co. KGaA und vertreibt Wissensmedien aller Art. Hierzu zählt die Bertelsmann LEXIKOTHEK und auch der BROCKHAUS gehört dazu.
Nicht vergessen sollte ich zu erwähnen, wo dieser herrliche Faksimileband nun eigentlich herkommt. Die ► inmediaONE] GmbH ist ein Unternehmen der Bertelsmann SE & Co. KGaA und vertreibt Wissensmedien aller Art. Hierzu zählt die Bertelsmann LEXIKOTHEK und auch der BROCKHAUS gehört dazu.
© Bücherjunge
______________________________________________________________[1] siehe Nachwort zur Ausgabe aus der "CORON Exklusiv" - Edition, Seite 5
[2] siehe Ebenda, Seite 4
[3] Allerdings habe ich momentan nicht vor, die kleine Sammlung zu vergrößern
[4] siehe ALTE STÄDTE - Karten und Ansichten, Paul Neff Verlag KG, Wien, 1991, deutsche Erstausgabe
[5] vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Faksimile; 11.01.14, 17:00 Uhr
[6] siehe Nachwort des Coron Faksimiles Seite 5
Überaus informativ und gelungen, der Artikel. So werden einem selbst Bücher näher gebracht, zu denen man ansonsten gar keinen Zugang hat.
AntwortenLöschenInteressant fand ich v.a. auch die Information, dass die Zeichnungen im MIttelalter dem geistigen Erleben einer Stadt entsprechen sollten. Das erklärt die ein oder andere Stadtansicht natürlich - witzig, wie subjektiv dadurch die Ansichten wurden...
Ich freue mich, dass das Buch "Alte Städte" unverhofft solch eine Ergänzung zu bereits vorhandener Literatur darstellt! :)
Schon beim auspacken wusste ich, was daraus wird. Schön ist auch, dass in ALTE STÄDTE ein paar Ansichten drin sind, die nicht in der Faksimileausgabe vorhanden sind. Die vollständige Ausgabe der Städtebilder wäre wohl auch nicht bezahlbar gewesen.
LöschenGratuliere zum Besitz dieser schönen Bücher und natürlich auch zu der gelungenen Präsentation!
AntwortenLöschenSchön, dass es dir gefallen hat. (Ich hab noch ein paar mehr - und Stoff für Hunderte von Beiträgen. Immer sachte...)
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