Samstag, 5. April 2025

Pieper, Tim: Die Mündung

Kaum wollte ich mich wundern, da fliegt eine Information in den EMail-Kasten zu einer Leserunde bei Lovelybooks. Oh, denk ich bei mir, was Traditionelles. Ich weiß es nicht genau, aber vermutlich waren wir bei jedem Buch vdes Postsdamer Autors Tim Pieper dabei. Angefangen beim Minnesänger, über Otto Sanftleben zu Toni Sanftleben in den Havel-Krimis und nun zu Lena Funke im hohen Norden der Republik.

Die ermittelt nämlich aktuell an der Elbemündung. Im Prolog fühlt sich jemand verfolgt, der mit einem Boot durch das Wattenmeer flieht. Doch kommt er wirklich an der Vogelinsel an? Wo sich die Kriminalhauptkommissarin Lena Funke eine Auszeit nimmt und Vögel zählt? Dort findet Lena eine Leiche und die führt Schmuckstücke bei sich, die ihrer Schwester Jette gehört haben. Jette, Wissenschaftlerin mit Asperger-Syndrom wurde vor einem Jahr entführt. Die Polizei vermutet, dass sie vom Gezeitenmörder ermordet wurde, allerdings wurde die Leiche nicht gefunden.

Lena reibt sich auf, an den weiteren Ermittlungen soll sie nicht teilnehmen. Zu sehr persönlich involviert. Aber dies ist ein Kriminalroman, da sitz die Hauptermittlerin nicht einfach so zu Hause und dreht Däumchen. Ihr Chef versucht sie zu schützen.

Tim Pieper erzählt in drei Zeitebenen und springt entsprechend oft vor und zurück. Er macht es dem Leser, der Leserin nicht leicht. Hinzu kommen die Zweifel, ob das, was man gerade gelesen hat, überhaupt stimmt oder nur den Hirngespinnsten einer verwirrten Kriminalhauptkommissarin entspringt. Welche Rolle spielt der gemeinsame Freund Mickel, Jette und Lena zugetan? Mal ist er weg, dann wieder da... Eine Psychiaterin hilft auch nicht weiter, sie verhilft zwar der Lena zu einigen Erkenntnissen, aber die aufmerksamste Leserin weiß am Ende immer noch nicht, wer Frau Kosinck ist.
Pieper treibt die Spannung in der Hälfte des Buches schon auf auf die Spitze, oder waren es zwei Drittel? Das Buch ist noch lange nicht zu Ende gelesen, jeder weiß, der Gezeitenmörder muss irgendwo zuschauen, aber eine Ahnung hat man eher nicht, denn zum Beispiel sind zwei, relativ zeitig genannte Tatverdächtige schon seitenlang nicht erwähnt wurden.

Daher benötigt der Autor natürlich einen zweiten Spannungsbogen, der ihm gut gelingt, ich allerdings brauchte ein paar Zeiten, um wieder reinzukommen.

In einem Nachwort erklärt Tim Pieper den Forschungsgegenstand der Jette, welcher bestimmt so manche Leserin, so manchen Leser grübeln ließ. Ist das nun ausgedacht, oder kann man zukünftig Zeugern vor Gericht vor den Aussagen so psychisch manipulieren, dass sie in vollster Überzeugung „wahrheitsgemäß“ aussagen? Danke für die interessante Klarstellung.

Wikipedia Scharhörn / Südfall
Zudem bewegen wir uns durch die Nordsee, lernen etwas kennen, was man Hallig nennt, auch Südfall kommt vor, die war schon mal Thema hier im Blog.

Und so hat Tim Pieper (endlich) mal wieder einen Krimi in die Buchläden gebracht, den man unbedingt empfehlen kann, nicht nur, weil er den Konsumenten so einiges an Denkleistung abverlangt.

Bleibt am Ende nur die Standardfrage: Lesen wir noch mal was von Otto Sanftleben?

Recht herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar. 


Der Minnesänger (UR) / Mord unter den Linden (UR / AP) / Mord im Tiergarten (UR / AP) / 
Dunkle Havel (UR / AP) / Kalte Havel (UR / AP) / Tiefe Havel (UR / AP) / 
Stille Havel (UR / AP) / Finstere Havel (AP / UR) / Raue Havel (UR / AP) /
*viele Doppelrezensionen vom Bücherjungen und Frau Büchernerd


© Der Bücherjunge


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