Samstag, 15. Februar 2025

Plenz, Ralf: Arthur ist gefährlich

 Großstadtoasen III

Wenn sechs fiktive Protagonisten, von denen jede und jeder in einer anderen WG lebt, aber alle im selben Stadtteil, den sie und der Autor sehr lieben, dann befindet sich dort eine Großstadtoase. Seine Großstadtoase hat den Autor, Ralf Plenz, nie losgelassen, auch sein Domizil, der Input-Verlag, befindet sich in unmittelbarer Nähe der Stadteilgrenze.

In gleich drei wunderbaren Büchern hat er die Geschichte von Deco, dem Aktivisten, der „lila Latzhose“ Imelda, vom Fußballfan Jimmy, Rick, dem Schreiber, der grünen Yvonne und Viktor dem philosophischem Drucker erzählt.

Zu Beginn ging es um ein besonderes kleines Märchenbuch und einen schier unglaublichen Erfolg, Litterae-Artesque berichtete davon bereits hier.

Aber wenn da schon sechs solche (halbviktiven) Personen direkt benannt werden, könnte man ja noch etwas über sie erzählen. Und so lernen wir die Isokraten kennen, die sich auf Isokrates berufen, einer der zehn „attischen Redner“; außerdem „liegt seine Bedeutung in der Entwicklung neuer literarischer Formen“ – lesen wir in der bekannten Online-Enzyklopädie. Was unsere sechs in Ottensen so treiben, lasen wir in den Großstadtoasen II. In der Oase wird ein gewisser A.R.T.H.U.R. aufgefordert, wild und gefährlich zu leben. Den Spruch entdeckt das Isokraten-Küken Yvonne beim fotografieren. Doch um daraus schlau zu werden, bedurfte es nun eines dritten Bandes, in dem behauptet wird, A.R.T.H.U.R. ist gefährlich.

Eigentlich handelt die gesamte Geschichte im Jahr 1984, wobei sich der dritte Band nun auf die Isokraten selbst konzentriert. Lesen wir im zweiten Band von „Sperrmüllkultur“, „Gratismöbel“, und vor allem „Datenmaschinen“, gehts in Band drei zwar immer noch um den „Bluesclub“ und das „Mitternachtskino“ (ein kostenloses alternatives Programmkino), aber das Leben ist nun mal hart.

Helfen da „Ernährungstips“? Bringt der Bluesclub neue Lebensenergie? Oder müssen da noch ein paar mithelfen? Eine gewisse Theresa hält viel von einem Konzept „teilnehmende Beobachtung“ – Resi ist „Psychotherapeutin in Ausbildung“ bei einem gewissen Professor Teiss Arco. Für Alkoholprobleme ist dazu noch ein gewisser Dr. Stein zuständig.

Imelda hat Migräne, Jimmy ist ein Hypochonder, Rick hat Depressionen, Yvonne trinkt gelegentlich wirklich zu viel. Viktor auch. Und Resi / Theresa und Frau Chin nebst Dr. Stein müssen da ran.

Habt ihr es bemerkt? Da ist nirgends ein Arthur dabei...

Eigentlich sind die Probleme aus Band zwei immer noch da - logisch. Wir befinden uns ja immer noch im Jahr 1984. Nur werden sie jetzt mehr „personalisiert“. Dadurch erfahren wir eine Menge über psychotherapeutische Ansätze, die Freundschaften ausnutzen.

„Schon seltsam, was manche Geheimbünde und Sekten so denken.“ - Denkt sich Rick an einer Stelle. Zumindest in einer Richtung und für eine Person wirken unsere Isokratiker ähnlich.

Wer da etwas ins Abseits gerät ist dieser A.R.T.H.U.R. – Die Auflösung lässt auf sich warten. Als es endlich soweit ist, habe ich immer noch das Gefühl in einem Kreuzworträtsel stecken geblieben zu sein. Nach längerem Blättern und Umstellung von Buchstaben verstand ich das Mysterium, vielleicht eher das Mirakel.

* * *

Dieses Buch ist ebenso wie die beiden Vorgänger eines ohne Buchrücken, grafisch farblich verarbeitet, diesmal mit farbigen Illustrationen, kalligrafischen Hervorhebungen und Kapitelangaben auf jeder Doppelseite. Einfach ein Blickfang, der schon mehrfach in meinem Regal Besuchern auffiel.

Sie sind ein Kaleidoskop, die Chronik eines einzigen Jahres, nur einiger fortschrittlich gesinnter junger Leute, deren Nachkommen Jahre später staunen werden...
Nicht nur für Hamburger...
Natürlich hat sich der Autor und Herausgeber, dessen eigene Erlebnisse sicher mit erzählt wurden, selbst eine Geschichte geschrieben.

* * *



„Ich mache schöne Bücher.“ – Das ist der Spruch, mit dem Verleger und Autor Ralf Plenz im Netz auftritt. Mit seiner Reihe Perlen der Literatur beschritt er damit Neuland. Dies war schon so, als Das kleine Märchenbuch erschien. In diesem sagt er von sich:

„Ich verzaubere Texte in Schönschrift, Ideen in Bilder und Märchen in handfeste Bücher. Beim Büchermachen vergesse ich öfter das eigentliche Leben.“

Ein Besuch im Input-Verlag bestätigte dies nachdrücklich. Die Großstadtoasen, deren Lektüre nun glücklich abgeschlossen ist, sind dabei ganz besondere Bücher, wie auch die Märchenbücher und die Literaturperlen.





Lit(t)eratur & Mehr - YouTube

  • Ralf Plenz: Das kleine Märchenbuch – wie ein Buch Leben verändert. Großstadt-Oasen, Teil 1 der Roman-Trilogie. / DNB / Input - Verlag / 152 Seiten, mit 12 Schwarzweiss-Fotos ,15 Euro, ISBN 978-3-941905-31-3 / 3. Auflage 2019
  • DNB / Input - Verlag / Hamburg 2018 / ISBN: 978-3-941905-32-0 / 272 Seiten
  • Das kleine Märchenbuch: DNB /ISBN: 3-920641-02-7 / 5. Auflage, 1985 / 165 S.

© Der Bücherjunge



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