Da hätte ich wohl mindestens eine Stunde vor Beginn dieser Buchlesung bei "Frau Rilke" (alias Kathrin Matern) erscheinen sollen, so blieb nur ein Platz ohne Sicht auf die Hauptakteure; aber ein Glas Rotwein habe ich noch bekommen und bald ging es los.
Zu Gast:
Clemens Meyer, dessen Werk,
DIE PROJEKTOREN, ich bereits im Dezember bei "
Frau Rilke" erwarb, aus einleuchtenden Gründen, was der Klappentext beweist:
"Der neue Roman von Clemens Meyer: Ein Epos über die Krisen Europas und die Kunst des Erzählens
Von Leipzig bis Belgrad, von der DDR bis zur Volksrepublik Jugoslawien, vom Leinwandspektakel bis zum Abenteuerroman. Schonungslos und rasant erzählt »Die Projektoren« von unserer an der Vergangenheit zerschellenden Gegenwart – und von unvergleichlichen Figuren: Im Velebit-Gebirge erlebt ein ehemaliger Partisan die abenteuerlichen Dreharbeiten der Winnetou-Filme. Jahrzehnte später finden an genau diesen Orten die brutalen Kämpfe der Jugoslawienkriege statt – mittendrin eine Gruppe junger Rechtsradikaler aus Dortmund, die die Sinnlosigkeit ihrer Ideologie erleben muss. Und in Leipzig werden bei einer Konferenz in einer psychiatrischen Klinik die Texte eines ehemaligen Patienten diskutiert: Wie gelang es ihm, spurlos zu verschwinden? Konnte er die Zukunft voraussagen? Und was verbindet ihn mit dem Weltreisenden Dr. May, der einst ebenfalls Patient der Klinik war?"
Erst später las ich von einem Buchpreis- Eklat, da hatte doch jemand den Deutschen Buchpreis bekommen, was den Clemens Meyer wohl ziemlich enttäuschte; etwas später drehte "man" den Spieß um: Meyer bekam für sein tausendseitiges Werk den Bayerischen Buchpreis vor Martina Hefter. Kann man
hier nachlesen.
Da im Januar ein weiterer
Spiegelartikel (+) erschien, wurde ich erst recht neugierig und las schon mal die ersten Seiten. Und nun diese Buchlesung... (Das Spiegel-Interview liest sich nun ein wenig anders.)
Das Vorwort ist dreiteilig / Recherchen gehen oft über Handlungen und Personen hinaus / Es gibt eine Menge poetische Verschlüsselungen / Die Projektoren (Kino - Zeiss Ikon) kann man als finstere Gestalten, Nationalismen gleich, sehen... (Aus meinen Telefonnotizen, weil ich das Notizbuch vergessen hatte)
Clemens Meyer, der teilweise selbstironisch, Lachen einheimsend, von sich und diesem Werk erzählt, liest aus dem Kapitel DIE WÖLFE über Schafe. Erinnerungen werden sofort wach, Erinnerungen an Hans Bergels
WENN DIE ADLER KOMMEN.
Aus diesem Kapitel liest der Autor noch eine Geschichte, deren Absätze immer mit "Es war einmal ein Junge..." anfängt und in der in Belgrad die Elefanten aus dem Zoo umherlaufen, nach der Bombardierung 1944. Ergreifend und eindringlich gelesen. Ebenso der Text...
Zum Thema Indianer: Einst war Pierre Brice auch am Wounded Knee, was er mit Gojko gemeinsam hat. Beide Schauspieler besuchten (nacheinander) diesem Platz des Massakers von 1890. Meyer bringt das in einem Kapitel von 293 nummerierten Sätzen und einem sperrigen Titel zusammen. Neben Gojko Mitić erwähnt er auch
Liselotte Welskopf-Henrich, womit er bei mir natürlich etwas gewinnt...
Zehn Jahre hat er gebraucht für diesen Roman, der mich in bestimmten Passagen an Uwe Tellkamp erinnert und dessen Freude an das umfangreiche Fabulieren. Dieser Eindruck entstand völlig ohne die Erwähnung Tellkamps im genannten Interview. Doch dazu vielleicht später mehr, wenn ich es mal zu einer Rezension des dicken Buches bringe.
Ein solch dickes Buch, so Clemens Meyer, bringt "lange Phasen des Vorsichhinschreibens, dann braucht es (verlegerischen) Druckes".
Es war ein kurzweiliger Abend, der auf spannende Lesestunden neugierig macht.
- DNB / S. Fischer / Frankfurt a.M. - 2024 / ISBN: 978-3-10-002246-2 / 1042 Seiten
© Der Bücherjunge
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