Cho Nam-Joo hat mit ihrem Roman einen internationalen Bestseller geschrieben. Ihre minimalistische und doch messerscharfe Prosa hat nicht nur viele Leserinnen weltweit begeistert, sondern auch Massenproteste in Korea ausgelöst.
- Herausgeber : Kiepenheuer&Witsch; 3. Edition (11. Februar 2021)
- Sprache : Deutsch
- Übersetzung:
- Gebundene Ausgabe : 208 Seiten
- ISBN-10 : 3462053280
- ISBN-13 : 978-3462053289
- Originaltitel : 82년생 김지영
KEIN SCHÖNES BUCH, ABER EIN WICHTIGES...
Damit setzt die Autorin gleich zu Beginn ein Ausrufezeichen, das im Folgenden mit Hintergrundinformationen gefüllt wird. Schnell bekommt man beim Lesen eine Ahnung - und das Unbehagen steigt. Denn die Erzählung um Kim Jiyoung hat etwas Allegorisches - wir beobachten das Verschwinden des Ichs durch die bedingungslose Erfüllung der Rollenerwartungen. Der Rollenerwartungen gegenüber dem weiblichen Teil der koreanischen Gesellschaft.
Chronologisch schildert die Autorin den Lebensweg von Kim Jiyoung, beginnend bei der Kindheit, in der schon deutlich wird, dass die Belange der Schwestern klar zurücktreten müssen gegenüber denen des kleinen Bruders. Die Selbstverständlichkeit, wie die Männer in Südkorea von klein auf hofiert werden, wie sie sich im wahrsten Sinne des Wortes auf Kosten der Schwestern ein eigenes Leben aufbauen können, wie die Frauen im Gegenzug auf eigene Lebensentwürfe verzichten und keine Chance haben, diesem diskriminierenden System zu entkommen - Cho Nam-Joo bringt es in nüchternem Schreibstil auf den Punkt.
Dieser nüchterne Schreibstil, der durch zahlreiche Fußnoten mit statistischen Informationen passagenweise fast ins Essayhafte abgleitet, steht im krassen Gegensatz zu dem, was gleichzeitg beim Lesen an Emotionen ausgelöst wird. Neben dem sachlich-distanzierten Bericht über die Ereignisse in Kim Jiyoungs Leben schwingt stets auch etwas Melancholisches weil Auswegloses mit, deutlich auch, dass im Roman zwar eine zugespitzte Situation beschrieben wird und dass die Bedingungen in hochtechnisierten Südkorea vermutlich noch einmal besondere sind, aber dass uns allen die dargestellten Szenarien nicht fremd sind. Das weiß man eigentlich alles, aber es hier so ungeschönt und in der Summe aller Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten zu lesen, hui...
Zwangsläufig zieht man (zumindest als Frau) beim Lesen Vergleiche zur eigenen Lebenssituation/Biografie oder zur eigenen Gesellschaft/Kultur - und es gibt da in der Vergangenheit wie in der Gegenwart immer wieder Parallelen oder zumindest Ähnlichkeiten. Vermutlich macht das den Roman aus, der eigentlich wenig ansprechend ist vom Stil her (sehr sachbuchhaft). Aber er legt den Finger in die Wunde. Nicht nur in die koreanische...
Kein schönes Buch, aber ein wichtiges, unbequem aber hilfreich. Ein globaler Augenöffner zur Rolle der Frau in einem patriarchalischen System. Ich finde es tröstlich, dass dieser Roman in Südkorea zu Massenprotesten geführt hat. Es ist an der Zeit, dass alle erkennen, dass es keine Menschen zweiter Klasse gibt. Auch die Männer...
© Parden
Dann würde ich mir an deiner Stele schleunigst die Verfilmung ansehen.
AntwortenLöschenAuf koreanisch, vielleicht noch mit englischen Untertiteln - Hilfe!
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