Dienstag, 1. Dezember 2020

Baum, Beate: LOCKED ...

... Reiseautorin im Shutdown

Ein schmales grünes Bändchen, welche nie geschrieben werden sollte. 

Nun ja, eine bestimmte Menge des Inhaltes sollte schon irgendwann geschrieben werden. Oder vielleicht. Von einer Autorin, die durch ein Virus und die darauf folgenden staatlichen Maßnahmen gehandicapt ist. Sie ist Reiseautorin und da steckt das Wort Reise schon mal drin. Dummerweise fielen aber so einige Vorhaben ins Wasser. Ebenso eine Menge von Kulturveranstaltungen, über die Beate Baum sonst geschrieben hätte.

Nichts da mit ABFLUG. Weil Deutschland im Frühjahr nach Italien schaute, zum Beispiel nach Bergamo, das ist die lombardische Stadt, in der das Militär die Särge mit den an Covid-19 Verstorbenen mit Lastern abtransportierte, musste die Autorin auch selbst jeden Abflug verschieben und schreibt nun rückblickend über BELLA ITALIA. Zwangsläufig auch übers Essen und, nicht zu vergessen, über Pasta. Anschließend bewegt sie sich weiter auf eine grüne Insel. Das das irische GALWAY europäische Kulturhauptstadt wurde, war Grund genug, dort wieder einmal vorbei zu schauen. Wiederum  im letzten Jahr. Man bekommt gleich Lust wieder zu starten. Einmal in Irland und man möchte wieder hin. Bier und Whiskey, volle Pubs, geile Mugge... In den Zeilen von Beate Baum finde ich plötzlich Erinnerungen. Reisefieber...

Der kürzeste Weg in Richtung Heimat würde wohl über England führen. OH BRITANNIA! überschreibt sie das nächste Kapitel und zeigt, dass wir, die wir zumeist „nur“ von Hauptstadt zu Hauptstadt reisen, eher nicht ein englisches Seebad besuchen werden. Wer fährt schon nach England zum baden...  (Doch vielleicht hat sie den überheblichen Festlandeuropäer angestachelt...)

Zwischendurch kommt sie immer auf Dresden, die Wahlheimatstadt zurück und beklagt, mit Recht, die eingeschränkten Kulturmöglichkeiten und, ebenso mit Recht, die ungenügende finanzielle Unterstützung von Künstlerinnen und Künstlern. 

Einen großen Teil nimmt der Rückblick auf die USA Reise ein. Michigan, die großen Seen, informative Begegnungen in vermutlich beeindruckenden Landschaften, welche Beate Baum nach meinem Gefühl weniger ausführlich beschreibt, dafür aber die Behausungen. Es wäre ein Grund für eine USA-Reise, nein, nicht die Behausungen am Lake Superior, wenn es nicht Ziele gäbe, die ich für eine erste Reise an gänzlich anderer Ecke angeben würde. 

Da liegt Liverpool erst einmal näher – Großbritannien ist momentan aber ebenfalls eher eine Verschieb-es-auf-später-Adresse. 



Alexandra Koch auf pixabay


Zurück nach Amerika:
Natürlich hat eine Reisejournalistin Erlebnisse, die der Pauschalreisende, selbst wenn er individudel unterwegs ist, eher nicht erlebt. Dafür könnte ich, ebenso wie Beate, mit Koffer-Odysseen mit Airport-Bezug aufwarten, doch sind es ja nicht meine Reiseerlebnisse, um die es hier geht.

Chicago. Stadt der Gangster. Ist mir so irgendwie eingeimpft. Ebenso, dass amerikanisches Bier nicht schmeckt, und sei es aus einem Braumeister-Staat. Soll heißen: Es ist wie Pilsner gebraut. Es gibt Art-Deco-Hochhäuser, Stadtteile namens Ukrainien Village und Pilsen (!) -sehenswerte Orte.  

Verblüffend: Donald Trump nennt die Autorin ZWEIMAL, den Vorgänger, der so mit Chikago verbunden ist, aber KEINMAL... Warum?

Wieder gelandet, weiß Frau Baum nun erstens, dass sie an Sherlock # 3 weiter schreiben muss, und dass diese Zeit nicht spurlos an uns vorüber gehen wird. Vielleicht aber schaffen das Singles (wie ich) besser als du denkst. Insgesamt gebe ich dir Recht.

Es ist ein eigenartiges schmales Bändchen, eine Momentaufnahme, ein Reisebericht der anderen Art, ein Resümee, welches zu lesen gerade passt, hoffentlich fällt es vielen in die Hände. Es macht bestimmt Mut, denn die Zeit nach Corona kommt mit Sicherheit. Dann mach ich erst mal Urlaub in Deutschland, denn das ist hiernach leer. 

Mir hat das Büchlein gefallen und unbestreitbar ist es ein Anstoß, Irland nicht auf die allzu lange Bank zu schieben. 



Engin Akyurt auf pixabay


© Der Bücherjunge

PS: Ein Tipp an die Autorin: Mach Fotos in Dresden. Sofern nicht zu viele Leute gegen gerade geltende Regeln verstoßen. Übrigens empfinde ich lange Autofahrten ebenso ermüdend. Da ich aber fast auf dem Land wohne... Allerdings frage ich mich, ob Frau Baum die Reisesehnsüchte ehemaliger DDR-Bürger zu DDR-Zeiten nachvollziehen kann, sie schreibt, „ein wenig“... UND...

Joe Biden wird Präsident. 

DNB / epubli / 2020 / ISBN: 978-3-7531-1599-3 / 89 Seiten



1 Kommentar:

  1. Kommentare sind für Menschen ohne Google - Konto schwierig. Beate Baum schrieb mir am 08.12.20 folgende Zeilen:

    "Vielen Dank für die ausführliche Besprechung, lieber Uwe. Eines vielleicht noch: Es handelt sich ja um eine Momentaufnahme. Das erklärt auch die "Abwesenheit" der Obamas und die "Allgegenwart" Trumps, denn dieser entsetzliche Mensch und seine Politik haben während des Aufenthalts quasi jedes Gespräch dominiert, während Obama kaum mehr als eine ferne Erinnerung war. Beate Baum"

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