Nicht immer fallen einem nur Bücher oder Hörbücher in die „Hände“, die gerade erst veröffentlicht wurden. Aber man stöbert ja auch hier oder da und gestöbert habe ich in den letzten Tagen unter Hörbüchern. Da stellte ich fest, dass Andreas Eschbach, hier bereits bekannt durch Ausgebrannt und NSA, ebenso kurze Erzählungen veröffentlicht hat.
Hörbücher haben die Angewohnheit, lange zu „dauern“. Eigentlich sind sie was für lange Autofahrten, was ich zwar grundsätzlich für in Ordnung halte, was mir aber diese oder jene geldliche Verwarnung einbrachte wegen des Übersehens von zur Geschwindigkeitsreduzierung auffordernden rotweißen runden Blechschildern auf Landstraßen und Autobahnen.
Jedenfalls hörte ich gerade die Erzählung Eine Trillion Euro, die ich in Erinnerung an die oben erwähnte Billion Dollar herunter lud. Sascha Rotermund liest uns im wahrsten Sinne des Wortes etwas vor, indem er uns mit der Bedeutung des Golfstromes für das hiesige Kontinentalklima vertraut macht, oder uns an Verschüttetes erinnert. Sodann lässt Eschbach eine Delegation Außerirdischer bei Brüssel landen. Das sind nicht etwas Typen, die unsere Kultur kennen lernen wollen, nein, sie beweisen, dass Banken und Börsen überall auf gleich Art und Weise funktionieren. Da Europa jedenfalls vereisen wird, wenn der Golfstrom kippt, dann gäbe es die Möglichkeit, den ganzen Kontinent auf dem Mond 1:1, wenn auch mit größerer Krümmung nachzubilden. Das Ganze könnte in 11 Wochen erledigt werden, kostet aber...
Und dann kommts dicke... Hab mich beim Lachen verschluckt...
Etwas anders ging es mir beider Erzählung Quantenmüll. Ein unterforderter Physiker arbeitet sich da durch die Kabel und Leitungen in einem Teilchenbeschleuniger. Elektromagnetische Felder und spulen und Zeugs noch und noch, Dach dann entdeckt er ein Phänomen mit dem er Sachen verschwinden lassen kann. Das ist vielleicht eine Gelegenheit für ein unglaubliches Geschäftsmodell: Müllentsorgung.
Wenn da nicht die Frage wäre, wohin der Müll verschwindet: Verschwindet er in die Vergangenheit? Oder in ein Paralleluniversum – wo er gut aufgehoben wäre? Oder in die Zukunft?
Der Hörer wird konfrontiert mit bekannten Star-Treck-Begriffen wie Singularität und Kontinuum, aber das ist egal. Nicht egal ist es, warum eine Flasche Wein im Wert von Tausenden letztlich einfach allein im Bademantel getrunken wird... Und was wird morgen sein?
* * *
Doch das Hauptwerk um das es mir hier geht, heißt Herr aller Dinge. Ein Junge schaut aus seinem Fenster in einen Garten. Er ist zehn Jahre alt und entdeckt ein gleichaltriges Mädchen, welches im Regen im Nachthemd tanzt. Ein wenig später wirft das Mädchen, es heißt Charlotte, eine Puppe weg. Der Junge, Hiroshi, holt sich die Puppe und repariert sie. Doch was soll der kleine japanische Stubenhocker mit einer Puppe? Sie muss zurück. Doch ist das nicht so einfach. Hiroshis Mutter arbeitet zwar als Wäscherin in der französischen Botschaft, aber deswegen kommt Hiroshi noch lange nicht in die Nähe der Tochter des Botschafters. Doch gibt es da so Wege...
Die Kinder kommen dann doch zusammen. Das Mädchen lernt rasend schnell die Sprachen der Länder, in die der Vater geschickt wird, der Junge ist ein geschickter Bastler mit Erfindungsgabe.
So könnte eine schöne Kindergeschichte beginnen, beginnt die Geschichte ja auch, da sie aber dieser Andreas Eschbach geschrieben hat, muss da noch vieles Seltsames und Eigentümliches passieren. Hiroshi, der seinen amerikanischen Vater nicht kennt, hat nur ein Taschenmesser von ihm. Als Charlotte es berührt, weis sie plötzlich einiges von diesem unbekannten Mann. Das passiert noch einmal mit einem uralten japanischen Dolch in einem Museum. Was bedeutet diese Eigenschaft?
Doch dann muss der Botschafter nach Argentinien. Fort ist sie, doch erahnt der Hörer, dass sich die beiden wiederbegegnen werden.
Der Vater Hiroshis sitzt eines Tages in der kleinen Wohnung in Tokyo. Er nimmt den Jungen mit und ermöglicht ihm den Besuch des Massachusetts Institute of Technology – MIT.
Hier erst kommt der Eschbach wie man ihn kennt so richtig zum Zuge. Hiroshi Kato, entwickelte im Zusammensein mit Charlotte das Ziel, dass alle Menschen reich sein sollten. Wenn alles im Überfluss vorhanden ist, dass geht es allen Menschen gut. Keiner muss mehr ungeliebte Arbeit unternehmen. Charlotte dagegen glaubt, dass es da noch so viele Unbekannte in der Geschichte der Menschheit gibt. Sie wird paläontologische Anthropologin. In Boston treffen sich die beiden wieder. – Und sie gehen wieder auseinander.
Hiroshi entwickelt auf einer Pazifikinsel aus Naniten, das sind klitzekleine Nanoroboter sich selbst reproduzierende und alles ander produzierende Maschinen. Er ist vorsichtig: Kommen die Teile ins Salzwasser, lösen sie sich auf. Üverfluss für alle, sein Traum: Geht er auf? Verbündete sind ein niederländischer Unternehmer und ein chinesischer Konzernchef.
Auf einer russischen Nordmeerinsel forscht später Charlotte mit anderen nach Spuren der Menschheitsgeschichte. Warum aber treffen sich dann vor der Insel russische und amerikanische Marineeinheiten und schießen mit massiver Kraft Raketen auf das Eiland? Kann Hiroshi helfen?
Helfen kann er später seiner Sandkastenliebe – liebt sie ihn ebenso?
Das Buch. Es war ein sehr behutsamer Weg bis zum Punkt, an dem neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zu phantastisch anmutenden Projekten werden. Zeitweise dachte ich, wann es denn nun losgehe. Dann geht es Schlag auf Schlag, die Spannung steigt und immer, wenn irgendwas zum Ziel kommen soll, schaltet der Autor auf einen neuen Kanal. Besser, auf das andere Programm: Charlotte und Hiroshi.
Auf beiden Kanälen wird es phantastisch. Beide aber existieren nur mit dem anderen. Neben unglaublichen Geschehnissen erzählt Eschbach Dinge, die so phantastisch gar nicht sind. Was man heute bereits mit sogenannten Nanobots, auch Naniten genannt, tun kann, ist nicht so weit weg von Hiroshis Erfindungen und vor allem seinem letzten Dienst für seine Freundin.
Nanoroboter werden heute durch das menschliche Auge gesteuert, molekulare Maschinen, für das bloße Auge kaum sichtbar, sollen künftig an Krebszellen finden und diese neutralisieren oder förmlich auflösen. Eine Technologie, die, so zeigt das Eschbach, zu den „Verkehsmitteln“ führen könnte, die uns aus dem Sonnensystem führen, da sie selbstreplizierend sind und Energie aus nahezu allem gewinnen können.
Damit macht Eschbach was Eschbach eben macht. Er fabuliert und bringt fast nebenbei einen maßgeblichen Anteil an Fakten und Wissen rüber, welches man nicht für möglich gehalten hätte, wie bei den Nanobots. Ähnliches fanden wir schon im Roman Ausgebrannt, da ging es um Erdöl. Im Unterschied zu diesem ist hier der phantastische Anteil allerdings höher.
Nicht wissend, wo das nächste Kapitel hinführt, fiebert man mit den Worten aus dem Mund von Sascha Rotermund mit folgt den Spuren zweier liebenswerter Helden, bis zum Ende...
* * *
Quantenmüll wurde allerdings von
Jürgen Prochnow gelesen, den man sich nicht weiter vorstellen muss.
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Quelle: Wikipedia |
Der Autor. Wenn man Luft- und Raumfahrttechnik und Softwarentwicklung studiert hat, dann sind Themen wie Computer und Netzwerke in NSA oder Nanoroboter in Herr aller Dinge näher als anderen. Andreas Escbach meit zum Schreiben sinngemäß: „Bleib bei deinen Leisten“ – also schreib, von diu was verstehst. Kann man gut hier nachlesen.
Zwei mal kurz und einmal lang.
Das waren ereignisreiche vierzehn Tage mit
Andreas Eschbach.
- Herr aller Dinge: DNB / Lübbe Audio / 2011 / 23 Std. - 40 Min
- Quantenmüll: Lübbe Audio / 2013 / 40 Minuten
- Eine Trillion Euro: Lübbe Audio / 2005 / 58 Minuten
- Webseite Sascha Rotemund
- Webseite Andreas Eschbach
Bild-Quellen:
- Cover audible und Eschbach Webseite
- Autorenfotos:
- Rotemund: Von Helen Krüger - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10297091
- Eschbach: Von Martin Kraft - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=36141924
© Bücherjunge
Eine schöne Idee - die Sammlung. Ich sollte Andreas Eschbach wohl doch mal eine Chance geben, ich bin neugierig geworden... :)
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