Die siebenjährige Jo wächst im Luxus auf, doch Wärme und Zuneigung
erfährt sie nur von ihrer geliebten Nanny Hannah. Als die eines Nachts
ohne jede Erklärung verschwindet, bricht für das Mädchen eine Welt
zusammen. Dreißig Jahre später kehrt Jo nach England in das Anwesen
ihrer Kindheit am See zurück. Die Beziehung zu ihrer Mutter ist noch
immer geprägt von Vorwürfen und Ablehnung, und so ist Jo überglücklich,
als eine ältere Dame auftaucht und sich als Hannah, Jos ehemalige Nanny,
vorstellt. Doch Jos Mutter ist misstrauisch. Denn sie weiß – Hannah
ist tot, seit der Nacht vor über dreißig Jahren. Wem soll Jo glauben?
Ihrer Mutter oder der Frau, die damals das einzig Guten in ihrem Leben
war? Und will Jo die Wahrheit überhaupt wissen?
- Herausgeber: Blanvalet Verlag; Deutsche Erstausgabe Auflage (27. Juli 2020)
- Broschiert: 448 Seiten
- Sprache: Deutsch
- Übersetzung:
- Originaltitel: The Nanny
- ISBN-10: 3764507179
- ISBN-13: 978-3764507176
Ein Spannungsroman, den ich ebenfalls im Rahmen einer Leserunde bei Whatchareadin lesen durfte - auch diesmal ein herzliches Dankeschön an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Leider war dieser Roman für mein Empfinden nicht ganz überzeugend: einerseits
spannend durch Geheimisse, die zutage treten, andererseits
zwischenzeitlich zäh und das Ende, tja. Ausfürlicher schildere ich mein Leseerlebnis hier:
VOR ALLEM DAS ENDE SCHWÄCHELT...
Quelle: Verlagsgruppe Randomhouse |
Die Verwirrspiele und die wechselnden Perspektiven sind es, die
diesem Roman einen gewissen Sog verleihen. Gerade die Sichtweisen der
verschiedenen Charaktere (vor allem Jo und ihre Mutter wechseln sich
hier ab) sorgen dafür, dass vermeintlich bereits bekannte Sachverhalte
sich unerwartet in einem ganz neuen Licht zeigen und man als Leser
plötzlich eine Kehrtwende in seinem Urteil vollziehen muss.
Die Charaktere erscheinen im Verlauf der Erzählung in einem zunehmend
anderen Licht. Während der Leser zu Beginn Sympathien für Jo
entwickelt, die nach dem Tod ihres Ehemanns mit ihrer kleinen Tochter
aus den USA nach England zurückkehrt und dort aufgrund ihrer prekären
Lage ausgerechnet zu ihrer Mutter ziehen muss, mit der sie sich
zeitlebens nie wirklich verstanden hat, kippt diese Einstellung
allmählich, je mehr Hintergrundwissen man erhält.
Schließlich ist es die Mutter, die trotz ihres fortgeschrittenen
Alters plötzlich als diejenige erscheint, der übel mitgespielt wurde,
und die trotz allem versucht, stets den Kopf oben zu tragen - ganz im
Gegensatz zu Jo, die an alten Verletzungen und einer unversöhnlichen
Vorwurfshaltung festhält und sich nur dann weiterentwickelt, wenn es gar
nicht anders geht. Anstrengend.
Ein wesentlicher Charakter des Romans ist natürlich das Kindermädchen
Hannah - oder die Frau, die sich für sie ausgibt. Denn eigentlich kann
sie es unmöglich sein. Jos Mutter ist sich da ganz sicher - aber das
gehört zu den Geheimnissen, die niemals ans Tageslicht gelangen dürfen.
Nur - was will diese Frau nach über dreißig Jahren? Weshalb taucht sie
ausgerechnet jetzt auf?
Im Verlauf der Erzählung blickt der Leser zunehmend hinter die
vermeintlich glatte Fassade der adligen Familie - sowohl in der
Gegenwart als auch in der Vergangenheit gibt es etliche Geheimnisse um
Lord und Lady Holt, die sie lieber im Verborgenen wissen würden, doch
eins nach dem anderen kommt nun ans Licht. Erschreckend für die Tochter
Jo, die als kleines Kind im Grunde von ihrem Kindermädchen Hannah
aufgezogen wurde. Aber woran könnte sie sich womögich erinnern, wenn sie
sich in das Alter von sieben Jahren zurückversetzen könnte? Mit dieser
Frage spielt der Roman und hält damit die Spannung aufrecht, die
allerdings phasenweise doch auch in langatmigen Passagen - vor allem im
Mittelteil - zu versinken droht.
Ein wirklicher Schwachpunkt des Romans ist für mich - ausgerechnet -
das Ende. Dort kommt es gleich bei mehreren Charakteren zu eher
unglaubwürdigen und nicht vorstellbaren Verhaltensweisen, so dass hier
bei mir eher Kopfschütteln angesagt war denn Begeisterung über einen
passenden Schlussakt. Außerdem bleiben hier auch einige Fragen offen,
was mich per se schon unbefriedigt zurücklässt.
Alles in allem eine nette Unterhaltung, die ich nicht ungern gelesen
habe, die mich aber auch nicht wirklich überzeugen konnte. Hiervon hatte
ich mir allein schon aufgrund des Klappentextes doch mehr
versprochen...
© Parden
Gilly Macmillan wuchs in Swindon, Wiltshire auf und lebte in ihrer
Jugend einige Jahre im Norden Kaliforniens. Sie arbeitete beim
Burlington Magazine, der Hayward Gallery und als Dozentin für
Fotografie. Heute widmet sie sich ganz dem Schreiben. Gilly Macmillans
Romane erfreuen sich besonders in Großbritannien großer Beliebtheit und
sind allesamt Bestseller. Sie lebt mit ihrer Familie in Bristol,
England.
Quelle: Verlagsgruppe Randomhouse
Allein schon der x-fach verwendete Titel verleitet mich bestimmt nicht zur Lektüre...
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