Montag, 4. Januar 2016

Camus, Albert: Die Pest

Ein Blick fünf Jahre zurück -
Buchgesichter.de am 23.06. 2010

Albert Camus (1913 - 1960) schrieb diesen Roman 1946. Der französische Schriftsteller (Literaturnobelpreisträger 1957) und Philosoph hat damit einen sehr menschlichen, sehr überlegten und sehr intensiven Roman veröffentlicht, an dem ich mir fast die Zähne ausgebissen hätte. Wirklich ernste Literatur, die für mich nicht gerade einfach zu konsumieren war.


* * *

Ein Arzt erzählt über den Ausbruch, die Bekämpfung und den Sieg über die Pest in einer nordafrikanischen Stadt. Algerien - französische Kolonie. Das er selbst schreibt, wird erst am Ende des Buches deutlich. Der Erzähler kommt ab und zu direkt zu Wort, schreibt aber über sich in der dritten Person Singular. Faszinierend ist die Kraft und die unermüdliche Arbeit des Dr. Bernard Rieux, der sich durch alle admistrativen, bürokratischen Hemmnisse kämpft. "Mein Beruf ist das Heilen" - auch dann wenn es noch nicht geht. Trotzdem ist Rieux nicht der strahlende Held.

Detailliert wird der Ausbruch der Epidemie, die anfängliche Sorglosigkeit der Bewohner Orans, deren Trennung und Zusammenrücken, Leben und Tod, Krankheit und Leben und die Isolation vom "Rest" der Welt erzählt. Der Erzähler und Arzt ist Atheist, der für sich den Glauben ablehnt, ihn für andere Menschen aber durchaus akzeptiert und dessen Kraft anerkennt. Der gelebte Atheismus kommt gelegentlich zum Tragen bei der Schilderung der Predigten des Stadtpfarrers. Aber es ist kein Buch gegen die Religion.

Die Ohnmacht der Bürokratie gegenüber dieser Krankheit aus der Büchse der Pandora, die halbherzigen Maßnahmen (volle Isolation nach außen aber keine Schließung von Restaurants und Theater) kommt zum Ausdruck. Hier offenbart sich das Dilemma: Politik allein kommt gegen solche Katastrophen nicht an. Es braucht die engagierten selbstlosen Menschen.

Die unterschiedlichen, mit Rieux zusammen arbeitenden oder ständig seinen Weg kreuzenden Personen (ein Schmuggler, ein Journalist, ein Richter...) werden als letztlich eindrucksvolle Charaktere beschrieben, ohne die die Handlung nicht voran käme.

Die Pest macht nicht halt vor gesellschaftlichen Klassen und Schichten. Nicht vor unschuldigen Kindern, Gaunern, Geschäftsleuten, Bürokraten und Helfern. Darin liegt, glaube ich die Botschaft: Die Menschen sind zuletzt alle gleich.


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Eine Renzension zu schreiben, ist bei diesem Buch gar nicht einfach. Wikipedia sei empfohlen, wer sich dem philosophischen Gehalt des Romans genauer widmen möchte.

Letzlich hab ich das Buch mit Interesse gelesen, bei Gelegenheit nehm ich es mir noch einmal vor. Das Buch ist eine Sonderausgabe und beruht auf einer Neuübersetzung aus dem Jahre 1997.


DNB / Rowohlt / Reinbek 1997 / ISBN: 978-3-499-25307-2 / 448 S.

© KaratekaDD

2 Kommentare:

  1. Da kann man mal sehen, wie sehr sich Deine Beiträge und Rezensionen im Laufe der Zeit gewandelt haben... ;) So kurz ist man von Dir gar nicht mehr gewöhnt! :)))

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