Sinnlich, leidenschaftlich und sehnsuchtsvoll!
Portugal im Jahre 1908: Die fünfzehnjährige Jujú und der zwei Jahre ältere Fernando schwören sich ewige Liebe – doch zwischen ihnen liegen Welten, denn Jujú ist die Tochter des reichen Großgrundbesitzers Carvalho aus dem Alentejo und Fernando der Sohn armer Bauern. Ein hinreißender Roman über eine verbotene Liebe und gleichzeitig eine große Familiensaga vor dem Hintergrund der jüngeren Geschichte Portugals.
- Taschenbuch: 752 Seiten
- Verlag: Knaur TB; Auflage: 1 (1. April 2009)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3426636417
- ISBN-13: 978-3426636411
- Originaltitel: Am Horizont ein Erdbeerbaum
TELENOVELA...
Anfangs erschien das Buch ganz vielversprechend. Die Verbindung Julianas, genannt Jujú, und Fernandos steht unter keinem guten Stern. Von Kindesbeinen an treffen sie sich immer wieder, doch zunehmend geschieht dies heimlich und gegen den Widerstand ihrer Familien. Besonders die Familie des Großgrundbesitzers Carvalho hat ganz andere Pläne mit Jujú: das Erlernen standesgemäßen Verhaltens und später eine passende Heirat, damit Geld wieder zu Geld findet. Auch wenn Jujú und Fernando sich dagegen sträuben, kommt es trotz ihrer Liebe letztlich zur Trennung, und vor allem Jujú, obschon eigentlich ein trotziger Dickkopf, gibt es nach einem Auslandsaufenthalt auf, gegen die Pläne ihrer Familie zu rebellieren. Sie heiratet den attraktiven Rui, Spross einer angesehenen Familie, und lässt ihren Fernando fallen - nicht jedoch ohne zuvor noch eine Nacht mit ihm zu verbringen.
Was niemand ahnt: diese eine heimliche Nacht bleibt nicht ohne Folgen. Laura ist das Kind der beiden, doch Jujú behält dieses Geheimnis ein Leben lang für sich. Wohin mag das führen?
Um es vorwegzunehmen: das Buch hat mich enttäuscht. Es ist weder eine romantische Liebesgeschichte, wie der Klappentext vermuten lassen könnte, noch ist es eine gelungene Familiensaga. Ganz davon abgesehen, dass die groß angekündigte Geschichte von Jujú und Fernando alles andere als wirklich romantisch ist, werden auch die restlichen Familienmitglieder für eine Familiensaga viel zu kurz abgehandelt. Keiner der Charaktere entwickelt Tiefe, und zu niemandem kann man eine Beziehung aufbauen, weil immer nur einzelne Ereignisse grob skizziert werden, um nach einem viel zu kurzen Kapitel schon wieder zu anderen Personen zu wechseln. Wichtige Momente der Geschichte werden in einem Portugal um die Jahrhundertwende bis in die Gegenwart hinein nur angerissen, die Entwicklung der Personen übersprungen, einmal aufgegriffene Ansätze nie wieder erwähnt, Schlüsselszenen fallengelassen. Die Geschichten der verschiedenen Generationen ähneln sich, und es fehlt dadurch einfach an Spannung.
Die großen Zeitsprünge, wenn gerade ein vielversprechender Handlungsstrang angerissen wird, sind ebenso nervtötend wie die indirekte Erzählweise. Durch die erlebte Rede und den ständigen Einsatz des Konjunktivs ensteht eine noch viel größere Distanz zwischen Leser und Protagonisten als ohnehin schon. Das "Familiengeheimnis", das irgendwann eigentlich für alle offensichtlich sein könnte, wäre vielleicht spannend geworden, wird aber in einem hingeworfenen Happy-End verwurstet, das da schon keinen mehr interessiert - und hier hoffe ich, dass ich damit nicht zu viel verraten habe...
Die Autorin zieht kurz vor Schluss selbst den Vergleich zu einer Telenovela. Ja, dem kann man sich anschließen - aber dann ist es eine von den echt seichten Seifenopern... Enttäuschend - und das über eine solche Länge!
© Parden
Ana Veloso, Jahrgang 1964, arbeitete nach ihrem Studium der Romanistik lange als Journalistin für mehrere namhafte deutsche Magazine. Seit ihrem Bestsellerroman "Der Duft der Kaffeeblüte" widmet sie sich ganz der Schriftstellerei. Die Hamburgerin verbringt jedes Jahr mehrere Monate im (meist portugiesischsprachigen) Ausland, um dort Eindrücke für ihre Romane zu sammeln. "Januarfluss" ist ihr erstes Jugendbuch. ► Quelle Text und Bild
Den "Duft der Kaffeeblüte" von Ana Veloso fand ich ja wirklich schön, das habe ich sehr gerne gelesen, aber hier spricht mich die Geschichte schon in der Kurzbeschreibung irgendwie so rein gar nicht an. Aber da scheine ich ja auch keinen besonderen Lesegenuss zu verpassen! ;)
AntwortenLöschenLG,
Tanja
Vielleicht hätte ich lieber ihr immerhin preisbestücktes Meisterwerk lesen sollen. Erst einmal habe ich aber genug von Ana Veloso gelesen...
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