Dienstag, 18. August 2015

Noske, Edgar: Der Fall Hildegard v. Bingen

Cover der Bertelsmann Ausgabe
Ein Krimi aus dem Mittelalter

Im Jahre 1177 wird am Rupertsberg eine skelettierte männliche Leiche gefunden. Sie ist groß gewachsen, hat starke Knochen und gesunde Zähne. Dieser Mann war wohl ein Adliger, denn diese waren durch die ritterliche Kampfausbildung gestählt und durch verhältnismäßig abwechslungsreiche Kost auch ziemlich gesund.

Doch der Rupertsberg ist nicht einfach ein Berg: Auf ihm steht das Kloster, welches sich eine berühmte Frau erstritten, erschrieben und "ersehen" hat: Hildegard von Bingen. Sie hatte im Jahr 1147 die Anerkennung als Visionärin von Papst Eugen erhalten. Abt Kuno, der Vorsteher des Klosters vom Disibodenberg. Lange wehrt die Auseinandersetzung, aber dann geht der bau auf dem Ruperstsberg los, gestützt von der Markgräfin von Stade, Mutter der Lieblingsschülerin Richardis.

Im Jahr 1177 kommt der Mönch Wibert als Sekretär auf den Rupertsberg. Er verehrt die gelehrte und heilkundige Meisterin und er ist neugierig. Was hat es mit der Leiche auf sich?


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Natürlich kann man auch Biografien lesen. Oder Wikipedia bemühen.Aber so ein relativ schmaler Roman, der zudem eine Kriminalgeschichte enthält, hilft auch schon mal dabei, etwas über die von Papst Benedikt XVI. in den Rang einer Doctor Ecclesiae universalis, einer Kirchnlehrerin erhobenen Hildegard von Bingen zu erfahren (wiki).

Starke Frauenfiguren ziehen Autoren und auch Regisseure an. Keine geringere als Margarethe von Trotta hat, wieder einmal mit Barbara Sukowa, im Jahr 2008 den Film Vision - Aus dem Leben der Hildegard von Bingen heraus gebracht.* Mich auch.


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Cover Neuausgabe
In den zwei oben bereits genannten Zeitebenen spielt das Buch. Edgar Noske zeichnet das Klosterleben der Möche und Nonnen in vielen Schattierungen. Der Geiz des Abtes vom Disibodenberg, die Entbehrungen beim Klosterbau am Rubertsberg. In einem Roman dürfen Konflikte nicht fehlen. Der zwischen der Mutter Oberin Hildegard und ihrer Lieblingsschülerin Richardis, der mit Abt Kuno und der mit Wibert ziehen sich durch das ganze Buch. Weniger angesprochen hat mich das Thema der Visionen, aber dies ist ja nun bei der heiligen Hildegard nicht wegzudenken. Hildegard von Bingen hat auch medizinisch gewirkt und die Heikraft von Pflanzen mit der bekannten medizinischen Wissenschaft in Verbindung gebracht. Das wird auch in diesem Roman sehr schön erzählt. Durch Rückblicke wird die Spannung immer fortgesetzt, die kommt auch im Betragen des Chronisten Wibert sehr zum Ausdruck.

Der neugierige Wibert, die schwärmerische Richardis, die gestrenge Hildegard, die Figuren treten plastisch hervor, genau wie Kuno oder auch dessen Intrigen spinnende Sekretär Herbrand, der ihn erpresst.


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Quelle
Edgar Noske hat mehrere Mittelalter-Romane geschrieben, vor allem auch über Köln. Der 1957 geborene Autor starb bereits im Jahr 2013.

Das Buch (2003) hat der Emonsverlag im Jahr 2015 neu verlegt.


DNB / Emons Verlag / Köln 2015 / ISBN-13: 9783954514274 / 305 Seiten


© KaratekaDD

* siehe auch Hannah Ahrendt (Film) und die Rezension zu Alois Prinz` Beruf Philosophin oder die Liebe zur Welt.



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