Das mittelalterliche Barcelona steht in höchster Blüte. Dort erlebt der junge Arnau den Bau von Santa María del Mar, einer riesigen Kathedrale, wie sie das Land noch nicht gesehen hat. Im Schatten des mächtigen Bauwerks erfährt er am eigenen Leib, welch schweres Los die Arbeit dort ist. Mit den anderen Steinträgern schleppt der Vierzehnjährige die riesigen Felsblöcke vom Montjuïc bis hinunter an den Hafen. Doch während sich die Kathedrale des Meeres in den Himmel reckt, wirft sie auch dunkle Schatten auf das Leben der Menschen: Das Volk leidet unter der Willkür des Adels, die Pest lauert vor den Toren. Und Arnaus Aufstieg zu einem der angesehensten Bürger der Stadt droht ihm zum Verhängnis zu werden: Er wird Opfer einer Intrige, und sein Leben gerät in höchste Gefahr.
- Taschenbuch: 656 Seiten
- Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 12 (5. August 2009)
- Sprache: Deutsch
- Übersetzung: Lisa Grüneisen
- ISBN-10: 3596175119
- ISBN-13: 978-3596175116
- Originaltitel: La Catedral del Mar
SANTA MARIA DEL MAR...
Santa María del Mar |
Das mittelalterliche Barcelona steht in höchster Blüte. Dort erlebt der junge Arnau den Bau von Santa María del Mar, einer riesigen Kathedrale, wie sie das Land noch nicht gesehen hat. Im Schatten des mächtigen Bauwerks erfährt er am eigenen Leib, welch schweres Los die Arbeit dort ist. Mit den anderen Steinträgern schleppt der Vierzehnjährige die riesigen Felsblöcke vom Montjuïc bis hinunter an den Hafen. Doch während sich die Kathedrale des Meeres in den Himmel reckt, wirft sie auch dunkle Schatten auf das Leben der Menschen: Das Volk leidet unter der Willkür des Adels, die Pest lauert vor den Toren. Und Arnaus Aufstieg zu einem der angesehensten Bürger der Stadt droht ihm zum Verhängnis zu werden: Er wird Opfer einer Intrige, und sein Leben gerät in höchste Gefahr.
Mitten in die schlichte Hochzeitsfeier des Gutsherren Bernat Estanyol mit Francesca platzen der Lehnsherr Llorenç de Bellera und seine Ritter. Das nun eingeforderte „Recht der ersten Nacht“ war im katalanischen Rechtswesen des 14. Jahrhunderts fest verankert. Als der Feudalherr und seine feixenden Spießgesellen die Brautleute und das Gehöft johlend verlassen, ist eine gerade geschlossene Ehe in ihren Grundfesten zerstört. Ein Jahr später entflieht Bernat mit Arnau, seinem neugeborenen Sohn, dem Joch des furchtbaren Adligen. Barcelona heißt das Ziel. Hier, in der aufstrebenden Metropole, winkt die Freiheit. Und ihr mächtiges Symbol ist gerade im Werden! In dem ehrfurchtgebietenden Gotteshaus Santa María del Mar, erbaut in der Rekordzeit von 55 Jahren und 1384 vollendet, manifestiert Falcones seinen Freiheitsbegriff. In diesem „vom Volk für das Volk“ errichteten Monument, wächst Arnau vom schlichten „Bastaixos“, dem Lastenträger, der die Steine aus den Bergen zur Kathedrale heranschleppt, zu einem der hochrangigsten Bürger Barcelonas empor. Es irrt nun, wer glaubt, das Leid habe damit ein Ende...
Der Klappentext verrät, dass der praktizierende Anwalt Falcones ein ausgewiesener Fachmann in der Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Kataloniens ist. Vielleicht eine Erklärung für die zuweilen quälende wenn auch liebevolle Akribie, mit der Falcones die wahrhaftig nicht unkomplizierte politische Lage der katalanisch-aragonesischen Historie ausbreitet, während sein Figurentableau ein durchaus kräftigeres Farbenspiel vertragen hätte.
Selbst der Hauptcharakter Arnau Estanyol bleibt nach einem durchaus spannenden Beginn der Erzählung oft eher blass und schablonenhaft, so dass er mich als Figur meist nicht wirklich ansprach. Arnau Estanyol war für mich kein wirklicher Sympathieträger - er dient hier einfach als der Charakter, der durch die Geschichte Barcelonas und Kataloniens führt. Der brutale Beginn des Romans ist aufwühlend, empörend und mitreißend, er zwingt den Leser, immer weiterzublättern. Dieser Teil des Romans, in dem von Bernats Freiheitskampf und Arnaus Kindheit erzählt wird, ist insgesamt der beste des Buches - spannend, traurig und realistisch. Die Geschichte des erwachsenen Arnau vermochte dann leider nicht mehr so deutlich zu fesseln. War der junge Arnau mit seinem aufopferungsvollen Vater noch voller Farbe, lebendig und außergewöhnlich, so ist der erwachsene Arnau nicht mehr ganz so überzeugend - so wirkt er etwa, wenn er in den Krieg zieht, merkwürdig leidenschaftslos.
Dem Autor ist die Verquickung von Fiktion und historischen Fakten nicht an jeder Stelle unterhaltsam gelungen; oft wirkt es, als würden einzelne Abschnitte, gerade wenn Falcones in Schwung ist, ziemlich abrupt unterbrochen, um langwierige Passagen mit historischen Erklärungen einzuflechten. Die Willkür des Adels und der Kirche in der beschriebenen Zeit sind als Leser an manchen Stellen manchmal kaum auszuhalten. Aber andere Themen wie die Pestepidemie, die die Hälfte der Bürger dahinrafft, die Judenverfolgung und die Schicksale der rechtlosen Frauen sind selbst mir als Nicht-Vielleser historischer Romane inzwischen hinlänglich bekannt und wurden hier selten so eingebaut, dass ich versucht war mitzuleiden.
Was man Falcones in jedem Fall attestieren muss, ist eine unglaublich Recherche - das Hintergrundwissen, das er hier präsentiert, ist phänomenal. Man erhält so einen authentischen Eindruck der Zustände der damaligen Zeit. Nur die Geschichte um Arnau Estanyol wirkte auf mich oft zu leb- und farblos, was ich schade finde, und die klischeehaften, schwarz-weiß gezeichneten Figuren boten selten genug wirkliche Überraschungen...
Ein solider historischer Roman mit fulminantem Hintergrundwissen des Autors, doch die Geschichte als solche konnte mich leider nicht vollends überzeugen.
© Parden
Ildefonso Falcones |
► Quelle Text
Du hast aber auch "Pech" mit historischen Romanen 😉
AntwortenLöschenMir hat das Buch vor Jahren gefallen.
Man merkt auch, dass wohl jeder etwas anders liest.
Soeben gefunden: Als Serie auf Netflix. Gut.
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