aus der Feder von ► Liselotte Welskopf-Henrich
DER STEINKNABE wurde freundlicherweise vom ► Eulenspiegel-Kinderbuchverlag zur Verfügung gestellt.
Natürlich waren es die Haupthelden, die den achtjährigen heutigen Blogautoren vor Jahrzehnten in den ► BÄRNSÖHNEN begeisterten. Harka Steinhart Nachtauge… Wer meine bisherigen Beiträge zu Liselotte Welskopf-Henrich und zu DIE SÖHNE DER GROSSEN BÄRIN gelesen hat, der weiß ja Bescheid.
Etwas im Hintergrund des Tipis wirkt UNTSCHIDA, das
Großmütterchen. Großmütter überall auf der Welt erzählen den Kindern
Geschichten und Märchen. UNTSCHIDA erzählt den Kindern HARKA, UINONAH und
HARPSTENNAH die Geschichte vom Steinknaben. Die märchenerzählende Großmutter kommt natürlich auch in dem weiteren großen Indianerroman vor, dem fünfbändigen ► BLUT DES ADLERS. Auch in diesem Bänden wird das Märchen erwähnt, erzählt die Großmutter es den Kinder vorzugweise im großen Tipi der Ahnen der Familie.
„In uralter Zeit lebte in Amerika das Indianermädchen Hiladih.
Hiladih ist ein schöner Name, er bedeutet ‚reine Quelle‘. Hiladih wohnte mit
ihren zehn Brüdern in einem tiefen Wald. Des Morgens früh, wenn die Sonne
aufging, badete Hiladih im klaren Bach, und die Drossel sang ein Lied dazu. Auf
der Wiese am Bach stand das Mädchen und flocht ihr schwarzes Haar in zwei lange
Zöpfe.“[1]
So beginnt das Märchen in dem schmalen, bunt bebilderten
Kinderbuch des Eulenspiegel-Kinderbuchverlages. Eines Tages sind die zehn
Brüder des Mädchens verschwunden. Hiladih sucht sie und findet schon ziemlich
verzagt einen schönen bunten Kiesel am Bachufer. Diesen nimmt sie mit, drückt
ihn an ihr Herz und so wurde aus ihm „Steinknabe“. Steinknabe findet als er
älter wird auch die zehn Brüder wieder. Nun stellt der Bursche fest, dass er unverwundbar ist und so
wird die Jagd sein ein und alles.
„Der Wolf konnte ihn nicht beißen. Mato, der Bär, hatte zwar
starke Tatzen mit großen Krallen und vermochte einen Mann niederzuschlagen,
aber dem Steinknaben konnte er nichts anhaben. Wenn der Büffel Tatanka den
Steinknaben auf die Hörner nahm und durch die Luft auf den Boden warf, so
lachte der Steinknabe nur und stand wieder auf. Steinknabe wurde immer
übermütiger, weil kein Tier ihn besiegen konnte. Er tötete nicht nur die Tiere,
deren Fleisch er mit seiner Mutter und seinen Onkeln zum Essen brauchte. Er tötete
alle Tiere, die er im Wald und auf den Wiesen fand.“[2]
Doch die Tiere, die ja nach dem Glauben der Indianer auch
eine Seele haben, verbünden sich gegen den unerbittlichen Jäger, der am Ende
das wird was er ist: Ein STEINKNABE.
* * *
Liselotte Welskopf-Henrich hat diese Geschichte bereits 1952
veröffentlicht, bzw. geschrieben. Sie ist symptomatisch für das von der Autorin
vermittelte Indianerbild und spiegelt deren Haltung zur Natur und den Tieren
wieder. Es ist bezeichnend, dass nicht nur sie selbst, sondern viele andere
Autoren davon schreiben, dass die Prärieindianer nur die Menge z.B. an Büffeln
jagten, die sie benötigten.
So schreibt John Okute Sica[3]
in „Das Wunder vom Little Bighorn“:
„Die Sioux betrachten den Büffel als heiliges Tier. Bei der
Jagd beten sie, sie danken dem Großen Geheimnis für die Jagdbeute. Außer dem
Blut und dem Mageninhalt wurde nichts weggeworfen. Jede Unze Öl wurde aus den
Knochen geschmolzen, und sämtliche Innereien wurden als Nahrung oder für andere
Zwecke verwendet. Ein Sioux tötete einen Büffel nur dann, wenn er oder seine
Stammesgenossen ihn benötigten.“[4]
Die Althistorikerin und Professorin an der Humboldt –
Universität hat sich [5] wissenschaftlich mit der Geschichte der „Alten Griechen“
beschäftigt. Aber es blieb auch Zeit für Kindergeschichten. Rudolf Welskopf
erzählte im ► Interview, dass sich seine Mutter für ihn Märchen ausdachte und
sich sich beide Geschichten zusammen fantasierten.
* * *
Wenn man sich mit der Antike und vor allem mit der Polis des
alten Griechenlandes beschäftigt, kommt man an Fabeln zum Beispiel des ► Äsop
nicht vorbei. Auch in den Märchen der Völker Europas wie auch vieler anderer
Völker sind es die Tiere, die eine Lösung herbeiführen müssen, eine Lösung, die
den Menschen nicht unbedingt gefällt. Dies ist auch in dieser Geschichte so.
Die Geschichte wurde in vielen Auflagen und wie die
BÄRENSÖHNE in den osteuropäischen Ländern verlegt.
Der schmale Band ist reich bebildert und hat 36 Seiten. Die Geschichte
eignet sich hervorragend zum Vorlesen auch für jüngere Kinder. Die Illustrationen stammen von Dieter Müller, die viele Kinderbücher illustrierte.
► DNB / Eulenspiegel Kinderbuchverlag / Berlin 2011 / ISBN: 978-3-359-02337-1 / 36 Seiten
► LWH in der DNB
► Dieter Müller in der DNB
© KaratekaDD
[1] LWH: Der
Steinknabe, Seite 6
[2] Ebenda,
Seite 14
[3] Der Autor
wurde 1890 geboren und fing früh an, die Geschichten der Lakota aufzuschreiben,
der er sehr gut Englisch in
einer sogenannten Industrial School gelernt hatte.
[4] Okute
Sica, John: Das Wunder vom Little Bighorn, Palisander, Chemnitz 2009, Seite 189
f
[5] http://litterae-artesque.blogspot.de/2014/01/aus-berufener-feder.html
vom 26.01.2014
Ein außergewöhnliches Kinderbuch und eine sehr liebevoll geschriebene Rezension!
AntwortenLöschenRudis Einschätzung schließe ich mich hiermit an. Man kann merken, wie sehr Du diesen Büchern verbunden bist... ☺
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