Sonntag, 30. März 2014

Schlöndorff: Tod eines Handlungsreisenden

Schlöndorff: Quelle
Einer Empfehlung folgend, lies ich mich an einem Sonnabend, also gestern, darauf ein, ►Volker SCHLÖNDORFFs filmische Umsetzung des Schauspiels ► TOD EINES HANDLUNGSREISENDEN von  ►Arthur MILLER im Fernsehen anzusehen.
Schlöndorff wurde ja besonders für seine Literaturverfilmungen bekannt. Von ihm stammem zum Beispiel:
A. Miller: Quelle
Ich gestehe ein, die Masse der Titel aus der Filmografie kenne ich gar nicht.  Nun allerdings einen mehr. Geschrieben hat das Theaterstück, welches mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde, Original: Death of Salesman, der US-amerikanische Schriftsteller Arthur MILLER (1915 - 2005), dessen gesellschaftskritische Dramen auch gegen den sogenannten Amaerican Way of Life gerichtet sind. Seine Haltung wird auch noch einmal deutlich, wenn er auf Grund seiner Anspielungen auf die Kommunistenverfolgung unter dem ►Senator McCarthy im Drama ► HEXENJAGD Schwierigkeiten bekam, die auch in Gefängnisaufenthalt und Passentzug gipfelten. HEXENJAGD wurde übrigens durch die DEFA verfilmt mit Unterstützung von ► Jean-Paul Sartre und u.a. mit ► Yves Montand und ► Simone Signoret verfilmt.

Wen wundert es, wenn Volker SCHLÖNDORFF für die Regie für das deutsch - amerikanische Filmprojekt gewonnen wurde. SCHLÖNDORFF war immer politisch engagiert, auch er wurde, wenn auch sicher auf ganz andere Art als MILLER, heftig kritisiert, er unterstützte 1977 den sogenannten "Rechtshilfefonds für die Verteidigung politischer Gefangener" - was das hieß in der von RAF - Anschlägen geschüttelten Bundesrepublik kann man sich denken. Später unterstützte er mehrfach die Kandidatur Angela Merkels zur Bundeskanzlerin. Ebenfalls setzte er sich 2007 für die Haftentlassung des ehemaligen RAF Angehörigen Klar ein. Man sieht, Schlöndorff ist ein streitbarer Typ.

Quelle
Mit der Verfilmung hielt sich Regisseur SCHLÖNDORFF sehr genau an die literarische Vorlage. Als Schauspieler agierten:
Das im Jahr 1949 am Brodway inszenierte ►Stück wurde im Jahr 1985 verfilmt, der Hauptdarsteller, Hoffman, hatte die Rolle des Willy Loman in den Jahren davor erfolgreich am Brodway gespielt.

Um was geht es? Der reisende Vertreter Willy Loman ist ein ältlicher und erfolgloser Handlungsreisender, der seine Niederlagen nicht einsehen will. Dies gilt auch für die ebenfalls erfolglosen Söhne Biff und Happy. Eigentlich weiss Willy, dass er vom Leben nichts weiter mehr zu erwarten hat, daher denkt er über seinen Selbstmord nach, damit die Familie die Versicherungsprämie kassieren kann. Die Familie weiß von den Selbstmordgedanken, kann sich aber auch nicht aufraffen, den Vater damit zu konfrontieren. Der eigentliche Konflikt spielt sich zwischen Willy und Biff ab. Biff hat seinen Vater mal beim Ehebruch erwischt und rebelliert durch Schulbabbruch. Inzwischen ist er 34 Jahre alt und entschließt sich, seinen Vater mit der Wahrheit und der Realität zu konfrontieren. Nachdem er sich verabschiedet hat, ist Willy endgültig entschlossen, sein Leben zu beenden.

TRAILER zum Film

Quelle: YouTube

Es gibt wohl kaum einen traurigeren Job als den eines reisenden Vertreters, der den Absprung in einen anderen Job oder eine Führungsrolle in der Firma nicht schafft. Über Jahre, tagein - tagaus herumzureisen, in fremden Hotelbetten zu nächtigen, unter Umständen ständig nur vertröstet und auch öfter beleidigt zu werden, läßt einen doch bestimmt oft resignieren. Während Willy Loman ständig davon spricht, wie bekannt und beliebt er doch ist und sich ausmalt, dass bei seiner Beerdigung viele viele Leute kommen werden, zeigt ► Udo Lindenberg  in seinem Lied vom SÄUFERMOND (► Text) auf andere, aus meiner Sicht ebenso einprägsamen Art und Weise die Einsamkeit solcher Handlungsreisenden.

UNTERM SÄUFERMOND

Quelle: YouTube


Zurück zum Film: Es ist eine schauspielerische Meisterleistung, die der mehrfache Oscarpreisträger Dustin Hoffman hier vorlegt. Auch die Synchronisation passt. Die Verzweiflung, sofort umschlagend in Hoffnung, zückblickend in Erinnerungen, er führt Selbstgespräche mit seinem Bruder und dann doch wieder diese Hoffnungslosigkeit, das ist etwas, was einem vor dem Fernser verweilen läßt, denn eigentlich ist das mehr was für das Theater. Der Film berücksichtigt dies, es ist mehr eine Theaterszene, wenn auch nicht auf einer realen Bühne. Den jungen John Malkovich so zu sehen, ist es natürlich auch wert gewesen. Überhaupt zeigt sich bei solchen Theaterfilmen das schauspielerische Talent auf besondere Aret und Weise. Der verzweifelte und vor allem ungläubige Monolog der Linda Loman am Grab ihres Mannes, die dessen Entscheidung nicht versteht, hat sie doch soeben die letzte Rate für das Haus bezahlt, zeigt dies wiederum. 
Es sei noch erwähnt, dass die Maske für Hoffman (geb. 08. August 1937) , der damals noch nicht 50 Jahre alt war, ebenfalls hervorragend umgesetzt wurde.

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Volker SCHLÖNDORFF hat das Werk des Arthur MILLER übersetzt. Nach dem filmischen Erlebnis wird es mich irgendwann mal ins Theater treiben, mit hoher Wahrscheinlichkeit ohne Dustin Hoffman. Es wird aber auch bestimmt sehr interessant sein, das Werk einmal zu lesen.

DNB / Fischer TB / Frankfurt a.M. / 51.1994 / ISBN: 978-3596270958 / 128 Seiten
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© KaratekaDD


1 Kommentar:

  1. Jetzt ärgere ich mich doppelt, dass ich den Film verpasst habe. Aber ich merke ihn mir, und irgendwann schaue ich ihn mir dann auch an!
    Schöne Präsentation, Uwe...

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