Samstag, 25. Dezember 2021

Schiller, Anne: Der kleine Bork

Seit langer Zeit herrscht Feindschaft zwischen vier Ork-Stämmen: den Borks, Works, Forks und Krorks. Die sturen Wesen wollen nichts mehr von den jeweils anderen wissen. Nur der kleine Bork Elstar hat keine Lust mehr auf ein Leben voller Kampf und Gebrüll. Als der Winter einbricht und den Borks das Essen ausgeht, sieht Elstar seine Chance: Er will losziehen und die anderen Stämme um Hilfe bitten! Wird er es schaffen, die zerstrittenen Gruppen zu vereinen und Frieden zu stiften? Oder sind die anderen Orks wirklich so böse, wie alle denken? (Klappentext)

  • Herausgeber ‏ : ‎ Dark-Empire-Verlag; 1. Edition (22. Dezember 2021)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 92 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3982357020
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3982357027
  • Lesealter ‏ : ‎ 6 - 10 Jahre




Ich gebe es zu: hier war es das Cover, was mich gleich in den Bann zog. Aber ist das nicht auch wirklich schön? Als ich dann las, dass es sich hierbei um ein Kinderbuch handelt, habe ich mich gleich um ein Leseexemplar bei der Leserunde bei Lovelybooks beworben und zu meiner großen Freude auch gewonnen. Leider "nur" als ebook, was letztlich ein paar Abstriche in der B-Note gab. Weshalb, könnt Ihr hier nachlesen - ich würde hier auf jeden Fall das "echte" Buch bevorzugen...


















ORKS FÜR KINDER...

Quelle: Pixabay

Orks? Das ist durchaus etwas Außergewöhnilches für ein Kinderbuch. Sind das nicht die fiesen, mordlüsternen Geschöpfe, die z.B. in dem Epos "Der Herr der Ringe" auftauchen und die immer auf Seiten des Bösen stehen? Jedenfalls ist "Der kleine Bork" für mich das erste Kinderbuch (Altersempfehlung: 6-10 Jahre), in dem Orks eine Rolle spielen.

Bei den Menschen sind auch diese Orks nicht wohlgelitten, da sie seltsam aussehen und anders leben als die Menschen. Aber auch die verschiedenen Ork-Stämme untereinander gehen nicht vertrauensvoll miteinander um, da sie an ganz verschiedenen Orten leben und einander grundlegend misstrauen. Kontakte untereinander gestalten sich allenfalls kriegerisch, denn man geht voneinander immer von dem Schlimmsten aus.

88 messerscharfe Zähne, ein drittes Auge am Hinterkopf, eine harte Schuppenhaut und gefährliche Krallen - das ist wohl allen Orks gemein. Ansonsten unterscheiden sie sich in ihrem Äußeren, aber v.a. auch in ihrer Lebensweise doch deutlich voneinander. 

Der Stamm der Borks beispielsweise lebt in einem großen Apfelbaum, die Geschöpfe sind so groß wie Fledermmäuse und schlafen wie diese kopfüber von den Ästen hängend. Sich ausschließlich von den Äpfeln des Baums zu ernähren, wirft jedoch Fragen auf: wie lange reichen diese, wenn die Erntezeit vorüber ist? Wie sich zeigt: nicht lang genug. Um nicht hungern zu müssen, brauchen sie also Alternativen.

Während die Stammeshäuptlinge der Borks darüber nachdenken, ihrem Stamm mit kriegerischen Mitteln Essen zu beschaffen, will Elstar, ein kleiner Bork-Junge, einen anderen Weg begehen. Er will zu den Works gehen und diese darum bitten, den Borks im Winter etwas von dem Fisch abzugeben, den sie in ihren zahlreichen Gewässern angeln. Ob das jedoch so einfach geht? Elstars Eltern Boskop und Gala haben da ihre Zweifel, wollen ihren Sohn aber gewähren lassen. Und so zieht Elstar los, um sein Glück zu versuchen...

Über die Works (sie wohnen auf einer kleinen Insel inmitten von Flüssen und Seen), die Forks (sie leben als Felsen-Orks in Berghöhlen), und die Krorks (sie sind Kraterbewohner) ist auch bei den Borks nicht viel bekannt. Die Meinung über die anderen Völker ist geprägt von Bildern und Vorurteilen, die durch den fehlenden Kontakt nicht überprüft werden können. Der kleine Bork Elstar will die vorgefassten Meinungen jedoch nicht einfachso hinnehmen, sondern denkt darüber nach und überprüft sie.

Durch seine freundliche Art gelingt es Elstar schließlich nicht nur, die skeptischen Works zu gewissen Bedingungen für eine Kooperation zu gewinnen, sondern auch gleich noch die anderen Stämme mit in seine friedensstiftenden Bemühungen einzubeziehen. Dadurch weichen die engstirnigen Vorurteile über die "anderen" zunehmend auf, und ein Miteinander statt ein Gegeneinander bahnt sich ganz allmählich an.

Das Buch liest sich flüssig, die einzelnen Kapitel widmen sich jeweils einem Stamm. Der bildhafte Schreibsti, gespickt mit liebevollen Details, trägt dazu bei, dass man sich die Borks, die Works, die Forks und die Krorks gut vorstellen kann, unterstützt noch durch einige Illustrationen im Buch. Leider sind diese im ebook-Format lediglich in Schwarz-Weiß gehalten - in Farbe (wie es wohl in der Print-Version der Fall ist), wäre das sicherlich noch anschaulicher und ansprechender.

Und bei all den schönen und lobenswerten Botschaften, die hier vermittelt werden, hätte ich mir nur gewünscht, dass die Völker nicht ausschließlich von (männlichen) Stammenshäuptlingen regiert werden (außer bei den Borks, wo Elstars Eltern gemeinsam regieren), sondern auch von Frauen. Das aber nur mal am Rande... Das hätte es für mich noch runder gemacht.

Alles in allem jedoch ist dies ein schönes Kinderbuch, das den Wert von Offenheit, Mut und Freundschaft betont und die Bedeutung herausstellt, sich immer ein eigenes Bild zu machen, statt Vorurteilen bilnd zu vertrauen.

Lesenswert!


© Parden 



















Anne Schiller ist 1997 in Mannheim geboren. Sie hat Wirtschaftsingenieurwesen studiert und bildet sich derzeit mit einem berufsbegleitenden Master weiter. Wenn sie nicht gerade schreibt, tanzt sie oder trinkt Tee. Um ihren Durst nach Fantasy-Texten zu stillen, verbringt sie einen Großteil ihrer Freizeit in lokalen Buchhandlungen und versinkt dort in zauberhaften Welten. Ihr Buch „Der kleine Bork“ erscheint im Dezember 2021 beim Dark-Empire-Verlag und ihre Debüt-Reihe „Aikaria“ 2022 beim Heartcraft-Verlag.
(Quelle: Dark-Empire-Verlag)




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