Franz Grillparzers Erzählung (die er nicht als Novelle bezeichnet wissen
wollte) wurde 1831 begonnen, aber erst 1848, kurz vor Beginn der
Revolution, wieder aufgegriffen und abgeschlossen. Auf das Thema
"Revolution" wird bildlich Bezug genommen, wie überhaupt der Realismus
Grillparzers durch mythologische Anspielungen mit Bedeutung aufgeladen
wird. So wird der soziale Abstieg des "armen Spielmanns", also eines
Bettelmusikanten, durch die Verklärung der Musik zum Plädoyer für eine
Ästhetisierung des Lebens.
- Spieldauer: 1 Stunde und 58 Minuten
- Format: Hörbuch-Download
- Version: Gekürzte Ausgabe
- Verlag: Lübbe Audio
- Sprecher: Schauspieler des Wiener Burgtheaters
- Audible.de Erscheinungsdatum: 20. Januar 2009
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3785737548
- ASIN: B002TVOACC
Ab und an darf es ein Klassiker sein - und von Franz Grillparzer hatte ich bis dato noch kein Werk in den Händen gehabt. Ob mir der Ausflug in das 19. Jarhhundert gefallen hat, könnt ihr hier lesen:
EINE ERZÄHLUNG AUS DEM JAHRE 1848...
Quelle: Pixabay |
Als Sohn eines hohen und einflussreichen Staatsbeamten versagt Jakob,
weich, träumerisch und nach innen gewandt, vor den Anforderungen der
Wirklichkeit. Er wird vom ehrgeizigen und jähzornigen Vater von der
Schule genommen und muss als kleiner Schreiber in einem Büro arbeiten.
Aber auch hier entzieht er sich der lauten und rohen Umwelt; nur sein
Geigenspiel und Barbara, die Tochter eines Kuchenbäckers, die er
schüchtern liebt, sind ihm Zuflucht und Lebensinhalt. Barbara ist von
seiner Liebenswürdigkeit und seinem Charakter angezogen, verachtet ihn
aber wegen seiner Lebensuntüchtigkeit. Als er sich nach dem Tod seines
Vaters um seine Erbschaft betrügen lässt, heiratet Barbara einen Metzger
aus der Nachbarschaft. Von nun an zieht der arme Spielmann geigend
durch Wien.
Die knapp zweistündige Hörspielfassung (1 Stunde und 58 Minuten) der
Erzählung aus dem Jahre 1848 wird vorgetragen von Schauspielern des
Wiener Burgtheaters, die nicht weiter namentlich benannt werden. Eine
leise, unaufdringliche Fassung, die in gemessenem Tempo erzählt wird,
passend zum altertümlichen Schreibstil, der der genannten
Entstehungszeit geschuldet ist.
Zu Beginn hatte ich etwas Mühe mich einzufinden, so dass ich die
Anfangssequenz mehrfach gehört habe, bis ich dem jungen Erzähler folgen
konnte, der sich auf ein Volksfest begibt, wo er dem alten Spielmann
erstmals begegnet. Eine interessante Figur, dieser Spielmann, der seine
Violine mit großer Leidenschaft führt, dies jedoch bar jeden Talents.
Dabei keine Witzfigur, denn immerhin kann er Noten lesen - er muss also
einst eine gute Ausbildung erfahren haben. Doch wer ist dieser
Spielmann? Die Neugierde des Erzählers ist geweckt...
Der Erzähler zahlt dem Spielmann seinen Obulus und kommt mit diesem
ins Gespräch. Er beschließt, ihn in seinem kärglichen Zimmerchen zu
besuchen und herauszufinden, wie der Bettelmusiker zu dem wurde, der er
heute ist. Und tatsächlich zeigt sich der alte Mann zugänglich und
erzählt seine Lebensgeschichte.
Liebenswürdig aber lebensuntüchtig - so ließe sich der Charakter des
Spielmanns wohl am ehesten auf den Punkt bringen. Vom strengen Vater
drangsaliert, versagt Jakob in dessen Augen schon als Kind und wird
schließlich von allen Studien entbunden, um ohne Lohn als Schreiber in
einer Kanzlei zu arbeiten. Im Hause wird er nach dem Auszug seiner
Brüder ignoriert und schließlich gar des Hauses verwiesen.
Die einzige Freude des Jakob ist seine Geige, der er sich mehr und
mehr widmet ohne dass jedoch sein Talent dadurch zunähme. Vor allem ein
Lied hat es ihm angetan, eine alte Weise, die eine Nachbarstochter immer
wieder auf ihren Botengängen zum Besten gibt. Um dieses Lied zu
erlernen, begibt sich Jakob zu der Bäckerstochter - und verliebt sich
unglücklich in sie. Sie weiß seine behutsame Art zu schätzen, erkennt
aber auch seine Lebensuntüchtigkeit.
Durch seine Naivität und Gutgläubigkeit verliert Jakob schließlich
gar das Erbe seines Vaters, wodurch er sich keine Hoffnung mehr machen
kann auf die Erfüllung seiner Liebe. Doch er verzagt nicht und verdient
fortan seinen Lebensunterhalt als Bettelmusiker, gibt sich mit dem
zufrieden, was der liebe Gott für ihn vorgesehen hat und findet seine
Erfüllung in der Musik. Ein Verlierer des Lebens, der dennoch seinen
Gewinn in eben diesem sieht.
Eine leise Erzählung über einen stillen, genügsamen, bescheidenen
Helden von beinahe kindlicher Herzensgüte. Eine schöne Entdeckung...
© Parden
Hörspiele scheinen den Weg auf unseren Blog gefunden zu haben. Sie dauern auch nicht so lange wie ein Hörbuch ;)
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