„Jetzt, da er wieder eine Zukunft hatte, wollte er verschwenderisch mit
seiner Zeit umgehen.“ – Der neue Roman von Pascal Mercier, dem Autor des
Bestsellers „Nachtzug nach Lissabon“
Seit seiner Kindheit ist Simon Leyland von Sprachen fasziniert. Gegen den Willen seiner Eltern wird er Übersetzer und verfolgt unbeirrt das Ziel, alle Sprachen zu lernen, die rund um das Mittelmeer gesprochen werden. Von London folgt er seiner Frau Livia nach Triest, wo sie einen Verlag geerbt hat. In der Stadt bedeutender Literaten glaubt er den idealen Ort für seine Arbeit gefunden zu haben – bis ihn ein ärztlicher Irrtum aus der Bahn wirft. Doch dann erweist sich die vermeintliche Katastrophe als Wendepunkt, an dem er sein Leben noch einmal völlig neu einrichten kann. Wieder ist Pascal Mercier ein philosophischer Roman gelungen, bewegend wie der "Nachtzug nach Lissabon."
Seit seiner Kindheit ist Simon Leyland von Sprachen fasziniert. Gegen den Willen seiner Eltern wird er Übersetzer und verfolgt unbeirrt das Ziel, alle Sprachen zu lernen, die rund um das Mittelmeer gesprochen werden. Von London folgt er seiner Frau Livia nach Triest, wo sie einen Verlag geerbt hat. In der Stadt bedeutender Literaten glaubt er den idealen Ort für seine Arbeit gefunden zu haben – bis ihn ein ärztlicher Irrtum aus der Bahn wirft. Doch dann erweist sich die vermeintliche Katastrophe als Wendepunkt, an dem er sein Leben noch einmal völlig neu einrichten kann. Wieder ist Pascal Mercier ein philosophischer Roman gelungen, bewegend wie der "Nachtzug nach Lissabon."
- Gebundene Ausgabe: 576 Seiten
- Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG; Auflage: 2 (27. Januar 2020)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3446265694
- ISBN-13: 978-3446265691
"Nachtzug nach Lissabon" steht schon lange auf meiner Wunschliste - immer wieder stolpere ich über diesen Roman. Als mir nun der neueste Roman des Autors in die Hände fiel, griff ich zu. Und es hat sich trotz kleinerer Abstriche gelohnt. Lebensnahe Figuren mit
intellektuell-philosophischem Überhang, sprachliche Virtuosität, wenn auch
zeitweise mit zu vielen Wiederholungen... Alles in allem beeindruckend!
EIN ZWEITES LEBEN...
Triest - Quelle: Pixabay |
'Welcome home, Sir!' - mit diesen Worten wird Simon Leyland am
Londoner Flughafen begrüßt, nachdem er Triest, der Stadt, die für viele
Jahre sein Lebensmittelpunkt war, vorerst den Rücken gekehrt hat. Er
zieht in das Haus eines verstorbenen Freundes, der Umzug ein Symbol
seines neuen, seines zweiten Lebens.
Aufgrund einer fatalen Fehldiagnose hat Simon Leyland den von seiner
verstorbenen Frau geerbten Verlag verkauft und muss sich nun neu
orientieren. Als gelernter Übersetzer mangelt es ihm nicht an Arbeit,
doch was genau erhofft sich Simon nun von der wider Erwarten geschenkten
Lebenszeit?
Der Austausch mit alten und neuen Freunden, mit seinen beiden
Kindern, mit ehemaligen Kollegen*innen und vor allem mit seiner
verstorbenen Frau soll Klarheit in Simons Gedanken- und Gefühlswelt
bringen. Der Übersetzer hat sich angewöhnt, wichtige Episoden,
Geschehnisse und Überlebungen mit seiner Frau zu teilen und schreibt ihr
dazu Briefe - im Grunde ein ins Jenseits gerichtete Tagebuch.
Simon Leyland erweist sich als genauer Beobachter - sowohl sein
eigener jeweiliger Zustand als auch die äußeren Geschehnisse sowie die
Verhaltensweisen und Motive der ihn umgebenden Menschen werden
detailliert und wortgewandt wiedergegeben und durchleuchtet. Ein sehr
intellektuell anmutender Prozess, der die Liebe zum gesprochenen und
geschriebenen Wort offenbart - und das gerne auch in verschiedenen
Sprachen.
Dabei kommt der Leser den einzelnen Figuren punktuell durchaus nah,
gerade wenn es um emotional aufwühlende Themen geht. Doch sie bleiben
irgendwie trotz allem eindimensional, sind nur insoweit greifbar, wie es
für die einzelnen Themen wichtig ist. Und derer gibt es viele.
Angefangen beim Leben selbst: was fängt man mit der Lebenszeit an, gäbe
es eine Alternative zum derzeitigen Lebensentwurf, was wäre, wenn man
einzelne Weichen anders gestellt hätte? Was bedeuten die Begegnungen mit
anderen Menschen für das eigene Leben?
Die Rollen als Vater, Ehemann, Freund und Kollege stehen hier ebenso
auf dem Prüfstand wie die Sprachvirtuosität auf der einen Seite und die
zeitweilige Sprachlosigkeit in zwischenmenschlichen Begegnungen auf der
anderen. Was bedeutet Heimat und wie findet man heraus, wo das ist? Das
Thema der Gefängnisstrafe taucht hier mehrfach auf, ebenso wie die Frage
nach einer Legitimation eines Tötens auf Verlangen. Ein breites
Spektrum also, hier sicher nicht vollständig aufgelistet, was das
Anspruchsvolle des Romans verdeutlicht.
Die Bedeutung der Sprache sowie die Liebe zu ihr,
intellektuell-philosophische Lebensthemen und zwischenmenschliche
Begegnungen - das sind im Kern wohl die drei Säulen des Romans. Der
Erzählfluss ist langsam, behäbig fast, was aber angesichts der
Sprachgewaltigkeit und Detailverliebtheit auch notwendig scheint. Mühsam
und teilweise auch nervig erschienen mir allerdings die ständigen
Wiederholungen von bereits Gesagtem. Sowohl in Gesprächen als auch in
den Briefen an seine verstorbene Frau erläutert Simon Leyland häufig
Aspekte, die dem Leser zuvor bereits in aller Ausführlichkeit
präsentiert wurden.
Alles in allem ein leiser Roman, der das Lesen entschleunigt, der
philosophische Ansätze bereithält, der zum Nachdenken anregt und der den
Leser schließlich mit einem leisen Lächeln entlässt...
© Parden
Pascal Mercier, 1944 in Bern geboren, lebt in Berlin. Nach Perlmanns
Schweigen (1995) und Der Klavierstimmer (1998) wurde sein Roman Nachtzug nach Lissabon (2004) einer der großen Bestseller der vergangenen Jahre und in zahlreiche Sprachen übersetzt. 2007 folgte die Novelle Lea.
Unter seinem bürgerlichen Namen Peter Bieri veröffentlichte er,
ebenfalls bei Hanser, Das Handwerk der Freiheit (2001) sowie Eine Art zu
leben (2013).
Pascal Mercier wurde 2006 mit dem Marie-Luise-Kaschnitz-Preis
ausgezeichnet und 2007 in Italien mit dem Premio Grinzane Cavour für den
besten ausländischen Roman geehrt. 2007 erhielt er die
Lichtenberg-Medaille der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.
(Quelle: Hanser Literaturverlage)
Das Wort "entschleunigt" könnte Wort des Jahres werden. Findest du nicht? Grüße vom Admin ;)
AntwortenLöschenDas stimmt - Corona sei Dank...
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