Sonntag, 8. Januar 2017

Hiraide, Takashi: Der Gast im Garten


Ein junges Paar, erschöpft vom Lärmen der Großstadt, bezieht ein Gartenhaus außerhalb Tokyos. Als eines Tages ein kleines Kätzchen auftaucht, unterbricht es die beschauliche Stille des weitläufigen Gartens. Es dauert nicht lange, bis sie es dabei beobachten, wie es sich inmitten der Blumenbeete im Schatten der Bäume räkelt, mit Schmetterlingen und Libellen herumtollt und durch das Unterholz streift. Mehr und mehr öffnen sich die beiden dem unverhofften Gast, und bemerken dabei kaum, was die Katze tatsächlich für ihr Leben bedeutet – bis sie eines Tages verschwindet.

(Klappentext Suhrkamp / Insel Verlag)


  • Gebundene Ausgabe: 133 Seiten
  • Verlag: Insel Verlag; Auflage: 1 (7. März 2015)
  • Sprache: Deutsch
  • Übersetzung: Ursula Gräfe
  • ISBN-10: 3458176268
  • ISBN-13: 978-3458176268
  • Originaltitel: Neko No Kyaku












ÜBER DAS FLÜCHTIGE GLÜCK DES DASEINS...



Mit Der Gast im Garten hat der japanische Lyriker und Lektor Takashi Hiraide hat  eine autobiographische Erzählung vorgelegt, für die die Gattungsbezeichnung 'Roman' in meinen Augen zu hoch gegriffen ist. Episodisch gestaltet, strahlt der Text eine große poetische Ruhe aus.


"Wenn Chibi sich müde gespielt hatte, kam sie ins Haus, um sich auszuruhen. Das erste Mal, als sie zusammengerollt auf dem Sofa einschlief, hielt eine tiefe Freude Einzug, als habe das Haus selbst sich diese Szene erträumt."


Auf 135 Seiten lässt der Autor den Leser teilhaben an der Begegnung mit Chibi, der kleinen weißen Katze, die bei ihm und seiner Frau schließlich ein- und ausgeht, sich jedoch nicht streicheln oder hochnehmen lässt.  Es ist, als ziehe mit Chibi die Seele ins Haus und in den Garten, die alles erst lebendig erscheinen und auch seine Bewohner aufleben lässt. Neben der wachsende Zuneigung zu der Katze erfährt der Leser so auch wie nebenher viel über das Leben und die Wesensart der Japaner. Für mich war dies auch ein interessanter Einblick in eine fremde Kultur.

Takashi Hiraide nimmt sich viel Zeit auch für unscheinbare Dinge, was die Zartheit der Erzählung unterstreicht. Als störend empfand ich dabei allerdings manche ausschweifende Erläuterungen zu Nebensächlichkeiten, wie z.B. ein seitenlanger Exkurs über die Triangulation - eine Methode, mit der Menschen früher Flächen und Höhen vermessen haben. Auch empfand ich die Aneinanderreihung der Episoden an manchen Stellen als deutlich sprunghaft, was den Fluss der zarten Erzählung für mich störend unterbrach.

Das schmale Buch über das flüchtige Glück des Daseins erscheint als Hardcover-Ausgabe in einer außergewöhnlich hübschen Aufmachung. Die Bilder von Quint Buchholz illustrieren die geschilderten Szenen vortrefflich und spiegeln deren klare Poesie. Für mich eine überaus gelungene Kombination.

Ein nettes Büchlein, das sicher auch als Geschenk für alle diejenigen geeignet ist, die im Leben zwischendurch immer gerne einmal innehalten mögen. Und für Katzenliebhaber sowieso...


© Parden













https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/61qVsvJHkgL._UX250_.jpg Über den Autor:

Takashi Hiraide, geboren 1950 in Japan, arbeitete als Verlagslektor, bevor er sich dem Schreiben widmete. Er hat zahlreiche Gedichtbände und Essays veröffentlicht und unterrichtet an der Kunsthochschule Tama. Der Gast im Garten ist sein erster Roman.



2 Kommentare:

  1. Warum kein Roman? Zu dünn?
    Naja, vielleicht hätte Erzählung gereicht.

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    1. Die Erzählung ist episodisch gestaltet, d.h. es gibt hier eine Aneinanderreihung erlebter Episoden. Das ist für mich nicht zwangsläufig ein Roman. Trotzdem ist das Buch sehr schön zu lesen.

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