Don Tillman will heiraten. Allerdings findet er menschliche Beziehungen oft höchst verwirrend und irrational. Was tun? Don entwickelt das Ehefrau-Projekt: Mit einem 16-seitigen Fragebogen will er auf wissenschaftlich exakte Weise die ideale Frau finden. Also keine, die raucht, trinkt, unpünktlich oder Veganerin ist.
Und dann kommt Rosie. Unpünktlich, Barkeeperin, Raucherin. Offensichtlich ungeeignet. Aber Rosie verfolgt ihr eigenes Projekt: Sie sucht ihren biologischen Vater. Dafür braucht sie Dons Kenntnisse als Genetiker. Ohne recht zu verstehen, wie ihm geschieht, lernt Don staunend die Welt jenseits beweisbarer Fakten kennen und stellt fest: Gefühle haben ihre eigene Logik.
- Taschenbuch: 368 Seiten
- Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 9 (19. Januar 2015)
- Sprache: Deutsch
- Übersetzung: Annette Hahn
- ISBN-10: 3596197007
- ISBN-13: 978-3596197002
- Originaltitel: The Rosie Project
SKURRIL, AMÜSANT UND HERZLICH...
Don Tillman ist ein erfolgreicher Professor für Genetik und eigentlich ein attraktiver Mann im besten Alter. Wenn da nur nicht ein klitzekleines Problem wäre: Don hat Probleme, soziale Kontakte zu knüpfen und zu pflegen, denn er zeigt alle Symptome eines Menschen mit Asperger-Syndrom. Er hat Probleme, die Mimik oder Gefühlsäußerungen eines Menschen zu interpretieren, neigt dazu, ungeschminkte Wahrheiten zu äußern, ist wenig empathisch, hat sehr festgelegte, starre Verhaltensmuster und sieht gar keinen Grund, irgendetwas daran zu ändern.
Trotzdem ist er der Meinung, dass es mit seinen 39 Jahren an der Zeit ist, eine Ehefrau zu finden. Seinem Naturell entsprechend entwickelt er dafür zunächst einen 16seitigen Fragebogen, den etwaige Kandidatinnen vor einem eventuellen Treffen ausfüllen sollen. Ungeeignete Bewerberinnen erhofft er auf diese Art von vornherein zu eliminieren, was nicht zuletzt eine erhebliche Zeitersparnis bedeutet. Mitten in sein Ehefrau-Projekt platzt ausgerechnet Rosie - eine junge Frau, die seine Unterstützung als Experte auf dem Gebiet der Genetik benötigt. Denn sie sucht verzweifelt ihren unbekannten Vater, und Ron soll ihr dabei behilflich sein. Während die beiden die potentiellen Erzeuger ausfindig machen und jeweils heimlich einem Vaterschaftstest unterziehen, begegnen sich Don und Rosie auch auf einer anderen Ebene, die zutiefst verwirrend erscheint. Denn Rosie ist gemäß dem Fragebogen fast zu 100% ungeeignet als mögliche Partnerin. Doch Gefühle haben ihre eigene Logik...
'Hast du schon mal Sex gehabt?' 'Natürlich', antwortete ich. 'Mein Arzt ist sehr dafür.' (...) Ich fuhr fort: 'Natürlich würde es mit einer zweiten Person komplizierter werden.' 'Natürlich', meinte Gene. 'Das hätte ich mir denken können. Warum besorgst du dir nicht ein Buch?' (S. 190)
Hach, was war ich neugierig auf dieses Buch. So viel hatte ich davon schon gehört, und in der Hoffnung, hier auf keine simple Liebeskomödie zu stoßen, begab ich mich an die Lektüre. Und ich kann schon vorweg sagen: ich wurde nicht enttäuscht. Don, der in einem Vortrag teffend skizziert, dass das Asperger-Syndrom kein Defekt ist, sondern eine Variante des Möglichen, vielleicht sogar ein erheblicher Vorteil - wobei er allerdings selbst nicht auf die Idee zu kommen scheint, dass auch er selbst davon betroffen sein könnte -, ist ein Charakter genau nach meinem Geschmack. Herrlich skurrile Szenen entstehen durch seine sozialen Defizite, wobei das ganze nie ins Alberne oder übertrieben Slapstickartige abgleitet. Amüsant und dem Charakter Dons entsprechend scheinbar emotionslos geschrieben, dabei jedoch zwischen den Zeilen von einer tiefen Herzenswärme durchdrungen. Die Ehrlichkeit und Offenheit Dons, so verstörend sie manchmal auch wirken mag verfehlt hier auch ihren Zauber nicht.
'Don, ist alles in Ordnung?', fragte sie. 'Können wir raufkommen?' 'Es ist zu spät.' In Claudias Stimme schwang Panik. 'Was hast du getan? Don?' 'Es ist 22:31 Uhr', erklärte ich. 'Zu spät für Besuch.' (S. 327 f.)
Schon die Ehefrauensuche ist sehr unterhaltsam, doch richtig nett wird es, als Rosie auftaucht. Als Lebenspartnerin völlig untauglich (für Don sogar ohne Fragebogen leicht festzustellen), verliebt sich Don Hals über Kopf in sie. Doch er merkt es nicht, da ihm Emotionen ja völlig fremd sind. Der Weg bis zur Erkenntnis, weshalb sich sein Leben gerade so vollkommen verändert, ist ein langer und nicht unkomplizierter, aber ein äußerst unterhaltsamer. Locker leicht zu lesen, oftmals von Lachern durchsetzt, war diese Geschichte ein wirkliches Lesevergnügen. Eine frische, romantisch-witzige Komödie und damit ein geeignetes Buch für zwischendurch. Ich würde mich nicht wundern, Don und Rosie eines Tages auf der Leinwand wiederzubegegnen.
Ich freue mich, dass mit dem 'Rosie-Effekt' die Geschichte der beiden weiter erzählt wird. Und sicher werde ich auch diesen Band noch lesen. Bald. Versprochen.
© Parden
Kann ein international erfolgreicher IT-Berater einen großen Roman schreiben? Der Australier Graeme Simsion hat es bewiesen. Die ganze Welt ist in sein Buch verliebt. ›Das Rosie-Projekt‹ wurde in 40 Länder verkauft. Graeme Simsion ist verheiratet und hat zwei Kinder. Mit seiner Familie lebt er in Melbourne.
► Quelle Text und Bild
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