Montag, 5. Mai 2014

Wilde, Oscar: Das Bildnis des Dorian Gray


Von dem zynischen Dandy Lord Henry wird Dorian Gray zu einem rücksichtslosen Ausleben seiner Jugend verführt. Damit weckt er in ihm das Verlangen ewig jung und schön zu bleiben, um alle Sinnenfreuden auskosten zu können. Dieser Wunsch wird Dorian gewährt, und statt seiner altert ein Porträt, das man von ihm gemalt hat. In den folgenden zwanzig Jahren führt er ein Leben der Ausschweifung. Sein seelischer und körperlicher Verfall läßt sich nur an dem Gemälde ablesen, dem 'Spiegel seiner Seele', das die 'Bürde seiner Schande' trägt.






  • Gebundene Ausgabe: 360 Seiten
  • Verlag: KOMET (2003)
  • ISBN-10: 3898363635
  • ISBN-13: 978-3898363631






OSCAR WILDES EINZIGER ROMAN...






Lord Henry Wotton, ein geistreich-zynischer Dandy ist es, der den zu Beginn der Handlung unverdorbenen und faszinierend schönen Dorian Gray zum rücksichtslosen Ausleben seiner Jugend verführt. Der gutaussehende Jüngling verkehrt in Künstlerkreisen und der vornehmen englischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts.
Beim Anblick eines Portraits, das der Dorian vergötternde Maler Basil Hallward von ihm gemalt hat, verliebt sich Dorian in seine eigene Jugend und Schönheit. Der mit der Intensität eines Gebets ausgesprochene Wunsch Dorian Grays, statt seiner selbst möge das Bildnis altern, wird ihm gewährt. Ein fataler Wunsch, wie sich herausstellt - schließlich ist Dorian für dessen Erfüllung bereit, seine Seele zu geben... Dorian, vergiftet durch den schlechten Einfluß von Lord Henry und eines Romans, den dieser ihm zu lesen gibt, gerät immer mehr zum Opfer seiner innersten Abgründe. Nach außen hin bleibt er makellos, doch sein Porträt, das er voller Furcht vor Entdeckung in einem verstaubten Zimmer auf dem Dachboden versteckt, offenbart ihm die Verfehlungen seiner Seele erbarmungslos und auf gräßlichste Weise.

 

Seit seinem Studium in Oxford wandte sich Wilde mehr und mehr einem Ästhetizismus zu, den er nicht nur in der Kunst, sondern auch im Leben zum Maß aller Dinge machte. So auch in der Schriftstellerei.
Wilde lässt selbst in diesem Buch Lord Henry an einer Stelle sagen: "Mein einziger Kampf richtet sich gegen Worte. Das ist der Grund, weshalb ich den gewöhnlichen Realismus in der Literatur verabscheue! Der Mann, der es fertig bekommt, einen Spaten einen Spaten zu nennen, sollte gezwungen werden, selbst einen zur Hand zu nehmen." (S. 313)

 

Dies schicke ich voraus, um deutlich zu machen, dass es sich bei Wildes einzigem Roman wahrlich um keine einfache Lektüre handelt. Die Sprache ist poetisch, häufig sehr blumig und wortgewaltig - Sätze, die eine Dreiviertelseite einnehmen, sind keine Seltenheit. Für mich ist auch dem Roman anzumerken, dass Wilde in erster Linie Essays und Theaterstücke geschrieben hat. Ganze Kapitel lang geschieht im Grunde nichts - allein die Konversation oder die Gedankengänge Dorian Grays sind Gegenstand der Handlung.
Sicher ist gerade der Zynismus und die provozierende Redeweise des Lord Henry Wotton amüsant und erfrischend, doch in der Summe fand ich den gesamten Schreibstil oft ermüdend und langatmig. Vor allem das elfte Kapitel, das als Bindeglied zwischen dem dahinplätschernden Anfang und den dramatischeren Ereignissen in der Folge dient, hat mich manches Mal ans Aufgeben denken lassen. Dieses Kapitel stellt einige Jahre Dorian Grays im Zeitraffer vor - die Gebiete und Themen, mit denen er sich in diesen Jahren beschäftigt hat. Hier kommt es zu einer endlosen Aufzählung von exotischen Musikinstrumenten, Ringen, Edelsteinen, Wandteppichen, Gewändern u.a.m. Ein Essay für sich! Hätte ich mir hier kein Querlesen gestattet, hätte ich das Buch wohl endgültig zusgeklappt...

 

Dass der Roman seinerzeit für einen Skandal gesorgt hat, lässt sich nachvollziehen, sind doch die homosexuellen Anspielungen - Wilde selbst saß wegen seiner homosexuellen Neigung zwei Jahre im Zuchthaus - nicht zu überlesen.
Aber auch die Idee als solche: Jugendwahn und Idealisierung der Schönheit - ist es heute nicht aktueller denn je?

 

Einen Extra-Punkt Abzug gibt es jedoch für die mir vorliegende Ausgabe von Komet, die Wilde mit seinem Ästhetizismus sicherlich auch nicht gerade gutgeheißen hätte. Erst einmal hat mich die Qualität des Papiers entgeistert - Erinnerungen an Jugendherbergs-Toilettenpapierrollen kamen hoch... Unglaublich fand ich daneben auch die Anzahl der Druckfehler in dieser Ausgabe. Da wurde beim Korrekturlesen auf jeden Fall ungehörig gespart.
 

Auch wenn es stellenweise sehr anstrengend war, diesen Klassiker zu lesen, bin ich doch froh, es getan zu haben - denn wie so oft, ist das Buch viel tiefgründiger als es jede Verfilmung sein kann.


 

© Parden






  Filmtrailer


 Eine komplette Verfilmung...





Oscar Wilde
Oscar Fingal O' Flahertie Wills Wilde (* 16. Oktober 1854 in Dublin; † 30. November 1900 in Paris) war ein irischer Schriftsteller. Das Leben und der Ruf von Oscar Wilde war zu Lebzeiten kontrovers. Er wurde als Schriftsteller bewundert, zugleich hatte er einen schlechten Ruf als Dandy und Skandalautor. Schon in seiner Kindheit kam Oscar Wilde mit der Schriftstellerei in Kontakt. Sein Vater, Augen- und Ohrenarzt, schrieb Bücher über Archäologie, Folklore und Jonathan Swift. Auch seine Mutter war literarisch tätig als Übersetzerin und Lyrikerin. Während seines Studiums in Oxford, 1878, fand Oscar Wilde seine erste literarische Anerkennung, als sein Gedicht Ravenna, mit dem Newdigate-Preis ausgezeichnet wurde. Nach Abschluss des Studiums übersiedelte er 1879 nach London 1884 heiratete er Constance Lloyd, mit der er zwei Söhne hatte, Cyril (* 1885) und Vyvyan (* 1886). In den Jahren 1887 bis 1889 veröffentlichte er die Märchensammlung „Der glückliche Prinz und andere Märchen“ und „Das Bildnis des Dorian Gray“. Daneben arbeitete er für die Pall Mall Gazette und danach als Herausgeber der Zeitschrift Woman’s World. In den folgenden Jahren schrieb Oscar Wilde etwa jährlich ein neues Werk, vor allem Gesellschaftskomödien. Am bekanntesten sind Lady Windermere’s Fan (1892), A Woman of No Importance (1893), An Ideal Husband (1895) und The Importance of Being Earnest (1895), das die Oberklasse satirisch darstellt und als eines seiner besten Werke gilt. Oscar Wilde, der wie in seiner Zeit üblich, verheiratet war, ging relativ offen mit seiner Homosexualität um. Seine homosexuellen Partnerschaften waren bekannt. Wilde hatte ein langjähriges Verhältnis mit Lord Alfred Douglas. Durch die Provokation von dessen Vater kam es zu einer Reihe von Gerichtsverfahren. Am 25. Mai 1895 wurde er zu zwei Jahren Zuchthaus mit schwerer körperlicher Zwangsarbeit verurteilt. Ausschlaggebend für das Urteil war nicht das Verhältnis zu Lord Douglas, sondern Wildes Kontakte zu männlichen Prostituierten, von denen einige als Zeugen einberufen worden waren. Die folgenden zwei Jahre harter Arbeit ruinierten jedoch Wildes Gesundheit. Zudem starb auch seine Frau Constance kurz vor seiner Haftentlassung. Sie hatte mit den Kindern das Land verlassen, unter anderem in der Gegend von Heidelberg gelebt und ihren Namen in Constance Holland geändert. Trotz der offensichtlichen Affären ihres Mannes hatte sie jedoch nie die Scheidung eingereicht. Gesundheitlich schwer angeschlagen wurde Wilde 1897 aus der Haft entlassen und floh vor der gesellschaftlichen Ächtung nach Paris. Die letzten drei Lebensjahre verbrachte er unter dem Namen Sebastian Melmoth (nach dem Roman Melmoth the Wanderer seines Großonkels Charles Robert Maturin) auf dem europäischen Festland in Armut und Isolation. Am 30. November 1900 starb Oscar Wilde. > Quelle

2 Kommentare:

  1. Ich war vom Buch auch sehr enttäuscht - weil so wenig passiert. Besonders, als Dorian erwacht und das Leben genießt, hätte ich mehr erwartet. Ich glaube, ähnlich wie bei Jules Vernes "In 80 Tagen um die Welt" neigt die öffentliche Meinung dazu, diese Stellen auszuschmücken - obwohl die Autoren auf andere Dinge Wert gelegt haben - Wilde wollte die Abgehobenheit der Gesellschaft kritisieren, Verne die Schnelllebigkeit. Aber der Film ist geil - Ben Barnes ist ein Sahneschnittchen :P

    Am besten finde ich bei Wilde neben der Bio - er ist nicht zweimal auf Bossy reingefallen! - die Kunstmärchen, weil sie neu und locker geschrieben sind, aber kurz und leicht verstdnlich sind.

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    1. In dem Fall würde ich auch der Verfilmung den Vorzug geben - und das sage ich wirklich nicht oft... Danke für den ausführlichen Kommentar!

      Wildes Märchen gefallen mir übrigens auch... :)

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