Eine Büffeljagd & Waffenschmuggel; Gefangenschaft und lange Wanderung
Meine Rezension zum 5. und 6. Band der sechsbändigen Ausgabe vonDIE SÖHNE DER GROSSEN BÄRIN
► Liselotte Welskopf-Henrich
► Band 1: Harka - Der Sohn des Häuptlings
► Band 2: Der Weg in die Verbannung
► Band 3: Die Höhle in den schwarzen Bergen
► Band 4: Heimkehr zu den Dakota
Band 5: Der junge Häuptling
Band 6: Über den Missouri
Der ►Eulenspiegelverlag hat die sechs Bände wohlwollend als Rezensionsexemplare zur Verfügung gestellt. Links ist das Cover der schönen Hardcoverausgabe zu sehen. Schön ist auch, dass auf dem Buchdeckel der Gesamttitel genannt wird, denn um die BÄRENSÖHNE handelt es sich ja.
* * *
Erstausgabe |
Die Geschichte lässt sich an sich schnell erzählen, denn Band 5 und 6 entsprechen bis auf den Schluss weitestgehend der ► Erstausgabe von DIE SÖHNE DER GROSSEN BÄRIN. Tokai-itho wurde zum Kriegshäuptling der Bärenbande gewählt. Es ist ungefähr 1875/76, eine ganze Reihe von Stämmen und Gruppen der Prährieindianer befindet sich bereits in der Reservation. Die großen Gruppen der Oberhäuptlinge der Dakota, Tatanka - Yotanka und Tashunka-witko sind noch frei und auch die kleine Bande, welche die Große Bärin in einer Höhle der Black Hills als ihre Ahnin ansieht.
Gojko Mitic - Tokei-itho |
Nach dem Raub einer Munitions- und Waffenkolonne bringt der Häuptling die Tochter des Fortkommandanten am Niobrara, Kate Smith, zu ihrem Vater. Mit einem tollkühnen Meisterstück kann er dem Tod entkommen und sprengt dabei noch das alte Blockhaus in die Luft in welchem Red Fox Harkas Vater ermordete[1]. Einige Zeit später wird der Delaware Tobias, mit indinaischen Namen Wolfshäuptling, zur Bärenbande gesendet um die Häuptlinge der Dakota zu Verhandlungen in das Fort zu laden. Während der letzten freien Büffeljagd verletzt sich der Parlamentär und wird in den Zelten gesund gepflegt. Hier erlebt er den Kauf von 300 neuen Armeegewehren aus den Händen eines Schmugglers, der aber von Red Fox reingelegt wurde. Während der Verhandlungen im Fort wird Tokei-itho dann verhaftet und verbringt Monate im Keller während die vereinten Stämme ihren letzten großen Sieg am Little Big Horn erringen. Der Maler Morris kämpft für die Freilassung des Dakotas und erwirkt diese auch. [2]
Der Häuptling wird dann später seinen Stamm aus der Reservation in die kanadische Freiheit führen, am Missouri kommt es zum letzten Kampf mit seinem Erzfeind, Freddi - Fred Clarke - Red Jim - Red Fox. [3] Der Kampf zwischen den Todfeinden hat den damals achtjährigen Leser natürlich begeistert.
Szenenfoto DEFA Film (YouTube) |
* * *
Es gibt schon einige Dinge, die die im Zuge der zuerst drei- und später sechsbändigen Ausgabe geändert hat. In der Erstausgabe "fehlt" die zu Beginn des fünften Bandes erzählte Geschichte vom Stockballspiel am Fort Randall, während dessen Tokei-itho und sein schlauer Jugendfreund Tschapa von der bereits erwähnten Munitionskolonne erfahren. Übrigens ist das schon fast "klassische" Spionage, denn die Dakota können auch wichtige Informationen über die geplante Errichtung der Reservationen in ihren Jagdgründen bekommen. Etwas später treffen beide letztmalig auf den Maler Mooris und dessen Begleiter Langspeer. [4]
Auch das Ende des sechsten Bandes entspricht nicht ganz der Erstausgabe, in der Ausblick, dass es nun um das Züchten "zahmer Büffel" geht, für das die Bärenbande gemeinsam mit dem Farmer Adam Adamson und dessen Frau Kate Smith das notwendige Land mit dem Gold aus dem Versteck der HÖHLE IN DEN SCHWARZEN BERGEN kaufen kann. In der Erstausgabe erklärt der Häuptling den Weg in einem großen Schlusswort, später sind seine Gedanken dem Leser bereits seit langem bekannt.
Die Autorin hat natürlich während des Schreibens der Vorgeschichte dann Manches neu gedacht. Das möchte ich an einem Beispiel verdeutlichen: Mit der erwähnten Munitionskolonne fährt ja die Tochter des Fortkommandanten mit. Was bei der Erstausgabe noch nicht "bekannt" ist, Kate hat als kleines Mädchen im Zirkus einen Indianerjungen und seinen Vater gesehen. Der Indianerjunge spielte eine Szene als "Sohn eines Lords" mit anderen Kindern und mit Eseln. Dieser Indianerjunge ist Harry - Stein mit Hörnern - Tokei - itho, auf den die junge Frau nun wieder trifft. [5] Während im Buch das Mädchen nach dem Überfall auf die Kolonne durch die Krieger der Bärenbande durch die Rauhreiter Theo & Thomas aufgelesen wird, bringt der Häuptling im Film sie sogar selbst in das Fort (Foto)
Auch der Maler Morris wird noch einmal für den Idianer kämpfen und sagt zu sich am Ende des 5. Bandes:
"Ich aber werde um einen Menschen zu kämpfen beginnen und wenn es nur mit meiner schwachen Stimme und einem Federhalter als Waffe ist, und wenn es auch um einen jungen Dakota geht, der uns hassen gelernt und der viele von uns getätet hat. als er noch ein Knabe war, bin ich ihm im Zelt seines Vaters begegnet. Es waren edle Menschen..." [6]
Im Sinne der Gesamtgeschichte sind die Erweiterungen natürlich sehr wichtig und die Verknüpfung einzelner Episoden erzeugen Spannung und Erinnerung.
Google Maps gibt für die von mir angenommene Strecke zu Fuß 246 Stunden an und 752 Meilen. Diese Strecke im Winter mit Zelten auf Travois (Rutschen hinter den Mustangs) ist eine Strapaze die auch nicht alle Indianer überleben. Eine alte Postkarte zeigt diese Art des Wanderns. Nun ist es aber eine kleine Gruppe, deren Versorgung durch die Jagd auch im Winter sicherlich eher möglich war. Doch war das Fleisch der ein Indianerdorf immer begleitenden Hunde wohl oftmals wichtiges Nahnrungsmittel. Monate wird es dauern, bis das "Schlammwasser" im Nordern erreicht sein wird. Das Eis des Flusses ist gerade erst gebrochen.
Mehrfach habe ich bereits das ausgezeichnete Buch DAS WUNDER VOM LITTLE BIGHORN von John OKUTE SICA erwähnt. In diesem beschreibt Dr. Frank Elstner vom Palisanderverlag den Weg der großen und kleinen Gruppen von Sioux - Indianern, die sich auch auf den Weg nach Kanada machten. Bereits im Winter 1876 müssen sich in Wood Mounten fast 3000 Lakota befunden haben, im Frühjahr 1878 waren es bereits 5000 Sioux aus allen sieben Lakota-Stämmen (daher Sieben Ratsfeuer). Auch die Hunkpaka von Tatanka - Yotanka (Sitting Bull) waren bereits in Kanada angelangt. [8] Doch wo von sollten die bisherigen Büffeljäger leben? Immer mehr Häuptlinge ergaben sich und zogen zurüch in die USA. Dieses Schiksal ereilte auch den großen Medizinmann Sitting Bull, der sich im Jahr 1881 auf Fort Randall ergab.
Frank Elstner erzählt, dass eine kleine Gruppe von Lakota in den Wood Mountains blieb, des Winters für weiße Farmer arbeitete und im Sommer auf die Jagd zog. Unter diesen war ein Häuptling namens Black Moon, welcher an der Schlacht gegen Custers 7th. Cavalry teilgenommen hatte und dessen Enkeltochter im August 1890 besagten John Okute Sica gebar [9], den Mann, welchen über 70 Jahre später Liselotte Welskopf-Henrich auf ihrer ersten USA / Kanadareise noch kennenlernte und dessen Aufzeichnungen sie später von seiner Witwe erhielt. In der Geschichte des Woonka-pi-sni (Wurde nicht niedergeschossen - Okute Sica) und vor allem in seinen ihres gleichen suchenden niedergeschrieben Geschichten finden wir die erkennbar authentische Geschichte der Bärensöhne wieder. Diese Stammesgruppe hat es leichter als die anderen Indianergruppen, die von der kanadischen Regierung zwar geduldet, aber materiell nicht unterstützt werden. Die Bärenbande hat Gold und diese Währung ermöglicht ihr den Verbleib in der Freiheit.
► Über den Missouri / Eulenspiegel - Kinderbuchverlag / Berlin 2010 / ISBN: 978-3-359-02293-0 / 351 Seiten / DNB
Szenenfoto DEFA Film (YouTube) |
Auch der Maler Morris wird noch einmal für den Idianer kämpfen und sagt zu sich am Ende des 5. Bandes:
"Ich aber werde um einen Menschen zu kämpfen beginnen und wenn es nur mit meiner schwachen Stimme und einem Federhalter als Waffe ist, und wenn es auch um einen jungen Dakota geht, der uns hassen gelernt und der viele von uns getätet hat. als er noch ein Knabe war, bin ich ihm im Zelt seines Vaters begegnet. Es waren edle Menschen..." [6]
Im Sinne der Gesamtgeschichte sind die Erweiterungen natürlich sehr wichtig und die Verknüpfung einzelner Episoden erzeugen Spannung und Erinnerung.
* * *
ÜBER DEN MISSOURI heißt der letzte der sechs Bände und schon der Titel erzählt von einem langen Weg. Im Winter 1877 [7] brechen Tokei-itho und seine kleine Indianerbande aus den Badlands, der späteren Pine Ridge Reservation auf mit einem Zwischenhalt in den heiligen Schwarzen Bergen, den Black Hills weiter zu ziehen über den Gelbsteinfluss (Yellowstone River bei Billings?) zum großen Schlammwasser (Wiliston?), dem Missouri. Es ist ein Umweg den sie nehmen, denn sie haben ihre Verfolger abzuschütteln.google-map |
Quelle |
Mehrfach habe ich bereits das ausgezeichnete Buch DAS WUNDER VOM LITTLE BIGHORN von John OKUTE SICA erwähnt. In diesem beschreibt Dr. Frank Elstner vom Palisanderverlag den Weg der großen und kleinen Gruppen von Sioux - Indianern, die sich auch auf den Weg nach Kanada machten. Bereits im Winter 1876 müssen sich in Wood Mounten fast 3000 Lakota befunden haben, im Frühjahr 1878 waren es bereits 5000 Sioux aus allen sieben Lakota-Stämmen (daher Sieben Ratsfeuer). Auch die Hunkpaka von Tatanka - Yotanka (Sitting Bull) waren bereits in Kanada angelangt. [8] Doch wo von sollten die bisherigen Büffeljäger leben? Immer mehr Häuptlinge ergaben sich und zogen zurüch in die USA. Dieses Schiksal ereilte auch den großen Medizinmann Sitting Bull, der sich im Jahr 1881 auf Fort Randall ergab.
Frank Elstner erzählt, dass eine kleine Gruppe von Lakota in den Wood Mountains blieb, des Winters für weiße Farmer arbeitete und im Sommer auf die Jagd zog. Unter diesen war ein Häuptling namens Black Moon, welcher an der Schlacht gegen Custers 7th. Cavalry teilgenommen hatte und dessen Enkeltochter im August 1890 besagten John Okute Sica gebar [9], den Mann, welchen über 70 Jahre später Liselotte Welskopf-Henrich auf ihrer ersten USA / Kanadareise noch kennenlernte und dessen Aufzeichnungen sie später von seiner Witwe erhielt. In der Geschichte des Woonka-pi-sni (Wurde nicht niedergeschossen - Okute Sica) und vor allem in seinen ihres gleichen suchenden niedergeschrieben Geschichten finden wir die erkennbar authentische Geschichte der Bärensöhne wieder. Diese Stammesgruppe hat es leichter als die anderen Indianergruppen, die von der kanadischen Regierung zwar geduldet, aber materiell nicht unterstützt werden. Die Bärenbande hat Gold und diese Währung ermöglicht ihr den Verbleib in der Freiheit.
* * *
Das Nachwort in diesen Exemplaren hat Erik Lorenz verfasst, welcher die hervorragende Biografie ►LISELOTTE WELSKOPF-HENRICH und die Indianer verfasste. Lorenz ist eine Biografie gelungen, welche umfassend und durchaus spannend das Leben der Autorin und ihr Engagement für die nordamerikanischen Ureinwohner dargestellt hat. Auch dieses buch ist ein gelungener Beitrag zum Weiterleben ihres Werkes. Der Autor erzählt in diesem Nachwort, dass die Autorin während ihres Besuches der Pine Ridge Reservation im Jahre 1965 den Ehrennamen LAKOTA TASHINA erhielt, was "Schutzdecke der Lakota" bedeutet. Der Name Tashina wird in ►DAS BLUT DES ADLERS wieder erweckt werden.
* * *
Im Interview vom Januar 2014 hat Dr. Rudolf Welskopf, der Sohn der Autorin, zu den Romanen seiner Mutter geschrieben:
"Die Romane sind große Literatur, sie sind Epen. Meine Mutter ist
bei den alten Griechen, ich scheue mich nicht zu sagen, bei Homer, in
die Lehre gegangen. Sie konnte ja auch die ersten Verse der Ilias
auswendig hersagen. Harka - Tokei-ihto: vom Jungen zum Mann, vom Mann zu
Helden. Dass dabei etwas überhöht wird, seine Kräfte manchmal
übermenschlich erscheinen, das gehört dazu. Es ist ja keine Reportage,
wohlgemerkt kein Tatsachenroman, aber auf Tatsachen basierend..."
Liselotte Welskopf-Henrich hat sich mit diesen Romanen ein Denkmal gesetzt, auch wenn sie das sicher nicht beabsichtigte, sie war ja Wissenschaftlerin. DIE SÖHNE DER GROSSEN BÄRIN und DAS BLUT DES ADLERS sind nicht nur hervorragende Jugendliteratur, nein, sie sind auch wahrhaftige historische Romane. Die wird der geneigte Leser vor allem auch dann erkennen, wenn er sich mit diverser Litaratur über Welskopf-Henrich beschäftigt. Die wahrhaftige menschliche Botschaft, die aus den Romanen heraustritt, muss man heute schon suchen. Der Apell, der Indianer und des Genozids an ihnen zu gedenken ist nur ein Teil. Der andere Teil ist ein ebensolcher Apell, den eigentlichen Amerikaner, den Ureinwohner, auch heute wahrzunehmen und auch im Kampf, seine Kultur und Identität zu bewahren, zu unterstützen. Es ist ein Glück, dass diese epischen Romane auch heute noch wieder und wieder aufgelegt werden. Es gibt sie also noch, die Leser, welche diese Bücher erwerben. Deren Durchschnittsalter jedoch würde mich schon mal interessieren...
► L. Welskopf-Henrich - Autorenseite
► Der junge Häuptling / Eulenspiegel - Kinderbuchverlag / Berlin 2010 / ISBN: 978-3-359-02292-3 / 352 Seiten / DNB► Über den Missouri / Eulenspiegel - Kinderbuchverlag / Berlin 2010 / ISBN: 978-3-359-02293-0 / 351 Seiten / DNB
© KaratekaDD
_____________________________________________
[1] siehe Band 4, Heimkehr zu den Dakota
[2] Inhalt Band 5: Der Junge Häutling
[3] Inhalt Band 6: Über den Missouri
[4] siehe Rezension zu Band 1: Harka
[5] siehe Rezension zu Band 2: Der Weg in die Verbannung.
[6] vgl. LWH: DER JUNGE HÄUPTLING, Eulenspiegelverlag, Berlin 2010, Seite 351
[7] Es muss der Winter 1877/78 gewesen sein. Die Schalcht am Little Bighorn war vorbei und Tashunka - Witko (Grazy Horse) wurde im September 1877 ermordet. Vor seinem seinem Aufbruch hat Tokei-itho seinen obersten Kriegshäuptling noch einmal besucht.
[8] siehe: ELSTNER, Frank in: J. OKUTE SICA, Das Wunder vom Little Bighorn, Palisander Verlag, Chemnitz 2009, Seite 12 ff
[9] vgl. Ebenda, Seite 17
_____________________________________________
[2] Inhalt Band 5: Der Junge Häutling
[3] Inhalt Band 6: Über den Missouri
[4] siehe Rezension zu Band 1: Harka
[5] siehe Rezension zu Band 2: Der Weg in die Verbannung.
[6] vgl. LWH: DER JUNGE HÄUPTLING, Eulenspiegelverlag, Berlin 2010, Seite 351
[7] Es muss der Winter 1877/78 gewesen sein. Die Schalcht am Little Bighorn war vorbei und Tashunka - Witko (Grazy Horse) wurde im September 1877 ermordet. Vor seinem seinem Aufbruch hat Tokei-itho seinen obersten Kriegshäuptling noch einmal besucht.
[8] siehe: ELSTNER, Frank in: J. OKUTE SICA, Das Wunder vom Little Bighorn, Palisander Verlag, Chemnitz 2009, Seite 12 ff
[9] vgl. Ebenda, Seite 17
_____________________________________________
Es ist vollbracht... Schön, wenn sich Leidenschaften über Jahrzehnte ziehen!
AntwortenLöschen