Adolf Hitler erwacht auf einem leeren Grundstück in Berlin-Mitte. Ohne Krieg, ohne Partei, ohne Eva, im tiefsten Frieden, unter Tausenden von Ausländern. 66 Jahre nach seinem vermeintlichen Ende strandet er in der Gegenwart und startet gegen jegliche Wahrscheinlichkeit eine neue Karriere - im Fernsehen.
Dieser Hitler ist keine Witzfigur und gerade deshalb erschreckend real. Und das Land, auf das er trifft, ist es auch: zynisch, hemmungslos erfolgsgeil und auch trotz Jahrzehnten deutscher Demokratie vollkommen chancenlos gegenüber dem Demagogen und der Sucht nach Quoten, Klicks und 'Gefällt mir'-Buttons. Eine Persiflage? Eine Satire? Polit-Comedy?
Darf man da lachen?
(zuerst veröffentlicht von parden auf Buchgesichter.de am 03.10.2013)
Hitler will da anknüpfen, wo er einst erfolgreich war... |
In der Ich-Perspektive berichtet Hitler über seinen Aufstieg aus der
Gosse bis zum Medienstar, immer in dem Wahn, das Deutsche Volk wieder so
führen zu wollen wie in der Geschichte. Die Menschen, denen er
begegnet, verkennen jedoch seine Absichten und halten ihn für einen
begnadeten Comedien - und wittern das große Geschäft...
Dabei hält Hitler teils unwissentlich, teils gewollt und bitterböse der heutigen Gesellschaft einen gnadenlosen Spiegel vor. Sei es die Medienlandschaft, sei es die Politik - jeder bekommt da sein Fett weg. Einschaltquoten und Auflagenzahlen stehen über dem guten Geschmack, ein paar Wählerstimmen mehr rechtfertigen den Versuch der Anwerbung Hitlers in jeder Partei. Popularität zieht - und unter diesem Deckmantel ist offenbar so gut wie alles hinnehmbar.
Dabei hält Hitler teils unwissentlich, teils gewollt und bitterböse der heutigen Gesellschaft einen gnadenlosen Spiegel vor. Sei es die Medienlandschaft, sei es die Politik - jeder bekommt da sein Fett weg. Einschaltquoten und Auflagenzahlen stehen über dem guten Geschmack, ein paar Wählerstimmen mehr rechtfertigen den Versuch der Anwerbung Hitlers in jeder Partei. Popularität zieht - und unter diesem Deckmantel ist offenbar so gut wie alles hinnehmbar.
Selten ist mir eine Rezension derart schwer gefallen. Ich mag Satire. Ich mag schwarzen Humor. Aber Adolf Hitler?
Wie soll ich erklären, dass ich das (Hör-)Buch komisch und erschreckend zugleich fand? Teilweise habe ich laut gelacht - und das nicht nur einmal. Und zwar mit Hitler, und nicht über ihn. Und manchesmal habe ich gedacht: "Da hat er Recht!" und fand ihn z.T. sogar sympathisch. Dann wieder lief es mir eiskalt den Rücken herunter, und das Lachen blieb mir im Halse stecken...
Wie soll ich erklären, dass ich das (Hör-)Buch komisch und erschreckend zugleich fand? Teilweise habe ich laut gelacht - und das nicht nur einmal. Und zwar mit Hitler, und nicht über ihn. Und manchesmal habe ich gedacht: "Da hat er Recht!" und fand ihn z.T. sogar sympathisch. Dann wieder lief es mir eiskalt den Rücken herunter, und das Lachen blieb mir im Halse stecken...
Diese Authentizität erhöhte den Gruselfaktor des Schreckgespenstes Hitler noch, der da so mühelos die eingelullte Gesellschaft in ihren Wohnzimmern erobert.
Als Fazit bleibt jedenfalls ein komisches Gefühl - und
glücklicherweise weniger die Ansicht, wie "lustig" doch dieser Hitler
ist, sondern wie erschreckend die Erkenntnis scheint, dass das alles so
abwegig ja gar nicht ist...
© Parden
Timur Verdes (Quelle: Süddeutsche.de) |
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