Wie es im Jahr 2084 auf der Erde aussieht, wenn wir so weitermachen wie bisher – das erlebt die 16-jährige Nora in ihren Träumen. Sie träumt von ihrer Urenkelin Nova, die ihr in einem Brief ihre Welt schildert: Der Meeresspiegel ist gestiegen, Klimaflüchtlinge ziehen umher, im Norden grasen Kamele, zahlreiche Arten sind ausgestorben. Im wirklichen Leben weiß Nora Bescheid über Ökologie, Klimawandel und Artensterben. Gemeinsam mit ihrem Freund gründet sie eine Initiative, um die Erdatmosphäre zu schützen.
20 Jahre nach "Sofies Welt" stellt Jostein Gaarder in diesem Jugendbuch eine der drängendsten Fragen unserer Zeit: Können wir unsere Umwelt und das Klima retten?
Was kann der Einzelne tun?
(zuerst veröffentlicht von parden auf Buchgesichter.de am 14.10.2013)
Eine sehr engagierte und überaus selbstbewusste Nora schaut in diesem Buch für Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren weit über ihren Tellerrand hinaus.
bedrohlich: der wachsende CO2-Ausstoß |
Doch Nora resigniert nicht, sondern beginnt sich Gedanken zu machen, was man ernsthaft als Einzelner dazu beitragen kann, um das Artensterben und die anderen verheerenden Folgen des unausweichlich scheinenden Klimawandels zu verhindern. Mit der von ihr gegründeten Umweltgruppe sollen schließlich 1001 Arten gerettet werden - märchenhaft beinahe, wie in 1001 Nacht. Doch auch utopisch?
Dieses Jugendbuch geht für mich über das rein Philosophische
deutlich hinaus, das Jostein Gaarder sonst auszeichnet. Es hat einen
starken Appell-Charakter und richtet sich an jeden einzelnen Leser, v.a.
eben an die genannte Zielgruppe - denn diese jungen Menschen sind die
Verantwortlichen von morgen. Und niemand ist zu jung, um nicht schon
etwas Entscheidendes zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen zu können.
Gaarder betont die Schönheit der Welt, wie wir sie heute noch
genießen dürfen. Gerade noch. Das Schwert des Damokles kreist
unerbittlich, die Folgen des Klimawandels scheinen unumkehrbar. Und doch
appelliert Gaarder unermüdlich an die Verantwortung des Einzelnen, in
freier Anlehnung an die goldene Regel jeder Ethik: Was du nicht willst,
das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.
bedrohte Lebenswelten |
Diese Appelle an die Verantwortung aller Menschen auch im Hinblick auf die kommenden Generationen ziehen sich in Variationen durch das gesamte Buch. Mir persönlich erschienen die Wiederholungen teilweise zu gehäuft und dadurch etwas ermüdend, aber angesichts der eigentlichen Zielgruppe mögen sie die Dringlichkeit eines konsequenten Einschreitens vielleicht eher vermitteln.
"Sicher ist nur, dass eines Tages unsere eigenen Nachkommen ein Urteil über uns fällen werden. Wenn wir vergessen, an sie zu denken, werden sie uns das niemals vergessen."
So bedrückend die glasklaren Schilderungen der
anstehenden
Konsequenzen der verantwortungslos in Kauf genommenen Klimaveränderung
auch sein mögen - Gaarder belässt es nicht dabei. Er zeigt durch das
Engagement der 16jährigen Nora auf, dass das Verhalten jedes Einzelnen
durchaus dazu beitragen kann, konkret etwas zu unternehmen. Einige
Gedankengänge dabei sind durchaus originell und könnten Jugendliche
ermutigen, in ihrem Rahmen selbst aktiv zu werden. Deshalb hielte ich
dieses Buch als Schullektüre - unterstützt durch einen engagierten
Lehrer - für sehr geeignet. Denn es zeigt: auch der Tropfen auf einen
heißen Stein muss nicht wirkungslos verpuffen. Ein Buch mit einem Appell
an die Menschheit - und mit einem Hoffnungsschimmer für kommende
Generationen...
mögliche Folgen des Klimawandels |
© Parden
Jostein Gaarder, 1952 in Norwegen geboren, studierte Philosophie,
Theologie und Literaturwissenschaften. Er war lange Philosophielehrer
und hat viele Bücher zum Thema Philosophie veröffentlicht. 1993 erschien
erstmals sein Weltbestseller "Sofies Welt", in dem es ihm gelang
Philosophiegeschichte selbst für Kinder verständlich aufzubereiten.
Jostein Gaarder lebt als freier Schriftsteller mit seiner Frau, einer
Theaterwissenschaftlerin, und zwei Söhnen in Oslo.
Wie hat dir das Buch persönlich gefallen? das ist ja diesmal eine sehr versachlichte Rezension.
AntwortenLöschenWie gesagt: mir waren das persönlich zu viel der Wiederholungen und Appelle. Ich habe zwar die Absicht dahinter verstanden, aber zwischenzeitlich fand ich es dadurch doch recht langatmig.
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