Mittwoch, 6. August 2025

McConaghy, Charlotte: Die Rettung

 

Dominic Salt lebt mit seinen drei Kindern auf einer verlassenen Insel, irgendwo zwischen Australien und Antarktis. Weil das kleine Stück Land langsam vom steigenden Wasser verschlungen wird, ist das Forschungsteam, zu dem auch Dominic gehörte, längst abgereist, und bald soll auch die Familie ans Festland zurückkehren. Doch wird in einer folgenreichen Sturmnacht plötzlich eine Frau an die Küste gespült. Sie ist schwer verletzt, fast erfroren. Wer ist die Fremde? Und wie ist sie ausgerechnet nach Shearwater geraten? Während die Kinder sich von ihrer atemberaubend schönen Insel verabschieden müssen, von den Seelöwen und Albatrossen, den sturmumtosten Klippen und versteckten Senken, beginnen die fünf Menschen, einander zu umkreisen, ihre Sehnsüchte und Geheimnisse zu teilen und sich zu fragen: Welche Entscheidungen müssen wir treffen, um die Menschen zu schützen, die wir lieben? (Verlagsbeschreibung)

DNB / S. Fischer / 2025 / ISBN: 978-3-10-397683-0  / 368 Seiten

 

Kurzmeinung: Beeindruckende Naturschilderungen, eine andauernde unterschwellige Bedrohung, ein dystopischer Ansatz - unglaublich atmosphärischer Roman...
 
  
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

SEHR ATMOSPHÄRISCH...

 

 

Erster Satz: "Die längste Zeit meines Lebens habe ich meine Mutter gehasst, und doch sehe ich ihr Gesicht vor mir, als ich ertrinke." 


Die Tage der Familie Salt auf der einsamen Insel weit vor Australiens Küste sind gezählt. In wenigen Wochen wird ein letztes Schiff anlegen und Dominic und seine drei Kinder abholen, und mit ihnen die in einem eisigen Bunker gelagerten Pflanzensamen, die dort gehortet wurden, um genetische Ressourcen von Nutzpflanzen aus der ganzen Welt zu erhalten. Doch nun beginnt es zu tauen, der Wasserpegel steigt, und bald schon wird die ganze Insel verschwunden sein. Ein Endzeitszenario.

Während sich die Salts allmählich auf den endgülitgen Abschied von ihrer langjährigen Heimat vorbereiten, findet Fen an der rauen Küste den Körper einer Frau. Zu ihrer Überraschung ist diese jedoch nicht tot, sondern gerade noch am Leben. Rowan heißt die Fremde, deren Lebensgeister langsam wieder erwachen, und sie sorgt für Unruhe unter den Salts. Wer ist diese Frau wirklich - und was will sie dort auf der dem Untergang geweihten Insel? Rowan als "Eindringling" von außen stößt Entwicklungen an, bricht Geheimnisse auf, verändert Sichtweisen und Haltungen. Und auch sich selbst. Alle öffnen sich etwas und werden weicher, was sicherlich dringend notwendig ist, um die große Veränderung anzugehen, die ihnen bevorsteht, wenn das Schiff kommt. 


"Kann schon sein, dass wir eines Tages alle ertrinken, verbrennen oder verhungern, aber bis dahin können wir immer noch selbst entscheiden, ob wir zur Vernichtung beitragen oder füreinander da sein wollen."


Schnörkellos und gleichzeitig unaufgeregt schildert die Autorin die dramatischen Geschehnisse zu Beginn, schreckt auch im Verlauf nicht vor drastischen Szenen zurück. Aber hier wirkt es wie "Natur eben", alles geschieht, weil es eben der Lauf der Dinge ist. Charlotte McConaghys Schilderungen sind überaus bildhaft, allen voran die eindrucksvollen Naturschilderungen. Eine Atmosphäre von wilder Schönheit und gleichzeitig von unterschwelliger Bedrohung, der Mensch als Störenfried, die Familie Salt als Inselwächter und feinfühlige Beobachter. Viele Geheimnisse, die im Raum schweben, Fragen, die sich aufdrängen, interessante, wenn auch widersprüchliche, Charaktere.  Der ständige Wechsel der Perspektiven sorgt dafür, dass man die Menschen auf der Insel allmählich besser kennenlernt, aber auch dafür, dass jeweils verschiedene Themen und Aspekte  in den Fokus geraten. Zudem wirkt die Insel selbst wie der eigentliche Hauptcharakter - die Menschen nur als Gäste auf Zeit. 

Vielleicht ist nicht alles so wirklich vorstellbar. Womöglich wollte die Autorin zu viel in den Fokus stellen: die Natur, die Liebe von Eltern zu ihren Kindern, die menschgemachten Probleme. Und es mag auch sein, dass gegen Ende die Dramen und Traumata doch überhand nehmen. Aber letztlich konnten mich die überaus atmosphärischen Schilderungen überzeugen, die Naturbeschreibungen, die kammerspielartigen Ereignisse, verbunden mit der latenten Bedrohung, die über allem liegt. 

Alles in allem: lesenswert!


© Parden

 
 
 
 
 
 
 
Charlotte McConaghy, Jahrgang 1988, hat irisch-schottische Wurzeln und wuchs in Australien auf. Ihre Passion für die Natur und Tierwelt und ihre Erschütterung über die Auswirkungen des Klimawandels inspirierten sie zu »Zugvögel« (2020), ihrem literarischen Debütroman, mit dem sie den internationalen Durchbruch erreichte. 2022 erschien ihr zweiter Roman »Wo die Wölfe sind«. 2025 folgte der Roman »Die Rettung«. Sie hat einen Abschluss als Drehbuchautorin der Australian Film Television and Radio School. und lebt heute in Sydney. (Quelle: S. Fischer)
 


1 Kommentar:

  1. Interessanter Stoff. Und aktuell. Ich hatte letztens erst wieder eine Diskussion zum Thema "Es gibt keinen Klimawandel.

    AntwortenLöschen

Durch das Kommentieren eines Beitrags auf dieser Seite, werden automatisch über Blogger (Google) personenbezogene Daten, wie E-Mail und IP-Adresse, erhoben. Weitere Informationen findest Du in unserer Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google. Mit dem Abschicken eines Kommentars stimmst Du der Datenschutzerklärung zu.

Um die Übertragung der Daten so gering wie möglich zu halten, ist es möglich, auch anonym zu kommentieren.