Montag, 26. September 2022

Stachnau, Hendrik: Voice of Nature - Ich und Ich

Buchmessen sind dafür da, dass man sich Bücher ansieht, oder gar erwirbt, nach denen man in Buchhandlungen oder im Netz kaum suchen würde. Zumindest hätte ich nach diesem nicht gesucht, obwohl mir solche Abenteuer durchaus liegen. Man suche nur nach dem Stichwort Everest auf diesem Blog.

Ein großes Plakat mit Schlittenhunden in weiter Winterlandschaft erblickte ich am „Alexanderplatz“. Besser gesagt in Treptow auf der BuchBerlin. Schlittenhunde und das Wort YUKON. Da denkt man doch gleich an Jack London, Wolfsblut und die Goldsucher des 19. Jahrhunderts. 

Aber die Bewältigung des Yukon Quests, des längsten Schlittenhunderennens auf der Welt, ist nicht einfach Inhalt eines Sportbuches...

Inhalt. Der 1983 geborene Hamburger Hendrik Stachnau ist ein zielstrebiger Mensch. In jungen Jahren las er einmal von diesen Schlittenhunderennen in Alaska und das lies ihn nicht mehr los. Hilfreich war, dass seine Eltern so einen Alaska Malamute anschafften. Einen von den vier reinrassigen Schlittenhunderassen: Sibirien Husky, Samojede, der Alaska Malamute und der  Grönlandhund.  

Hendrik spannte den Hund vor einen Bollerwagen und versuchte schon als Junge, den Hund zum Laufen zu bekommen. Mit Würstchen. Jedoch merkte er alsbald, das nicht jeder Hund auch ein Leithund ist. 

Mit der Zeit wurden mehr Hunde daraus und bereits mit dreizehn Jahren nahm er in Deutschland an Schlittenhunderennen teil.

Außerhalb von Hamburg lebte er während des Studiums der Betriebswirtschaft in einem etwas ausgebauten Eselstall mit seinen Hunden und in der Nähe der S-Bahn-Anbindung in die Innenstadt. Später hatte er eine Holzhütte im kalten Schweden und trainierte sich und die Hunde für die Rennen.

Natürlich nehmen die sportlichen Höhepunkte, die verschiedenen Schlittenhunderennen, vor allem in Skandinavien und das große in Kanada / USA, der Yukon Quest den Hauptteil des Buches ein. 

Wie man mit acht bis vierzehn Hunden in einer baumlosen Landschaft bei bis zu 50 Grad Minus überlebt, erfahren Leserinnen und Leser eindringlich und mehrfach. Was ist ein Überlebenssack? Wie kann man mit so wenig Schlaf so viele Kilometer an einem Tag schaffern? Warum tragen Schlittenhunde anderer Teams Jacken beim Rennen, die von Hendrik Stachnau aber nicht? Warum sind die anderen oft schneller, obwohl die Alaska Malamute und die Grönlandhunde bei großer Kälte erst recht rennen wie verrückt? Worin liegt das Geheimnis, wenn Stachnau als 27er von 30 die Ziellinie des Yukon Quest überquert, für diese Leistung aber besondere Anerkennung erhält? War er doch der erste, der das mit den Urschlittenhunden schaffte, also die, die von Statur, Pelz und Wolfsabstammung eigentlich die besten sind?



Eine der herausragendsten Erzählung ist die, in der Stachnau sieben Stunden in diesen Überlebenssack kriecht, sich ständig bewegen muss, damit er anschließend nicht einen Meter unter dem Schnee liegt, derweil sich die Hunde einschneien lassen und nur die Nase über dem Schnee behalten.

Stachnau beschäftigt sich aber nicht nur mit dem Schlittenhundesport, es geht ihm auch um menschliche Höchstleistungen, Extremerfahrungen, Selbst und Fremdführung. Wie kann man Ängste akzeptieren, fragt er und zeigt eigene Schlüsselerlebnisse auf. 

Thema sind das Zusammenspiel von Niederlage und Erfolg, Visionen, Willenskraft und Vertrauen un sodann vom „Voice of Nature Konzept“ zu schreiben, wobei es hier unter Anderem darum geht, Selbstbestimmung und Fremdbestimmung auseinander zu halten und letztere auszuschalten, mindestens aber zu minimieren.



Er meint dabei, dass wir, wenn wir allein sind, deshalb so schnell zu Handy, TV, Computer greifen, weil uns diese Ablenkung vor Selbstkonfrontation schützt. Willenskraft ist hierbei entscheidend und dass man die trainieren kann. Allerdings liegt er doch etwas daneben, wenn er dafür das Beispeil eines Neugeborenen aufruft, , dass kämpfen müsste um um zu leben, was sich beim ersten Mal Luftholen zeigen würde. Dies ist aber sicher nicht Ausdruck des Willes, sondern angeboren. 

mit Interessant ist auch der Gedanke, dass uns ohne die Lösung von Problemen schnell langweilig wird. Wir beschäftigen uns zwar gern mit Positivem, aber nicht ausschließlich, denn nur an Negativem gibt es ja etwas zu verbessern.

Voice of Nature heißt für ihn, dass wir den Mut haben sollen, der eigenen Stimme zu folgen. Stachnau bietet die „Werkzeuge“ an, mit denen wir die eigene Stimme, nicht überlagert von Ängsten hören könnten.



Das Buch. Stachnau erklärt in einem Vorwort den Aufbau des Buches und ein Prolog schließt sich an.Seltsam dabei dass dieser zuerst in der dritten Person geschrieben ist, der Autor aber nach einigen Seiten in die erste Person wechselt.

Es geht ihm, wie bereits angedeutet, nicht allein um den Sport, die Selbstüberwindung, Abenteuer, es geht ihm um Führung, Selbstführung. 

„Wonach richte ich mein Leben aus, nach meinen Wünschen oder meinen Ängsten, was hat mehr Macht? Wenn ich herausgefunden haben, was für Wünsche ich habe, was ich im Leben machen, erreichen will, stellt sich als nächstes die Frage, ob ich mich traue, mein Leben nach diesen Wünschen auszurichten...“

Im Anschluss an diese (zeitige) Autobiografie hat der Autor seine Diplomarbeit angefügt, in der er sich mit emotionaler Führung und dem Einfluss von Emotionen bei Entscheidungen beschäftigt hat. Aber auch Erlebnisurlaub ist möglich

Seine Erkenntnisse setzt er in Coachings und Teamtrainings auf seiner Wildnis-Lodge in Schweden für Führungskräfte, Leistungssportler und Privatpersonen um.  Doch auch Erlebnisurlaub ist in der Wildnis-Lodge möglich. Dafür werden in der aktuellen Saison 34 Vier-Tage-Touren und 14 Sieben-Tage-Touren mit 4vier Schlittenhunden (jeder fährt sein Gespann) angeboten. 

Zum Buch gibt es auch eine wunderbares Video, welches dem Zuschauer eindrucksvoll das Schlittenfahren, in überwältigenden Landschaften zeigt. 

* * *

Fazit. Solche „Abenteuer“ kommen in meinem Bücherregal mehrfach vor. Die meisten Bücher betrafen dabei das alpine Bergsteigen. Die Himalaya-Bücher von Fritz Rudolf, Reinhold Messner oder die Ozean-Touren eines Thor Heyerdahl las ich mit Interesse und immer wieder schau ich in eines der teilweise jahrzehntealte Bücher hinein.




Hier haben wir so etwas vor der Nase. Schlittenhundefahren in der Wildnis Schwedens, keine 1000 Km entfernt, der Weg ist kürzer als der Yukon-Quest, der über 1600 km verläuft.

Lust bekommt man sicherlich, liest man das Buch und sieht den Film. Es gäbe einen Grund für mich. In zwei Jahren...

Und Lust bekommt man auch auf die Bücher von Jack London.




PS: Das Thema Führung werde ich mir auch aus beruflichen Gründen etwas genauer ansehen. Führung verändert sich, Anforderungen an Führung verändern sich. Emotionale Führungsstärke scheint dabei weniger gefragt und emotionale Führung selbst selten zu sein.

PPS: Abenteuer in der Kälte, das erinnert doch an David Maddox und Aki & Nibi.


© Der Bücherjunge

1 Kommentar:

  1. Ach, diese Alaskan Malamute sind doch die Labertaschen unter den Hunden - haben zu allem etwas zu "melden". Dazu gibt es eine paar witzige Videos im Netz.

    Das Buch scheint eine krude Themenmischung zu bieten - die Bilder sind offensichtlich schön, so wie das Video...

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