Zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Ayoola ist
das Lieblingskind, unglaublich schön -- und sie hat die Angewohnheit,
ihre Männer umzubringen.
Korede ist eher praktisch veranlagt und dafür zuständig hinter ihrer Schwester aufzuräumen: die Krankenschwester kennt die besten Tricks, um Blut zu entfernen, und ihr Kofferraum ist groß genug für eine Leiche. Dann verknallt sich natürlich auch Tade, der hübsche Arzt aus dem Krankenhaus, in Ayoola, der doch eigentlich für Korede bestimmt ist. Jetzt muss die sich fragen, wie gefährlich ihr Schwester wirklich ist -- und wen sie hier eigentlich vor wem beschützt.
Dieser euphorisch
gefeierte Roman aus Nigeria ist so beiläufig feministisch wie abgründig,
er ist "fiebrig heiß" (Paula Hawkins) und verdammt cool zugleich.
- Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
- Verlag: Blumenbar; Auflage: 4. (10. März 2020)
- Sprache: Deutsch
- Übersetzung:
- ISBN-10: 3351050747
- ISBN-13: 978-3351050740
Manche Bücher reizen mich einfach. Über diesen Roman bin ich in den letzten Wochen immer wieder gestolpert, weshalb ich schließlich zugriff. 240 Seiten sind schnell gelesen, und versprochen war "Ein Granatenbuch: scharf, explosiv, wahnsinnig komisch" (Klappentext). Ein Lesevergnügen also? Ob dieses gehypte Buch bei mir punkten konnte, könnt Ihr hier nachlesen:
FAMILIENBANDE...
Der Einstieg in den Roman ist fulminant und humorvoll - der Leser
springt mitten hinein in eine bluttriefende Szene, denn Ayoola, die
jüngere Schwester der Familie, hat (mal wieder) einen Liebhaber
umgebracht. Für das Aufräumen ist Korede zuständig, die ältere
Schwester, die aufgrund ihrer Tätigkeit als Krankenschwester genau weiß,
wie man sämtliche Spuren beseitigt - auch Blut.
Diesem spritzigen Einstieg können die nachfolgenden und allesamt
kurzen Kapitel nicht standhalten. Bedeutsam ruhiger gerät die Erzählung
fortan, stets beschränkt auf die Perspektive von Korede. Durch
Zeitsprünge und Ortswechsel erfährt der Leser allmählich etwas mehr über
das Leben und die Vergangenheit der wohlhabenden Schwestern, die
gemeinsam mit ihrer Mutter in einem großen Haus in Lagos, Nigeria, leben
und von einem Dienstmädchen versorgt werden.
Während Ayoola sich auf ihre Schönheit beschränkt und die Tage mit
Mode, Sozialforen und Männerbekanntschaften verbringt, arbeitet Korede
als Krankenschwester in einem Krankenhaus. Dort arbeitet auch der
hübsche Arzt Tade, in den Korede heimlich verliebt ist. Doch bevor sich
da etwas anbahnen könnte, trifft Tade auf Ayoola, und schon ist es um
ihn geschehen. Eine unerträgliche Situation für Korede, die es nie
schafft, aus dem Schatten ihres Mauerblümchendaseins herauszutreten.
Freunde haben beide Mädchen nicht - der einzige, dem Korede etwas
anvertraut, liegt in einem der Krankenzimmer seit Monaten im Koma. Immer
wieder schüttet sie dem teilnahmslos Daliegenden ihr Herz aus, was
jedoch nie jammernd oder mitleidheischend erscheint, sondern einfach ein
Ventil für Korede darstellt, die sonst nicht weiß wohin mit ihren
Gedanken und Gefühlen. Dumm nur, dass dieser Patient eines Tages ganz
wider Erwarten aufwacht...
»Ein Granatenbuch: scharf, explosiv, wahnsinnig komisch« steht im
Klappentext - und nein, das trifft es für mich definitiv nicht. Ob es
tatsächlich ein Thriller ist, sei auch einmal dahingestellt. Etwas
Spannung entsteht dadurch, dass lange unklar ist, wie Korede mit den
widrigen Faktoren umgeht, ob sie sich wie bisher immer für ihre
Schwester Ayoola entscheidet oder ob sie sich endlich frei macht von den
sie hemmenden Familienbanden. Ansonsten ließ die Spannung für mein
Empfinden zu wünschen übrig.
Ein wenig Gesellschaftskritik (Nigeria) sowie ein erfrischender
feministischer Ansatz (durch die starken Frauenfiguren) blitzen hier
durch, wobei ich gerne noch mehr über die Verhältnisse in Nigeria
erfahren hätte als das wenige, das hier zwischen den Zeilen vermittelt
wird (Macht der Männer, Korruption der Polizei). Auch die Charaktere
bieten nicht die erhoffte Tiefe - über die Motive, die Ayoola zum
ständigen Abmurksen ihrer Liebschaften bewegen, ist hier z.B. nichts zu
erfahren. Selbst der Humor blitzt hier nur ab und zu durch, da hätte ich
deutlich mehr erwartet.
Das Ende dann - passte irgendwie, mir aber nicht... Mehr kann ich
hier nicht verraten ohne Spoilergefahr, aber ich hätte mir einfach etwas
anderes gewünscht.
Alles in allem hielt der Roman nicht ganz, was ich mir von ihm
aufgrund des derzeitigen Hypes versprochen hatte. Er ist erfrischend
anders, war aber weniger spritzig, tiefgründig und humorvoll als ich
erwartet habe.
© Parden
Oyinkan Braithwaite hat Kreatives Schreiben und Jura in Kingston
studiert, in einem nigerianischen Verlag und in einer Produktionsfirma
gearbeitet. Heute ist sie als freie Autorin tätig. Sie war nominiert für
den Commenwealth Short Story Preis und ihr Debütroman »Meine Schwester,
die Serienkillerin« war weltweit ein fulminanter Erfolg, wurde für den
Booker Prize und den Women's Prize nominiert und gewann den Los Angeles
Times Prize für den besten Thriller. Eine Verfilmung ist in
Vorbereitung. Oyinkan Braithwaite lebt in Lagos, Nigeria.
Wahrscheinlich such ich mir eher Bücher aus, die mir von vornherein gefallen werden. Das letzte schwierige war „Die geteilten Jahre“
AntwortenLöschenHallo Anne,
AntwortenLöschenmir hat das Buch gut gefallen, sodass ich es an einem Tag verschlungen hat. Aber ich kann deine Kritikpunkte verstehen. Mich hat es gut unterhalten, für die Kurzweiligkeit hatte es genug Tiefgang und Spannung. Aber ich glaube, es hatte auch viel damit zu tun, dass ich es so schnell durchgelesen habe. Vielleicht wäre meine Meinung sonst anders ausgefallen.
Ich habe deine Rezenion unter meiner verlinkt als weiteres Meinungsbild. Wenn das nicht okay ist, meld dich bitte! :)
Viele Grüße & einen schönen Start in die Woche
Jacki von Liebe dein Buch ♥
Hallo Jacki,
Löschenherzlichen Dank für den netten Kommentar hier - und ja, die Verlinkung ist vollkommen in Ordnung.
LG Anne