Es war ein kurzfristiger Termin, abgesprochen auf einer bekannten social media Plattform: Freitag, 16.03.2018 am Stand von Droemer & Knaur. Buchmesse Leipzig. Sabine Ebert, bekannte Autorin historischer Romane, fand die Zeit, sich mit mir zusammenzusetzen und auf einige Fragen quer durch ihre historischen Romane zu antworten.
Blicken wir erst einmal zurück: Einem breiten Leserkreis bekannt wurde die Wahlleipzigerin durch die sogenannte Hebammenreihe, ein fünfbändiger Roman, der im 12. Jahrhundert angelegt ist und in welchem das Erzgebirge um das heutige Freiberg besiedelt wird. Dazu führt ein ministerialer Ritter namens Christian eine Gruppe Siedler von Franken in die Mark Meißen, hier herrscht Markgraf Otto von Wettin. Das Silber, welches im Laufe des Romans gefunden wird, macht die Wettiner reich, Otto erhält den Beinamen „der Reiche“.
Marthe ist ein junges Mädchen, welches sich dem Treck des Ritters anschließt, als Hebamme und Heilerin zeigt sie großes Geschick und Gefühl bei der Diagnose und Heilung von Kranken. Natürlich geht das nicht immer gut.
Ich bat Sabine Ebert zu erzählen, welche Bedeutung diese Begabung für sie hatte, wirkte die Idee der „heilenden Hände“ doch auf mich mysteriös und unnötig.
Die Autorin meinte dazu, sie sei überzeugt, dass in den Zeiten der Kräuter- und Naturheilkunde, der weisen Heilerinnen, die Menschen auf Kräutermedizin und die diese verabreichenden Hände viel stärker reagiert hätten als heute in unserer Antibiotikazeit. Sie sehe darin nichts Mystisches, Überhöhtes, es war in diesem Sinne ihre Absicht, Marthe diese Eigenschaften zu geben.
Sabine Ebert unternahm nach dem fünften Band der Reihe einen Abstecher nach Leipzig und das 19. Jahrhundert und schrieb zwei Antikriegsromane zum Thema der sogenannten Befreiungskriege. Auf diese werde ich zu sprechen kommen; anschließend kehrte sie in das "12. Jahrhundert" zurück.
In den bisherigen zwei Romanen von Schwert und Krone (Band 1: Meister der Täuschung / Band 2: Der junge Falke) setzt sie in der Geschichte vor der Hebamme ein und erzählt davon, wie Friedrich von Schwaben zu Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) wird und wie sich die Markgrafschaft Meißen durch die Wettiner entwickelt. Wieder treten fiktive Figuren neben historischen Personen auf. Hier interessierte mich und die anderen Leserinnen und Leser, welche Rolle diese erfundenen Leute im Reigen der historischen Fürsten, Bischöfe und Königen spielen.
Sabine Ebert bestätigte, dass diese fiktiven Figuren Bindeglied sind. Wichtig ist bei den verschiedenen Romanen aber auch, dass hier unterschiedliche Erzählperspektiven gewählt worden sind: Waren es bei der Hebamme mehr die einfachen Leute, die Siedler, Bauern, Bergleute, die in den Fokus rückten, ist Schwert und Krone mehr aus der Perspektive der Fürsten erzählt. In 1813 – Kriegsfeuer und 1815 – Blutfrieden sind es wiederum das Bürgertum und die Soldaten.
Die Geschichte zu erzählen, wie der Junge Christian durch des Markgrafen Konrad s Entscheidung zum Ritter wird, ist ein geschickter Kniff gewesen, der mir als Leser sehr gut gefallen hat. Die Autorin bemerkte dabei, dass in den folgenden Büchern durchaus noch etwas Puffer zur Fortführung besteht, so wie auch der erwähnte Otto der Reiche von Wettin erst die Hedwig von Brandenburg kennen lernt und heiratet.
Gelegentlich hat man als Leser den Eindruck, dass es Mode sein könnte, eine Liebes- oder Abenteuergeschichte in das Mittelalter zu setzen. Schon länger stellte sich mir die Frage, was denn zuerst da war: Die Geschichte um die handelnden Menschen, zum Beispiel eben der erfundenen Protagonisten oder der Zeitraum, die Epoche, welche Sabine Ebert als Autorin erzählen will.
Eindeutig erklärte sie mir, dass der Zeitraum „zuerst“ da sei. Sie wisse genau, welchen Zeitabschnitt sie zu behandeln anstrebt. Dabei nimmt Recherche die meiste Zeit in Anspruch, Fachliteratur und Bibliotheksarbeit. Das Internet nutzt Sabine Ebert wenig. Dabei lernt sie oft Ereignisse kennen, die ihr erst die Augen für bestimmte Zusammenhänge öffnen. Zwei Beispiel aus 1813 – Kriegsfeuer wären dafür symptomatisch. Dies ist einmal die Begegnung des Rittmeisters von Colomb mit dem Major und Freiherrn von Lützow. Jeder kennt die Lützowschen Jäger, die wesentlich diszipliniertere Freischar des preußischen Rittmeisters war ihr vorher gar nicht bewusst. Ein zweiter Punkt aus ebendiesem Roman ist das Zusammenkommen des Generalmajors Thielmann mit Theodor Körner. Diese beiden hier genannten historischen Begegnungen fanden wirklich statt. So etwas findet man nur durch intensive Recherche.
In Gespräch zu den beiden aufeinanderfolgenden Antikriegsromanen erwähnte Sabine Ebert, dass sie eben kein reines „Schlachtendrama“ schreiben wollte, dieses wäre in vielerlei Hinsicht viel zu kurz ausgefallen. Da gab es keinen anderen Weg als einen größeren Rahmen zu wählen. Insofern bot sich die unmittelbare Zeit vor und während der „Völker“Schlacht von Leipzig (1813 – Kriegsfeuer) und die Fortführung des Romans in Band 2 (1815 – Blutfrieden) bis Waterloo förmlich an.
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Wie führt man ein Interview? Sabine Ebert staunte schon etwas ob der „zusammhangslosen“ Fragen, die quer durch die Palette ihrer historischen Romane führten. Dabei haben wir über Blut und Silber gar nicht gesprochen. Vielleicht waren dies auch Fragen, die bei der Lektüre auch anderen Leserinnen und Lesern kamen.
Für dieses etwas unübliche Interview danke ich Sabine Ebert herzlich und harre in Spannung und Ungeduld auf den dritten Band von Schwert und Krone. Zum weiteren Weg des zukünftigen Ritters Christian von Christiansdorf hat die Autorin dem Interviewer allerdings nichts verraten.
PS: Wusstet ihr schon, dass Das Geheimnis der Hebamme ab Juni auf der Felsenbühne in Rathen zu sehen ist? Oder dass der Roman Meister der Täuschung - Der junge Falke den Publikumspreis der Histo-Couch erhalten hat. Mehr erzählt Sabine Ebert auf ihrer Webseite.
Sicher eine ungewöhnliche Art des Interviews. Aber für Kenner der Bücher von Sabine Ebert in jedem Fall interessant! Klasse Foto! ☺
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