Freitag, 23. März 2018

Günther, Ralf: Die Theatergräfin

Auf den Spuren von Ida Hahn-Hahn

Der Name klingt nicht unbedingt nach Hochadel. Doch Ida Hahn-Hahn war eine Ida Marie Louise Sophie Friederike Gustave Gräfin von Hahn. Sie war die Tochter des „Theatergrafen“ Karl Friedrich von Hahn, mitnichten jedoch DIE THEATERGRÄFIN. Ida, die sich selber gern Gräfin Hahn-Hahn nannte, war eine weitgereiste Schriftstellerin. Sie lernen wir in diesem Roman kennen und auch ihren Sohn (?), der seinem Großvater mit Hilfe zweier armer Schauspieler nacheifert. Ist Marie Beeseratz die „geborene Julia Capulet“, wird sie eine Theatergräfin?




(Quelle Wikipedia)
Im Jahr 2005 erschien im List Verlag der Roman von Ralf Günther, vor einigen Monaten erstand ich ihn während einer Lesung zu der Novelle Die Badende von Moritzburg. Ralf Günther stellt uns eine bekannte Persönlichkeit des 19. Jahrhunderts vor. Ida Hahn-Hahn ist mit ihrem Gefährten Adolf Freiherr von Bystram (1792-1849) auf Orientreise. Der Autor führt so den Leser von Wien über die Donau nach Konstantinopel, nach Beirut, Damaskus, Jerusalem und auch noch nach Ägypten. Danach muss sie Reise abbrechen, denn ihr Sohn, nur beschäftigt mit seinem Theater, lässt den Familiensitz verlottern und ausplündern. Die junge und arme Schauspielerin Marie kommt erstmals mit wirklicher Kunst in Berührung, genau wie Ida ringt sie „um Unabhängigkeit und Selbstbestimmung“. (Klappentext)


Ob es den Sohn wirklich gegeben hat ist umstritten, Ralf Günther lässt in Wolf den Vater der Gräfin Hahn-Hahn auf die Roman-Bühne treten, Friedrich von Hahn war wirklich ein großer Theaterliebhaber und trat auch als Schauspieler auf. Seine Projekte allerdings „scheiterten an wirtschaftlichen Unvermögen“ (Wikipedia), er starb verarmt.

Eine Zeitlang lebte die reisende und schreibende Gräfin Hahn-Hahn auch in Dresden. Ihr Wanderleben soll ziemlich unstet gewesen sein. Man hatte sie mit ihrem Cousin verheiratet, daher auch der Doppelname. Die Ehe hielt nur drei Jahr, und mit  Sesshaftigkeit hatte Ida spätestens nach der Scheidung wahrlich nichts am Hut. Dafür wurden ihre Werke in acht Sprachen übersetzt. Als Freund und Assistent wirkte Adolf von Bystram, eine Art Manager, für ihre Werke. Eines davon ist ein autobiografischer Roman. (bücher.de) Sie führte eine umfangreiche, auch königliche,  Korrespondenz.



Dies sind die beiden Handlungsstränge, die am Ende zusammengeführt werden: Die Vorbereitung einer Aufführung von Romeo und Julia (für zwei arme Schauspieler - Konrad und Marie -  und einen gräflichen Schauspieler namens Wolf) und die Reise der Gräfin und Bystrams in den Orient. Beides ist gleichermaßen interessant, die beiden Linien hätten schon jede einen Roman ergeben können. Die Verknüpfung beider ergibt einen historischen Roman, der die Leserin, den Leser wieder einmal auf unbekanntes Terrain führt (Der Blogger hier kannte bisher keine der historischen Personen). Nicht verraten wird allerdings, wer am Ende im wahrsten Sinn des Wortes am besten davonkommt.


Der Autor des Romans hat ebenfalls im Jahr 2005 einen Bildband als ZEITREISE IN DEN ORIENT herausgegeben, in diesem werden die Abenteuer und Erfahrungen der Ida Hahn-Hahn vorgestellt. Natürlich war es höchst selten, dass eine hochadelige Schriftstellerin in seltsamer Reisekleidung das Osmanische Reich durchstreift. Der Bystram war bestimmt auch als männlicher Begleiter notwendig in dieser Zeit. Sie waren beide zusammen in Frankreich, Italien, England, Schottland, Irland und eben im Orient. Der gelegentlich vermutete Sohn wird dabei auch mit ihm in Verbindung gebracht.



Was macht einen historischen Roman aus? Der Blogger meint, dass ein guter Roman dieses Genres zum „Weitergoogeln“ führen muss. Gerade bei diesem konnte man wieder fündig werden. Ob dies nun dazu führt, Werke der Gräfin zu lesen, sei dahingestellt.


(Quelle: Wikipedia)
Ralf Günther, geboren 1967 in Köln, hat Theater-, Film und Fernsehwissenschaft studiert, auch Germanistik und Pädagogik, er hat Hörspiele und Drehbücher verfasst und sogar ein Kabarettprogramm für DIE HERKULESKEULE. Und Romane...

► Ralf Günthers im Internet
► Ralf Günther in der DNB
► Ralf Günther in wikipedia
DNB / List / Berlin 2005 / ISBN: 978-3-548-60693-4 / 384 S.

© KaratekaDD




2 Kommentare:

  1. Von manchen Autoren kommt man einfach nicht los, wenn man sie einmal für sich entdeckt hat... Schöner Beitrag! ☺

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    1. Nö, besonders, wenn man sie kennt. Aber da liegt durchaus noch Papier in Deckeln rum, dessen Autoren ich nicht kenne. ;)

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