Montag, 5. Juni 2017

Miller, Louise: Die Zutaten zum Glück



Wer rechnet schon damit, dass aus einem Flammeninferno das große Glück erwächst? Am wenigsten die Patissière Olivia, als sie mit ihrem flambierten Dessert einen Bostoner Luxusclub in Brand setzt. Dass genau das ihr ein neues Leben  und eine Liebe auf Umwegen beschert, noch dazu in Vermont, kommt für sie genauso unverhofft wie für all diejenigen, denen sie dort in die Quere stolpert …

Nachdem sich Olivias Karriereaussichten in Rauch aufgelöst haben, flüchtet sie sich kurzerhand zu ihrer besten Freundin ins ländliche Vermont. Wo sie nicht nur Unterschlupf und eine Anstellung wider Willen in einem kleinen Landgasthof findet, sondern auch ein neues Zuhause, nach dem sie bislang gar nicht gesucht hatte. Doch bevor Olivia selbst erkennt, wohin ihr Herz gehört, muss sie sich mit der kauzigen Lokalbevölkerung anfreunden – und das Geheimnis um den besten Apple Pie lüften. Und nicht zuletzt die Gunst einer eigensinnigen alten Dame erobern, unter deren rauer Schale mehr verborgen liegt, als Olivia ahnen kann …

(Klappentext Suhrkamp / Insel)

  • Broschiert: 408 Seiten
  • Verlag: Insel Verlag; Auflage: Deutsche Erstausgabe (10. April 2017)
  • Sprache: Deutsch
  • Übersetzung: Katja Bendels
  • ISBN-10: 3458362649
  • ISBN-13: 978-3458362647
  • Originaltitel: The City Baker's Guide to Country Living










DAS GLÜCK DER PATISSIÈRE...





Olivia hat es als Patissière mit Anfang dreißig schon weit gebracht in der Welt der Kuchen und Desserts. Als sie jedoch mit einer flambierten, zwanzig Kilo schweren Eistorte einen Bostoner Privatclub in Brand setzt und sich ihre weiteren Karriereaussichten damit buchstäblich in Rauch auflösen, flüchtet sie sich kurzerhand zu ihrer besten Freundin ins ländliche Vermont. Dort findet Olivia nicht nur einen Unterschlupf, sondern unversehens auch eine Anstellung in einem kleinen Landgsthof. Die Gepflogenheiten des Kleinstadtlebens erscheinen Livvy zunächst befremdlich, doch dann bahnen ihre Backkünste und ihr Banjospiel ihr einen Weg in die Herzen der Einwohner. Nur die reservierte und eigensinnige alte Besitzerin des Landgasthofs scheint unnahbar. Doch unter deren rauer Schale liegt mehr verborgen, als Livvy ahnen kann. Und schließlich spürt die junge Patissière, was es bedeuten kann, 'Zuhause' zu sein...

In Louise Millers Debütroman dreht sich alles um die dreißigjährige Patissière Olivia, und vermutlich sind die biografischen Parallelen zwischen der Protagonistin und der Autorin nicht zufällig. Wo 'Wohlfühlatmosphäre' versprochen wird, ist Liebe nicht weit - und tatsächlich spielt diese in dem Roman keine unbedeutende Rolle. Doch in erster Linie geht es darum, dass Olivia endlich irgendwo ankommt, nicht ständig bei Schwierigkeiten davonläuft und ihr bisheriges Leben grußlos hinter sich lässt. Natürlich geschieht dies nicht reibungslos und ebenso natürlich darf eine Portion Kitsch nicht fehlen, aber bis auf das arg weichgespülte Ende hält sich das alles angenehm die Waage.

Tatsächlich konnte der Roman bei mir v.a. durch die Atmosphäre punkten. Schnell tauchte ich ein in die Beschreibungen des ländlichen und meist friedlichen Vermont, genoss die Schilderungen der diversen Köstlichkeiten, die da von Olivia und ihrem Küchenschef Alfred kreiert wurden und vermeinte oft genug, etwas von dem köstlichen Duft zu erhaschen, der da dem Ofen entströmte. Das prasselnde Feuer im Kamin, die kuschelige Decke auf dem Sofa, die mitreißende Musik an den Abenden, die langen Spaziergänge durch den unberührten Wald - all diese Beschreibungen ließen mich daran teilhaben und tief in Olivias neue Welt eintauchen.

Olivia selbst kam mir dagegen nur zögerlich nahe. Ihre Desserts und Backwerke beeindruckten mich, ihr Charakter allerdings erschloss sich erst allmählich. Witzig waren ihre ständigen Haarfärbe-Aktionen mit überaus originellen Farbprodukten wie beispielsweise 'Manic Panic Electric Tiger Lily' oder 'Manic Panic Atomic Turquoise'. Ansonsten wirkte Olivia in ihren Handlungen trotz ihrer 32 Jahre oft noch recht unreif - allerdings voller Sehnsüchte. Auch im Verlauf des Romans entwickelte sich die Patissière für mein Empfinden nicht wesentlich weiter, so dass ich hier Abstriche in der B-Note machen muss. Allerdings gab es andere Charaktere in dem Roman, die mich mehr für sich einnehmen konnten - wie z.B. Olivias schrullige Chefin Margaret oder auch Henry, ein alter Mann, der sich gleich in mein Herz schleichen konnte.

Das Ende war dann - too much. Friede, Freude, Eierkuchen - eine ganze Ladung Weichspüler ergoss sich über den im übrigen viel zu kurzen Schluss, so dass ich am Ende zwiespältig zurückblieb. Mein märchenbegeistertes Ich konnte mit dem natürlich erwarteten Happy End zufrieden sein, und doch konnte ich das Ende nicht wirklich genießen. Alles wurde unter einer dicken Puderzuckerschicht begraben, was den Bereich des Vorstellbaren für mich überstieg. Schade, dass hier das Potential nicht voll ausgeschöpft wurde.

Doch weil das Buch ansonsten ein wirklicher Wohlfühlroman zum Abschalten war und dementsprechend meine Erwartungen erfüllte, runde ich die 3,5 Sterne, die ich hier gerne vergeben würde, auf 4 Sterne auf. Eine angenehme Lektüre z.B. für dunkle Herbsttage oder auch für die kühle Winterzeit.


© Parden














Louise MillerDer Verlag Suhrkamp / Insel schreibt über die Autorin:

Louise Miller lebt und arbeitet als Patissière in Boston. In ihrer Freizeit kümmert sie sich um ihren Blumengarten, spielt hin und wieder Banjo, ist begeisterte Filmenthusiastin und liebt alte Hunde. Die Zutaten zum Glück ist ihr erster Roman und neueste Genusskreation, mit der sie die Leserherzen in den USA im Sturm erobert hat.

übernommen vom Verlag Suhrkamp / Insel

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Durch das Kommentieren eines Beitrags auf dieser Seite, werden automatisch über Blogger (Google) personenbezogene Daten, wie E-Mail und IP-Adresse, erhoben. Weitere Informationen findest Du in unserer Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google. Mit dem Abschicken eines Kommentars stimmst Du der Datenschutzerklärung zu.

Um die Übertragung der Daten so gering wie möglich zu halten, ist es möglich, auch anonym zu kommentieren.